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Olympia aktuell Tag 6: Zweimal Bronze für deutsche Frauen, Olympia-Aus für Borger / Sude

Erfolg und Niederlage liegen manchmal so nah beieinander. Während sich die einen über ihre Medaille freuen können, sitzt die Enttäuschung bei anderen Sportlerinnen tief. Hier ist unser Überblick.

Erste Medaille für Judo-Frauen: Wagner holt trotz Schmerzen im Arm Bronze

Nachdem Giovanna Scoccimarro gestern so knapp an Bronze vorbei schrammte, hat es heute mit der ersten Medaille für die deutschen Judo-Frauen geklappt. Anna-Maria Wagner sicherte sich in der Gewichtklasse bis 78 Kilogramm die Bronzemedaille, als sie die Kubanerin Kaliema Antomarchi mit einem Waza-ari besiegte. Dabei kam Wagner, die erst im Juni Weltmeisterin wurde, eigentlich mit einem anderen Ziel nach Tokio:

"Das Gefühl ist gar nicht zu beschreiben. Ich bin so unglaublich glücklich, diesen Tag mit einer Medaille abzuschließen, egal welche Farbe. Natürlich bin ich hergekommen, um Gold zu holen. Aber den letzten Kampf zu gewinnen und mit einer Medaille heimzugehen, ist sehr schön." (Wagner in der ARD)

Die Voraussetzungen dafür waren jedoch alles andere als ideal, denn Wagner ging mit einer Verletzung, die sie sich im Halbfinale zuzog, in den Kampf. Die Schmerzen seien nun höllisch, aber während des Kampfes konnte sie diese wohl erfolgreich ausblenden.

Kanuslalom: Andrea Herzog holt Bronze beim Premieren-Canadier in Tokio

Seit den Sommerspielen 1996 waren die Slalomkanuten und –kanutinnen nicht mehr so erfolgreich: Drei Wettkämpfe, drei Medaillen. Nach der Bronzemedaille für Sideris Tasiadis und dem Wahnsinns-Gold von Ricarda Funk legte heute Andrea Herzog nach. Im Einer-Canadier, einer Olympia-Premiere, sicherte sich die Weltmeisterin von 2019 Bronze. Es wäre sogar Silber drin gewesen, hätte sie sich nicht eine Zwei-Sekunden-Strafe eingehandelt.

"Ich hatte ein paar Ecken drin, die Berührung war total bescheuert. Es ist total unglaublich. Es ist verrückt. Ich kann es im Moment nicht realisieren. Ich bin total glücklich. Ich kann es überhaupt nicht beschreiben." (Herzog in der ARD)

Silber ging an die Britin Mallory Franklin, Gold holte sich wie zu erwarten die zehnfache Weltmeisterin Jessica Fox aus Australien, die bereits im Einer-Kajak die Top-Favoritin war. Doch da siegte ja bekannterweise Ricarda Funk. Es war das erste Mal in der Olympia-Geschichte, dass Frauen und Männer bei der gleichen Anzahl von Wettbewerben antraten.

Beachvolleyball: Olympia-Aus für Borger / Sude

Das war es leider mit Olympia für Karla Borger und Julia Sude. Gegen die Niederländerinnen Katja Stam / Raisa Schoon verlor das deutsche Beachvolleyball-Duo deutlich mit 0:2 und schied nach drei Niederlagen in der Vorrunde aus. Die Gegnerinnen ihrer Gruppe waren jedoch auch nicht ohne: Mit den topgesetzten Duo Sarah Pavan / Melissa Humana-Paredes aus Kanada sowie den Europameisterinnen Anouk Vergre-Depre und Joana Heidrich trafen die beiden auf Hochkaräter der Beachvolleyball-Szene. Karla Borger zeigte sich auf Twitter dementsprechend enttäuscht und erlaubte uns einen Einblick in ihre Gedankenwelt:

„An so einem Tag fragt man sich schon, wofür man das alles gemacht hat, die ganzen Entbehrungen über die Jahre, keine Zeit für Familie und Freunde, Hobbies oder ähnliches. Nur um dann beim „größten“ Turnier nicht zu performen. Ja, es hier her geschafft zu haben ist auch eine große Leistung, aber wird sie auch gewürdigt? Am Ende wird es in den meisten Fällen heißen „Enttäuschung“ „Verloren“ „Niederlage“. Die vielen Siege, die Leistungen, die Entbehrungen, alle Schwierigkeiten davor, die sehen die Wenigsten. Es fühlt sich gerade einfach nur miserabel an... Ich bin zwar dankbar, es nach 2016 noch einmal zu den olympischen Spielen geschafft zu haben, aber so macht Olympia keinen Spaß!“ (Borger bei Twitter)

Das Achtelfinale erreicht haben dagegen Laura Ludwig und Margareta Kozuch. Diese mussten jedoch nur zwei ihrer drei Partien absolvieren, da eins ihrer gegnerischen Duos wegen eines Corona-Falls nicht antreten konnten.

