Auf dem Weg nach Tokio: Karateka Jasmin Jüttner fühlt sich fitter denn je

SerieGut schlafen, richtig ernähren und viel trainieren: Jasmin Jüttner will unbedingt zu den Olympischen Spielen 2021 nach Tokio. Und es ist ihre einzige Chance. In einer Serie mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) begleiten wir Deutschlands Sportlerinnen auf dem Weg nach Tokio.

Jasmin Jüttner lacht. Sie lacht viel während des Zoom-Interviews und versprüht positive Energie, die selbst durch den Bildschirm spürbar ist. Die 27-Jährige hat auch guten Grund dazu: Sie ist in Top-Form und kann daher berechtigt darauf hoffen, die einmalige Chance auf Olympia wahrzunehmen. Einmalig deswegen, weil Karate nur in Tokio im olympischen Programm dabei sein wird. Schon bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris ist die Sportart nicht mehr olympisch – und war es auch davor noch nie. Doch: Pro Kategorie werden nur zehn Plätze vergeben. Der Konkurrenzkampf sowohl national als auch international ist daher enorm. Jasmin Jüttner sagt:

„Jeder will dabei sein. Und wenn es schon in meine Ära als aktive Sportlerin fällt, will ich das auch unbedingt.“

Schon vor rund einem Jahr hat Jasmin Jüttner gegenüber Sportfrauen von ihrer einmaligen Chance erzählt. Da dachte sie noch, die Olympischen Spiele würden 2020 stattfinden. Als die Spiele verschoben wurden, war das für die Sportsoldatin ein ziemlicher Rückschlag. „Viel schlimmer war noch, dass die Qualifikation verschoben wurde. Die ist schließlich mein primäres Ziel.“ Doch verschoben ist nicht aufgehoben, wie es so schön heißt.

Gute Chancen auf eine Qualifikation

Aktuell stehen bis Tokio 2021 neben verschiedenen Turnieren noch die Deutsche Meisterschaft (1. Mai), die Europameisterschaften (19. Mai) und ein Qualifikationswettkampf (5. Juni) auf dem Programm. Jasmin Jüttner kann sich für Olympia entweder über die gesammelten Punkte der vergangenen zwei Jahre qualifizieren, oder sie belegt bei den „Finals“, dem Qualifikationsturnier, einen Podestplatz. Wie auch immer: „Ich gehe fest davon aus, dass ich das schaffe. Auf dieses Ziel arbeite ich schließlich seit zwei Jahren hin“, sagt die Karateka.

IMG-20200407-WA0029.jpgJasmin Jüttner trainiert für den Olympia-Traum. Foto: privat

Und sie arbeitet hart. Mit ihrem Trainer Efthimios Karamitsos steht sie meist zu zweit in der Halle und arbeitet an Kraft, Technik und Koordination. Durch die extrem kleine Trainingsgruppe musste Jasmin Jüttner ihr Programm aufgrund verschärfter Corona-Regelungen auch nicht umstellen. „Ich kann kaum jammern, ich konnte gut weitertrainieren.“ Mit einem neuen Kraft-Trainingsplan beginnt die 27-Jährige die Intensität in Hinblick auf die kommenden Wettbewerbe nun zu steigern und das Trainingspensum zu erhöhen.

Gut schlafen und richtig ernähren

Neben dem sportlichen Training befasst sich Jasmin Jüttner derzeit aktiv mit dem Thema Schlaf. „Es gibt ja Leute, die können immer und überall schlafen. Da gehöre ich nicht dazu. Auch nachts schlafe ich nicht gut“, erzählt sie. Sie hofft, durch bessere Regenerations- und Ruhephasen ihre Leistung noch weiter steigern zu können. Auch die richtige Ernährung steht weit oben auf Jasmin Jüttners Tagesprogramm. Vor allem durch die Corona-Pandemie hat sie begonnen, mehr zu kochen. „Am allerliebsten esse ich Poke Bowls, zum Beispiel mit Reis, Lachs und Gemüse. Das könnte ich jeden Tag in mich hineinstopfen“ gibt sie zu und lacht. „Aber ich muss das Essen schon ein bisschen abwechslungsreicher gestalten, schließlich bin ich ja verheiratet.“ Ihr Mann, Philip Jüttner, war selbst Profi-Karateka. Zwar hat er die eigene Karriere mittlerweile aufgegeben, aber mit seiner Frau macht er noch regelmäßig gemeinsam Krafttraining. „Ich brauche ja jemanden, der mich sichert und motiviert“, sagt Jasmin Jüttner und grinst.

LRM_EXPORT_216492133184110_20191012_135808787.jpegJasmin Jüttner bei den Beach Games in Doha. Foto: TeamDeutschland/Clemens Hühmer

An der Motivation mangelt es der Sportsoldatin aber nicht. Die Chance auf Olympia liefert ihr Antrieb genug. „Ich rechne fest damit, dass es stattfindet.“ Auch wenn die Atmosphäre aufgrund von Hygieneregeln sowie wenigen oder gar keinen Zuschauern eine andere sein wird, als bisher bei Olympia. Aber lieber so als gar nicht, findet Jasmin Jüttner.

Die Freundin als größte Konkurrentin

Die größte Konkurrenz im eigenen Team sieht sie in ihrer Freundin Lena Staiger (geb. Mayer). Die Deutsche Vizemeisterin hat wie Jasmin Jüttner schon jede Menge Wettkampferfahrung und weiß genau, worauf es im Karate ankommt. Die Freundin als Konkurrentin? „Als ich jünger war, konnte ich nicht gut mit so etwas umgehen. Aber mittlerweile habe ich verstanden, dass man vor allem dann weiterkommt, wenn man sich gegenseitig hilft. Auch wenn man im Wettkampf in Konkurrenz steht.“ Hilfe bekommt Jasmin Jüttner auch von der Bundeswehr. Als Sportsoldatin der Sportfördergruppe Mainz ist sie finanziell abgesichert und kann immer ihren Sport ausüben. „Es ist die optimale Grundlage für Leistungssport. Ich wäre nicht so gut geworden, wäre ich nicht Teil der Sportfördergruppe“, ist sie sicher.

„Ich fühle mich körperlich und geistig fitter denn je.“

So kann sich Jasmin Jüttner nicht nur perfekt auf Olympia vorbereiten, sondern auf alles, was danach kommt. Denn direkt im November geht es für die Karateka schon mit der Weltmeisterschaft in Dubai weiter. Genügend Ziele also, auf die Jasmin Jüttner hinarbeiten kann. Und von Aufhören kann bei der 27-Jährigen, die für eine Profi-Karateka noch nicht besonders alt ist, keine Rede sein. „Ich fühle mich körperlich und geistig fitter denn je.“ Beste Voraussetzungen, die Qualifikation zu schaffen und die einmalige Chance auf Olympische Spiele wahrzunehmen.


Serie "Auf dem Weg nach Tokio"

Gemeinsam mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) realisieren wir derzeit eine Serie über Spitzensportlerinnen auf dem Weg nach Tokio. Neben Text und Video produziert meinsportpodcast.de dazu auch eine Podcast-Reihe, die unter dem Namen „Sportfrauen auf dem Weg nach Tokio“ auf der Plattform zu finden ist.

Erschienen in Kampfsport am 01. März 2021

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