Schwimmen

Auf dem Weg nach Tokio: Isabel Herttrich schielt im Badminton auf eine Medaille

SerieBadminton-Spielerin Isabel Herttrich (29) hat sich im Mixed für die Olympischen Spiele qualifiziert. Gut vorbereitet und mit dem richtigen Selbstbewusstsein fliegt sie nun nach Japan. In einer Serie mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) haben wir 18 deutsche Sportlerinnen auf dem Weg nach Tokio begleitet.

Wenn Isabel Herttrich und Mark Lamsfuß am 24. Juli das erste Vorrunden-Spiel bei den Olympischen Spielen bestreiten, bekommen sie es direkt mit richtig harten Gegner:innen zu tun. Die aktuellen EM-Dritten treffen in der Gruppe D auf die Olympiazweiten von 2016, Chan Peng Soon und Goh Liu Ying aus Malaysia. „Die Asiat:innen sind schon sehr dominant im Badminton, das ist dort einfach ein Volkssport und die Spieler:innen sind alle extrem gut“, sagt Isabel Herttrich (29) rund zwei Wochen vor dem Start in Tokio. Auch in den beiden weiteren Vorrundenspielen geht es gegen asiatische Mixed-Teams: Gegen die Vizeweltmeister aus China und die WM-Dritten aus Hongkong. Das deutsche Duo fährt aber gut vorbereitet nach Tokio und glaubt an sich. Herttrich sagt: 

Ich bin topfit und an einem guten Tag können wir viele schlagen.

Rund sieben Wochen direkte Vorbereitung auf Olympia haben die Badminton-Partner hinter sich. Dass sie sich für Tokio qualifiziert haben, stand jedoch lange nicht sicher fest. Ausgefallene Turniere, positive Corona-Fälle und Startabsagen haben die Qualifikation etwas ins Chaos gestürzt. „Es gab nie diesen Moment, in dem wir auf dem Feld standen und sicher wussten, dass wir uns qualifiziert haben“, erzählt Herttrich. Die Nachricht hat sie schließlich Mitte Mai von Sportdirektor Martin Kranitz am Telefon bekommen – als sie gerade im Impfzentrum auf die erste Corona-Impfung wartete. „Da habe ich dann ein kurzes Freudentänzchen gemacht“, sagt Herttrich und lacht.

Komplettes Badminton-Team zum ersten Mal dabei

Am 16. Juli geht nun schließlich der Flieger nach Japan, acht Tage vor dem ersten Spiel. Bis kurz zuvor hatten Herttrich und das Team neben dem Training noch einiges zu erledigen. Unter anderem ein paar mehr Pressetermine als sonst. Herttrich sagt: „Das ist schon cool und wenn der Flieger geht, bin ich bestimmt aufgeregt. Alle aus unserem Team sind zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen dabei, das ist eine tolle gemeinsame Erfahrung.“ Nach Olympia in Rio 2016, wo der Deutsche Badminton Verband ebenfalls ein großes Aufgebot an den Start schickte, gab es einen Generationenwechsel im Team.

Bundestrainer Diemo Ruhnow (v.l.), Mark Lamsfuß, Marvin Seidel und Isabel Herttrich. Foto: Claudia Pauli

Vor fünf Jahren hat Herttrich die Olympia-Qualifikation im Damendoppel mit Birgit Michels verpasst. „Das hat den Hunger auf Olympia aber nur größer gemacht und seither standen alle Weichen klar auf Tokio“, sagt Herttrich, die schon als Kind und in der Jugend-Nationalmannschaft von einer Teilnahme bei Olympischen Spielen geträumt hat. Mit neun Jahren hat Herttrich das erste Vereinstraining absolviert und sich einige Zeit später zwischen Badminton und ihrer zweiten Sportart Handball entscheiden müssen.

Schnelle und dynamische Sportart

Ihre Wahl fiel auf den Sport, den auch ihre Eltern und die große Schwester ausübten: Badminton. „Die Entscheidung habe ich nie bereut. Badminton ist eine so schnelle und dynamische Sportart, in der nie Langeweile aufkommt. Und man muss nicht perfekt sein, Schwächen lassen sich mit Stärken auch ausgleichen“, erzählt sie. Schon in der Jugend war die gebürtige Hersbruckerin, die mittlerweile in Saarbrücken lebt und trainiert, sehr erfolgreich. Bei den Profis hat sie bereits zweimal die Bronzemedaille bei Europameisterschaften und im vergangenen Jahr die Denmark Open gewonnen. Immer mit Mixed-Partner Mark Lamsfuß.

Isabel Herttrich und Mark Lamsfuß. Foto: Claudia Pauli

Während im Einzel die Schwierigkeit unter anderem darin liegt, das komplette Feld allein abzudecken, spielt im Doppel oder Mixed die Taktik eine noch größere Rolle. „Wir müssen immer so spielen, dass wir den Partner in eine gute Position bringen.“ Gemeinsam auf dem Feld zu stehen und zu kämpfen hat Herttrich immer schon lieber gemocht. „Ich bin einfach ein Teamplayer.“

Noch mindestens ein Jahr weitermachen

Deswegen ist Herttrich auch später im Berufsleben mal wichtig, in einem harmonischen und gut funktionierenden Team zu arbeiten. Doch bis es hier soweit ist, will die 29-Jährige erst einen Master auf ihren BWL-Bachelor setzen. Und noch das ein oder andere Badminton-Spiel absolvieren. „Ich will nach Tokio auf jeden Fall noch ein Jahr spielen und hoffe, dass die Bedingungen wieder etwas normaler werden. In diesem Jahr entscheide ich dann, ob ich noch eine Olympia-Qualifikation mache und mich in Richtung Paris 2024 orientiere“, sagt Herttrich. Auch EM-Gold oder eine WM-Medaille würden ihr vor dem Karriere-Ende noch gut gefallen, gibt sie zu.

Auch wenn es eine Überraschung wäre, schielen wir auf eine Medaille

Doch jetzt stehen alle Zeichen erst einmal auf Olympia. Mindestens drei Spiele werden Herttrich und Lamsfuß in der die Musashino Forest Sport Plaza absolvieren, die sie schon von einem Qualifikations-Turnier kennen. Sechs Spiele wären es für das Duo auf Weltranglistenplatz 15, um auf einem Podestplatz zu landen. „Auch wenn es eine Überraschung wäre, schielen wir auf eine Medaille“, sagt Herttrich. Bis dahin gilt es aber zunächst, die drei asiatischen Gegner:innen in der Vorrunde zu schlagen, die vom 24. Bis 26. Juli auf Herttrich und Lamsfuß warten.


Serie "Auf dem Weg nach Tokio"

Gemeinsam mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) realisieren wir derzeit eine Serie über Spitzensportlerinnen auf dem Weg nach Tokio. Neben Text und Video produziert meinsportpodcast.de dazu auch eine Podcast-Reihe, die unter dem Namen „Sportfrauen auf dem Weg nach Tokio“ auf der Plattform zu finden ist.

Erschienen in Badminton am 12. Juli 2021

Artikel zum Thema

Weitere Artikel