Turnen: Gute Platzierungen für Seitz und Bui, spannender Kampf um Gold

Bis zur letzten Übung war es unfassbar knapp, die Spannung zum Greifen nah. Vier Turnerinnen hatten in der Königsdisziplin, dem Mehrkampf, noch die Chance auf die Goldmedaille. Am Boden sollte es sich entscheiden. Zunächst ging die Russin Angelina Melnikowa in Führung, diese konnte sich aber die US-Amerikanerin Suni Lee direkt wieder zurückerobern. Nun hing alles von der Brasilianerin Rebeca Andrade ab, konnte sie noch Lee überholen?

Nein, denn sie verließ während ihrer Übung die Fläche. Doch es reichte für Silber und damit schrieb Andrade Geschichte. Sie ist die erste Südamerikanerin, die im Turnen eine Medaille gewinnen konnte. Mit Suni Lee gewann zum fünften Mal in Folge eine US-Amerikanerin die Goldmedaille im Einzel-Mehrkampf. Diese war eigentlich für Simone Biles reserviert, die aber aus gesundheitlichen Gründen zurückzog.

Mit Elisabeth Seitz und Kim Bui waren auch zwei deutsche Turnerinnen am Start. Beide zeigten eine starke Leistung und beendeten den Wettkampf auf Platz neun bzw. 17. Seitz wird in Tokio noch im Stufenbarren-Finale antreten.

Mit Elisabeth Seitz haben wir im Rahmen unserer SID-Serie „Auf dem Weg nach Tokio“ ebenfalls im Vorfeld der Spiele gesprochen.

Tennis: Belinda Bencic und Marketa Vondrousova im Olympia-Finale

Das Olympia-Finale im Tennis steht fest. Und dürfte für viele eine Überraschung sein. Keine Naomi Osaka, Ashleigh Barty oder Iga Swiatek, sondern die Schweizerin Belinda Bencic und Marketa Vondrousova aus Tschechien spielen am Samstag um die Goldmedaille. Letztere hätte eigentlich gar nicht in Tokio antreten sollen – nur dank der Absage ihrer Landsfrau Karolina Muchova rückte sie ins Team nach und warf in der dritten Runde direkt mal die Top-Favoritin Naomi Osaka aus dem Turnier. Im Spiel um die Bronzemedaille treffen Jelena Rybakina und Jelina Switolina aufeinander.

Belinda Bencic hat sogar doppelte Chancen auf eine Goldmedaille. Denn heute erreichte sie gemeinsam mit Viktorija Golubic das Doppel-Finale, wo sie auf Barbora Krejcikova und Katerina Siniakova treffen. Währenddessen sind Laura Siegemund und Kevin Krawietz im Mixed-Viertelfinale ausgeschieden, sie unterlagen dem Doppel aus Serbien mit niemand geringerem als Tennis-Superstar Novak Djokovic.

Segeln: Svenja Weger wahrt sich Chance auf Medaillenrennen

Die Segelwettbewerbe sind natürlich auch schon in vollem Gange. Und mittendrin ist Svenja Weger, die Europameisterin von 2014. Zum Auftakt sorgte die Kielerin für eine riesige Überraschung, als sie nach der zweiten Wettfahrt im Laser Radial die Gesamtführung übernahm. Nach Platz 12 und acht in der siebten bzw. achten Wettfahrt belegt Weger nun den 13. Platz im Gesamtklassement, bewahrt sich damit aber alle Chancen auf das Medaillenrennen. Dazu muss sie in den letzten beiden verbleibenden Wettfahren unter die Top 10 kommen. Auch in der 470er-Klasse, dem Klassiker im Segeln, konnten sich die Olympia-Debütantinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel vom 19. auf den zwölften Platz im Gesamtklassement vorarbeiten.

Katarina Schubert

Katarina Schubert

Erschienen in Kampfsport, Tennis, Turnen, Volleyball, Wintersport am 29. Juli 2021

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