Ein Stück Normalität: Turnerin Sarah Voss zurück in der Halle
Ein Stück Normalität: Turnerin Sarah Voss zurück in der Halle
Nach wochenlangem Homeworkout darf Turnerin Sarah Voss endlich wieder an die Geräte. Das gibt ihr ein Stück Normalität zurück – stellt sie aber auch vor Herausforderungen. Denn auf welches Ziel soll sie hintrainieren?
Seit Kurzem darf Turnerin Sarah Voss mit ihrer Trainerin und zwei weiteren Kaderathletinnen wieder an die Geräte in der Turnhalle in Bergisch Gladbach. Das Trainingszentrum an der Deutschen Sporthochschule Köln ist nach wie vor geschlossen. Doch ohne ein konkretes Ziel zu trainieren, fällt der 20- Jährigen schwer. Daher setzt sie auf Olympia 2021.
Sarah, du trainierst wieder in der Halle. Wie fühlt sich das an?
„Das ist wie ein Geschenk. Es gibt mir ein Stück Normalität zurück und ich kann meiner Leidenschaft wieder nachgehen. Turnen ist nun mal sehr an Geräte gebunden, daher war die Quarantäne für mich extrem schwer. Klar kann ich mich mit Laufen und Krafttraining fit halten, aber man kann nicht auffangen, was durch das Gerätetraining verloren geht. Nach den ersten Hallentrainings habe ich jetzt wieder Muskelkater an Stellen, wo ich das nie für möglich gehalten hätte.“
Wie stark trifft dich als Leistungssportlerin die Coronakrise auch emotional?
„Kein Leistungssportler kann ohne Ziel trainieren. Mir persönlich bereitet das große Schwierigkeiten. Das Training ist schließlich immer auf Daten und Wettkämpfe ausgerichtet und folgt entsprechend einem Rhythmus aus Entspannungs- und Aufbauphasen. Als wir jetzt wieder in die Halle durften, fiel es mir schwer, wieder reinzukommen. Worauf trainiere ich überhaupt hin? Olympia im nächsten Jahr ist daher mein übergeordnetes Ziel.“
Und darauf bereitest du dich jetzt vor?
„Ich konzentriere mich auf neue Elemente und will zunächst an meine Leistung von vor der Pause wieder anknüpfen. Meine Trainerin erstellt für jede Woche einen Plan, zu dem wir auch eigene Wünsche hinzufügen können.“
Konzentrierst du dich auf ein bestimmtes Gerät?
„Schwebebalken mag ich besonders gerne, weil er so ein elegantes Gerät ist. Auf zehn Zentimetern schwierige Kunststücke zu zeigen, finde ich faszinierend. Auf meine Erfolge zuletzt am Balken will ich aufbauen. Eine Spezialisierung auf das Gerät funktioniert aber wegen Olympia nicht. Wenn ich mich qualifiziere, nehme ich mit dem Team teil und nicht als Einzelsportlerin. Das bedeutet, dass alle vier Turnerinnen Allrounder sein müssen. Im Training schaffen wir es natürlich nicht, immer alle Geräte abzudecken. Schwebebalken und Stufenbarren ist aber meist jeden Tag dran, Boden und Sprung wechseln sich ab. Die beiden Geräte sind von der Belastung nochmal um einiges intensiver.“
Wie viel trainiert ihr aktuell?
„Aktuell machen wir nur eine Einheit pro Tag. Die zweite Tageshälfte habe ich dann frei und kann Physio machen, mein Fernstudium vorantreiben oder einfach das Wetter genießen.“
Klingt, als würdest du der freien Zeit auch etwas Positives abgewinnen.
„Ja, ich bin auch dankbar für diese Zeit. Ich bin schließlich keine Maschine und mein Körper braucht Erholungsphasen. Außerdem kann ich jetzt überlegen, wo ich in Zukunft genau hinmöchte. Ich studiere „Betriebswirtschaft und Management“, weiß aber noch nicht genau, in welche Richtung ich mich orientieren möchte. Dazu kann ich mir jetzt Gedanken machen. Und ich verbringe Zeit mit meiner Familie. Dieses Jahr wäre eigentlich sehr turbulent gewesen – jetzt haben wir unverhofft mehr Zeit zusammen.“
Erschienen in Coronavirus, Turnen am 29. April 2020
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