Auf dem Weg nach Tokio: Christina Hering träumt vom olympischen 800-Meter-Finale
Auf dem Weg nach Tokio: Christina Hering träumt vom olympischen 800-Meter-Finale
SerieBereits seit zwei Jahren hat 800-Meter-Läuferin Christina Hering (26) ihr Ticket für Tokio in der Tasche. So konnte sie sich bestmöglich auf die Olympischen Spiele vorbereiten. In einer Serie mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) begleiten wir Deutschlands Sportlerinnen auf dem Weg nach Tokio.
Auch wenn in Tokio die Temperaturen im August zwischen 25 und 32 Grad liegen werden, bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 70 Prozent, wird Christina Hering eines auf jeden Fall im Gepäck haben: Schal, Mütze und wahrscheinlich auch die Daunenjacke ihres Olympia-Outfits. „Viele fragen sich, warum wir auch so etwas bei der Einkleidung bekommen. Aber bei den extrem klimatisierten Räumen in den Hotels und Bussen ist man froh, wenn man genau das nicht zu Hause gelassen hat“, sagt die 800-Meter-Läuferin wenige Wochen vor den Olympischen Spielen.
Bereits seit 2019 für Olympia qualifiziert
Für die 26-Jährige ist es nicht die erste Teilnahme an Olympia. Schon 2016 ging sie in Rio bei ihrer Paradedisziplin an den Start. Damals war schon nach dem Vorlauf Schluss für die Münchnerin, die diesmal auf jeden Fall weiterkommen will. „Das Halbfinale sollte drin sein. Und natürlich lebt auch der Traum vom olympischen Finale“, sagt Hering. Die Athletin hat sich in den vergangenen Wochen im Höhentrainingslager in der Schweiz auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet und an ihrer Form gefeilt. Da sie bereits seit 2019 das Ticket für Tokio in der Tasche hat, konnte sie den Fokus schon langfristig auf die Wettkämpfe in Japan richten.
Das war schon eine große Erleichterung. So konnte ich perfekt planen und war früh in der Saison fit. Im August bin ich dann hoffentlich auf meinem Leistungshöhepunkt.
Hering ist auf einem guten Weg dorthin. Bei den Deutschen Meisterschaften sicherte sie sich in 2:02,48 Minuten den Titel vor ihrer Teamkollegin der LG Stadtwerke München, Katharina Trost. Auch diese hat sich mittlerweile für die Olympischen Spiele qualifiziert, sodass die Trainingspartnerinnen gemeinsam nach Tokio reisen werden. „Ich bin super dankbar, dass ich immer so starke Trainingspartnerinnen hatte und sicher ist das ein Punkt, wieso ich es überhaupt so weit geschafft habe.“ Im Vorlauf in Tokio werden Trost und Hering vermutlich nicht gegeneinander antreten, da die Veranstalter darauf achten, die Nationen zu mischen. So können sich die beiden Münchnerinnen gegenseitig anfeuern und bei der jeweils anderen mitfiebern.
Ausdauer, Schnelligkeit, Willensstärke
Besonders in Acht nehmen will sich Hering vor den Läuferinnen aus Großbritannien und den USA, die durchweg starke Leistungen erzielt haben. „Das Gute an den 800 Metern ist aber, dass so viele Komponenten dazugehören: Ausdauer, Schnelligkeit, Willensstärke. Da kann es schon mal sein, dass eine von uns positiv überrascht, wenn sie das perfekte Rennen erwischt.“ Christina Hering fühlt sich gut vorbereitet auf Tokio, eine solche positive Überraschung könnte also drin sein.
In den vergangenen Monaten konnte sich Hering voll auf den Sport konzentrieren. Nachdem sie ihren Bachelor in Sportwissenschaft und Master in Management abgeschlossen hatte, entschied sie sich, als Profisportlerin weiterzumachen. Durch die Zugehörigkeit zur Sportfördergruppe der Bundeswehr, in der Hering seit 2014 ist, hat sie ein festes monatliches Einkommen, den Rest finanziert sie mithilfe ihres Vereins, Sponsoring und Preisgeldern. „Über die Finanzierung durch die Bundeswehr bin ich sehr dankbar. Preisgelder und Prämien sind meist an Leistungen geknüpft und so nicht fest planbar.“ So kam die Münchnerin gut durch den Corona-Lockdown, zumal sie sich über Social Media mittlerweile auch gut selbst vermarktet.
An die Bedingungen anpassen
Mit der notendigen finanziellen Sicherheit und dem antrainierten Höheneffekt im Gepäck fliegt die 26-Jährige rund zehn Tage vor ihrem Start in Tokio nach Japan. Nach Miyazaki. „Da sind die Bedingungen ähnlich und ich kann mich hoffentlich schnell daran anpassen“, sagt sie. Mit im Koffer wird sie außerdem neben Snacks und einer Reiseapotheke auch ihren Schmuck haben, ohne den die Münchnerin nie an den Start geht. Nicht unbedingt ein Glücksbringer, aber ein Teil von ihr, erzählt Hering im Interview und lacht.
Die Stimmung bei der Leichtathletin ist gut. Auch wenn sie fürchtet, in Tokio ein anderes olympisches Gefühl zu erfahren als das vor fünf Jahren in Rio der Fall war.
Wir werden vermutlich sehr isoliert sein und uns an viele Regeln halten müssen. Aber ich bin sicher, wenn ich dann ins Stadion einlaufe, wird dieses extreme Kribbeln wieder da sein.
Serie "Auf dem Weg nach Tokio"
Gemeinsam mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) realisieren wir derzeit eine Serie über Spitzensportlerinnen auf dem Weg nach Tokio. Neben Text und Video produziert meinsportpodcast.de dazu auch eine Podcast-Reihe, die unter dem Namen „Sportfrauen auf dem Weg nach Tokio“ auf der Plattform zu finden ist.
- Serie Teil 1: Das Beachvolleyball-Duo Karla Borger und Julia Sude
- Serie Teil 2: Radprofi Emma Hinze
- Serie Teil 3: Kunstturnerin Elisabeth Seitz
- Serie Teil 4: Karateka Jasmin Jüttner
- Serie Teil 5: Fechterin Alexandra Ndolo
- Serie Teil 6: Kanutin Ricarda Funk
- Serie Teil 7: Boxerin Sarah Scheurich
- Serie Teil 8: Schwimmerin Sarah Köhler
- Serie Teil 9: Leichtathletin Alina Reh
- Serie Teil 10: Fechterin Leonie Ebert
- Serie Teil 11: Skateboarderin Lilly Stoephasius
- Serie Teil 12: Triathletin Laura Lindemann
- Serie Teil 12: Leichtathletin Katharina Bauer
- Serie Teil 13: Basketballerin Satou Sabally
- Serie Teil 14: Radsportlerin Lisa Brennauer
- Serie Teil 15: Judoka Theresa Stoll
- Serie Teil 16: Hockeyspielerin Nike Lorenz
Erschienen in Leichtathletik am 05. Juli 2021
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