Radsport

,Immer noch Ich. Nur anders': Wie sich Kristina Vogel in ihr Leben zurückkämpfte – eine Rezension

ExklusivKristina Vogel war 2018 die erfolgreichste Bahnradsportlerin der Welt. Dann kam der Trainingsunfall, der ihr Leben für immer verändern sollte. Nun veröffentlicht sie ihre Autobiographie „Immer noch Ich. Nur anders“.

Am 26. Juni 2018 verändert sich Kristina Vogels Leben für immer. Im Training stößt sie mit voller Geschwindigkeit mit einem anderen Fahrer zusammen. Die Ärzte müssen um ihr Leben kämpfen, doch eines ist schnell klar: Kristina Vogel, zu dem Zeitpunkt die erfolgreichste Bahnradsportlerin der Welt, wird querschnittgelähmt bleiben. Mit der Disziplin und dem Optimismus einer Leistungssportlerin kämpft sich die zweifache Olympiasiegerin jedoch ins Leben zurück und macht damit unzähligen Menschen Mut.

„Immer noch Ich. Nur anders“ wirkt wie eine Therapie

Nun veröffentlicht Kristina Vogel mit „Immer noch Ich. Nur anders“ (zusammen mit Matthias Teiting) ihre Autobiographie, in der sie nicht nur ihren Unfall verarbeitet, sondern auch ihre Kindheit und Leistungssportkarriere Revue passieren lässt. Geboren wurde Kristina Vogel 1990 in Kirgisien, kam aber mit ihrer Mutter sowie den Großeltern bereits im darauffolgenden Sommer nach Deutschland, wo sie ihre ersten Jahre in einem Flüchtlingsauffanglager verbrachte. Ein befreundetes Ehepaar schenkte ihr das erste Fahrrad, damit war die Liebe zum Radsport geboren.

csm_biografie-sportler4_36c73b4480.jpg

Der Rest ist Geschichte. Bereits im Alter von 17 Jahren wurde Kristina Vogel dreifache Junioren-Weltmeisterin. Darauf folgten elf Weltmeistertitel und zwei Olympiasiege, 2016 in Rio de Janeiro sogar ohne Sattel, den sie auf der Schlussrunde verlor. Doch nicht alles in ihrer Karriere war eitel Sonnenschein. 2009 bedeutete ein Radunfall – sie wurde auf dem Heimweg von einem Auto erfasst – fast das Karriereende.

Schon damals, berichtet sie, hätte sie ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Familie und ihrem Lebensgefährten gehabt, da sie ihnen so viel mit ihrer Leistungssportkarriere zumute. Kristina Vogel erzählt in ihrer Autobiographie von den Glücksmomenten ihrer Leistungssportkarriere, verschweigt aber auch nicht deren Schattenseiten, wie ihren fast schon ungesunden Ehrgeiz oder den Druck, der mit jedem Sieg größer wurde.

Der Unfall war schlimm, eine einzige Katastrophe. Aber wo hat er mich hingeführt? Ich werde am Morgen nicht wach und bin traurig, weil ich nicht mehr laufen kann. Ich werde wach und freue mich, weil ich so viele, so abwechslungsreiche, so absolut großartige Erfahrungen machen kann. Ich werde wach und bin glücklich. (Auszug aus „Immer noch Ich. Nur anders")

Kristina Vogel nimmt kein Blatt vor den Mund

Im Mittelpunkt von „Immer noch Ich. Nur anders“ steht natürlich der Trainingsunfall von 2018 und ihr Kampf zurück ins Leben. Kristina Vogel nimmt kein Blatt vor den Mund, sie erzählt offen von der Zeit auf der Intensivstation, in der es nicht nur einmal um ihr Leben ging. Von der Reha, in der ihr oftmals ihre große Ungeduld im Weg stand, aber auch von der Freude darüber, zum ersten Mal wieder nach Hause zu dürfen und nicht mehr im Trott des Leistungssport gefangen zu sein. Man erhält beim Lesen fast den Eindruck, dass Kristina Vogel fast dankbar für diesen Unfall ist. Denn trotz dieses harten Schicksalsschlags strotzt ihre Autobiographie nur so vor Optimismus.

csm_biografie-sportler5_4e7b0e059e.jpg

„Immer noch Ich. Nur anders“ ist gut, kurzweilig und mit sehr viel Humor geschrieben. Lachen, Weinen, Schmunzeln – es ist alles dabei. Am Ende des Buches kann man nur von Kristina Vogel beeindruckt sein, mit welcher Stärke und Mut sie ihrem neuen Leben begegnet und somit zum Vorbild von unzähligen Menschen wurde.

„Immer noch Ich. Nur anders“ ist am 01.03.2021 bei MALIK erschienen.

Katarina Schubert

Katarina Schubert

Erschienen in Radsport, Tipps und Tricks am 23. April 2021

Weitere Artikel