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Trainingsirrtümer: Wie wirkt sich die Menstruation auf sportliche Leistung aus?
Trainingsirrtümer: Wie wirkt sich die Menstruation auf sportliche Leistung aus?
SeriePille, Hormone, Menstruation: Der weibliche Körper wird ständig beeinflusst und damit auch die sportliche Leistungsfähigkeit. Warum das so ist, erklärt Navina Pertz in dieser Folge unserer Serie "Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern".
Wirkt sich die Menstruation negativ auf die Sportliche Leistungsbereitschaft und -fähigkeit aus? Eines ist prinzipiell klar: Hormone können unseren Körper und damit auch die sportliche Leistung beeinflussen. Im Gegenzug wirkt sich körperliche Aktivität aber auch auf die Hormone aus. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Form spüren wir sie positiv oder negativ. Größere Hormonschwankungen etwa während der Periode machen sich eher negativ bemerkbar und die daraus resultierenden Schmerzen lassen uns weniger leistungsfähig sein.
In Teil 1 der Folge findet Autorin Navina Pertz klare Worte über die gesellschaftliche Diskussion rund um Menstruation im Leistungssport.
Was geschieht während der Menstruation?
In der Aufbauphase des Zyklus (erste Zyklushälfte) steigt der Blutöstrogenspiegel ca. zehnfach an, mit dem Eisprung fällt der Östrogenspiegel stark ab. Die Östrogene sind an der Steuerung der Menstruationszyklus beteiligt und sorgen dafür, dass der Follikel im Eierstock heranreicht. Der Spiegel fällt ab und nimmt dann in der Aussonderungsphase zusammen mit einem hohen Anstieg an Progesteron wieder leicht zu. Progesteron ist ein Gelbkörperhormon, das den Menstruationszyklus mitträgt und eine Schwangerschaft aufrechterhält.
Auswirkungen auf Befinden und Sport
Die Hormonschwankungen und die Kontraktion der Gebärmutter können während der Menstruation Schmerzen und Unwohlsein auslösen. Prämenstruell treten tendenziell Unterbauchbeschwerden, Kopfschmerzen, Völlegefühl, vermehrte Flüssigkeitseinlagerung mit Gewichtszunahme und wechselhafte Stimmung auf. Vor allem Sportlerinnen in Ausdauersportarten können die Auswirkungen der Menstruation spüren und sind dann meist deutlich leistungsschwächer. Dagegen Sportlerinnen in Kraft-, Schnelligkeits- und Koordinationssportarten merken oft weniger starke Auswirkungen. Teilweise sind auch Sprinterinnen vor der Periode schwächer und während der Periode stärker.
Was sagt die Trainingswissenschaft?
Die gynäkologischen Besonderheiten werden in der Fachliteratur meist vernachlässigt. Prinzipiell heißt es, dass das sportliche Leistungsvermögen 5-8 Tage vor bis 5 Tage nach der Menstruation beeinträchtigt sein kann. Obwohl teilweise sehr große hormonelle Schwankungen und vegetative Veränderungen auftreten, stehen diese oft in keinem direkten Zusammenhang mit der interindividuellen Leistungsfähigkeit. Bei der individuellen Leistungsfähigkeit lassen sich allerdings Zusammenhänge erkennen.
Dass es für diese Zusammenhänge mehr Bewusstsein im Leistungssport gibt, wünschte sich etwa auch Leichtathletin Ruth Spelmeyer in einem Interview: "[Ich wünsche mir] ein umfassenderes medizinisches Herangehen an die Sache und dass für uns andere Regeln gelten, als für Männer. Gerade was Hormone angeht. Dass man Bewusstsein verschafft, dass das oft Sachen sind, die man nicht auf dem Schirm hat, die auch normale Frauenärzte nicht wissen – woher auch. Die haben schließlich nicht täglich mit zehn Leistungssportlern zu tun und wissen nicht unbedingt, dass der Körper unter einer anderen Belastung steht.""
Welches Fazit ziehe ich aus diesem Wissen?
Regelmäßiger Sport wirkt sich positiv auf die Hormonregulation aus, so dass die Schwankungen meist geringer sind. Exzessiver Sport unter falschen Trainingsbedingungen kann sich wiederum negativ auswirken, so dass der Zyklus ganz ausbleibt. In diesem Fall sollte auf jeden Fall ein Arzt zu Rate gezogen werden.
Um das passende Training für sich zu finden, gilt es wie bei vielen Themen, sich Zeit zu nehmen und auf den eigenen Körper zu hören. Sind die hormonellen Schwanken zu hoch, hilft womöglich eine Stabilisierung des Hormonhaushalts, die mithilfe einer Fachkraft besprochen werden sollte. Oft helfen schon leichte Bewegung und Wärme, wenn es vor oder während der Menstruation zu Beschwerden kommt. Doch schließlich ist nicht jede Frau gleich und reagiert auf dieselben Methoden. Navina Pertz‘ Tipp daher:
„Entwickelt ein Gespür für euren Körper und hört darauf, was er euch sagen möchte, anstatt ihn zu bekämpfen oder zu ignorieren. Schließlich haben wir nur diesen einen Körper und sollten als Freunde und nicht als Feinde durch die Welt gehen.“
Kennt ihr schon den Podcast "Gyncast"? Hört mal rein.
Über die Serie „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“
Kein wissenschaftlicher Beitrag aber wissenschaftlich fundiert: In unserer neuen Serie erfahrt ihr wöchentlich mehr über das richtige Training. Abwechselnd klärt euch die Autorin hier über Mythen aus der Trainingswelt auf (1), gibt euch Tipps für mögliche Trainingsinhalte (2) und stellt euch ganz konkrete Übungen (3) vor. Wenn ihr zu einem bestimmten Thema Fragen habt oder Vorschläge für eine neue Folge von „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“, dann schreibt uns an info@sportfrauen.net.
Erschienen in Tipps und Tricks am 28. August 2020
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