Läuferin Denise Krebs finanziert Olympia-Traum per Crowdfunding
Läuferin Denise Krebs finanziert Olympia-Traum per Crowdfunding
Die Mittel- und Langstreckenläuferin Denise Krebs möchte 2021 an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen. Nachdem sie eine Olympiateilnahme 2012 und 2016 zwei Mal knapp verpasste, möchte die 32-Jährige 2021 nun in Tokio angreifen. Um sich diesen Traum finanzieren zu können, hat sie über eine Crowdfunding-Aktion mehr als 8000 Euro gesammelt.
Die Corona-bedingte Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr hat die Sportwelt auf den Kopf gestellt und nicht nur bei den Organisatoren, sondern besonders bei Sportlerinnen und Sportlern für neue Herausforderungen gesorgt. So auch bei Mittel- und Langstreckenläuferin Denise Krebs. Olympia 2020 in Tokio war ihr großer Traum. Diese Saison sollte ihre letzte sein. Die Vorbereitung mit Trainingslagern, Physiotherapie und medizinischen Maßnahmen hat sie ohne Kaderstatus selbst finanziert, seit Oktober jede Woche durchschnittlich 130 Laufkilometer, 4 Stunden Stabi- und Krafteinheiten, Sprints, Sprünge und vieles mehr absolviert. Doch dann kam Corona und die Olympia-Verschiebung um ein Jahr.
Crowdfunding-Aktion für Olympia-Teilnahme 2021
Für Denise Krebs heißt das, ihren Sport ein weiteres Jahr selbst zu finanzieren. 25 Stunden arbeitet die gebürtige Heilbronnerin neben dem Sport, doch ihr Arbeitsvertrag läuft im August aus. Eine Verlängerung ist offen und damit auch die Sicherheit regelmäßiger Einnahmen. Daraus entstand ihre Idee: „Da ich die aktuelle Vorbereitung selbst finanziert habe und das nun noch einmal stemmen muss, kam mir die Idee mit dem Crowdfunding. Am Anfang habe ich noch etwas gehadert, ob es nicht ein wenig dem Betteln gleichkommt. Aber ich bekomme für mein Projekt sehr viel positives Feedback.“
Mut, der sich auszahlt. Unter dem Motto „Aufgeben ist keine Option – Olympia 2021“ sammelte die 32-Jährige in ihrer Crowdfunding-Aktion innerhalb von knapp zwei Wochen mehr als 8000 Euro. Über eine Woche vor Ablauf der Aktion knackte sie die anvisierte 8000 Euro-Marke mit Hilfe von knapp 100 Unterstützern. „Vor zehn Tagen hätte ich nicht gedacht, dass auch nur einen Cent eingeht. Ich hatte gehadert das Projekt überhaupt zu starten. Wir Sportler trainieren so hart, um unsere Ziele zu erreichen. Oft haben wir das Gefühl, dass wir alleine sind und der Leistungssport keinen Stellenwert mehr in unserer Gesellschaft hat. Das Projekt hat mir das Gegenteil bewiesen. Denn mein Team hat sich schlagartig um 100 Unterstützer erweitert“, freut sich Krebs über den Erfolg beim Crowdfunding.
Mit dem gesammelten Geld möchte Denise Krebs nun unter anderem vier Trainingslager, insbesondere zum Höhentraining, sowie medizinische Check-Ups und Regenerationsmaßnahmen wie Physiotherapie finanzieren. Noch bis zum Enddatum (20. Mai 2020) läuft ihr Crowdfunding-Projekt weiter. Auch weiterhin kann für den Olympia-Traum der Läuferin gespendet werden. Nach der Aktion gehen knapp 11 Prozent der Summe an die Crowdfunding-Plattform Fairplaid, der Rest unterstützt die Sportlerin bei den Olympia-Vorbereitungen.
Zwei verpasste Olympia-Teilnahmen
Denise Krebs ist mehrfache Deutsche Meisterin und Hallenmeisterin über 1500 Meter, stand bereits mehrmals im Finale der Europameisterschaft und konnte bei Deutschen Meisterschaften und auch bei der Universiade Medaillen gewinnen. 2012 in London und 2016 in Rio verpasste sie die Olympia-Teilnahme jeweils knapp. „Ich war schon sehr am Boden zerstört. Vor allem wenn man sich den Ergebnisverlauf der Olympischen Spiele von 2012 Jahre später ansieht. London empfand ich als schlimm. Rio de Janeiro noch schlimmer. Oft habe ich auch ans Aufhören gedacht, sehr oft“, erzählt Krebs.
Läuferin Denise Krebs finanziert sich den Leistungssport selbst. Foto: ENDT Media
Durch ein Experiment kam die Läuferin 2018 dann zur 5.000 Meter-Strecke, lief gleich die EM-Norm. „Da habe ich gemerkt, wenn ich die Strecke richtig vorbereite kann ich es schaffen. Sonst hätte ich wahrscheinlich nach 2018 aufgehört.“ Über 5.000 Meter wurde Krebs bei der EM 2018 nach einem Sturz über eine vor ihr hingefallene Athletin 14., zog sich dabei einen Außenbandriss und Schnittwunden zu. Doch die seit 2018 für den TSV Bayer Leverkusen startende Athletin kämpfte sich zurück. Bei der Team-EM 2019 sicherte sie sich über 3.000 Meter den fünften Platz.
Olympia als Highlight und Karriereabschluss
Highlight und Abschluss ihrer Karriere zugleich sollen nun die Olympischen Spiele 2021 in Tokio sein. „Für mich würde mit einer Olympia-Teilnahme ein Lebenstraum in Erfüllung gehen“, sagt sie. Neben ihrem Traum macht die Läuferin aber auch schon Pläne für die Zeit nach dem Sport. „Ich habe Journalistik und PR studiert. Gerne würde ich beides kombinieren. Wie und wo weiß ich noch nicht genau. Dazu hat sich mein Leben in letzten 15 Jahren ausschließlich um den Leistungssport gedreht“, sagt Krebs, die irgendwann auch gerne Mutter werden möchte.
Erst einmal steht aber Olympia in Tokio 2021 im Vordergrund. Mit Hilfe der 8000 Euro aus dem Crowdfunding kann Denise Krebs nun finanziell abgesichert in die Vorbereitung starten. „Die Basis ist, dass ich verletzungs- sowie krankheitsfrei bleibe. Dann braucht es noch die richtigen Rennen in der Sommersaison 2021, um mich auch qualifizieren zu können. Ich glaube auch, dass ein bisschen Glück nie schaden kann.“ Die erste Hürde auf dem Weg nach Tokio hat sie gemeistert, nun heißt es weiter Vollgas geben, um einen krönenden Karriereabschluss bei Olympia 2021 zu feiern.
Erschienen in Coronavirus, Leichtathletik am 16. Mai 2020
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