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Luisa Schulze im Interview vor der Handball-EM und ihrem 100. Länderspiel
Luisa Schulze im Interview vor der Handball-EM und ihrem 100. Länderspiel
ExklusivAm 3. Dezember startet die Handball-EM 2020 in Dänemark. Wenn das deutsche Team beim Auftakt gegen Rumänien spielt, wird mit Luisa Schulze auch eine erfahrene Kreisläuferin auf dem Feld stehen und ihr Team unterstützen.
1,90 Meter groß, Rechtshänderin, Spitzname "Liesl". Luisa Schulze spielt seit ihrem Debüt 2011 gegen Spanien für die deutsche Nationalmannschaft. Mit dem Team verbringt sie derzeit die Tage in Frankfurt, um sich auf die Europameisterschaft in Dänemark vorzubereiten. Mit den Teamkolleginnen der SG BBM Bietigheim war sie nach einer mehrtägigen Quarantäne nachgekommen. Nun steht die Kreisläuferin vor dem Höhepunkt des Jahres – und ihrem 100. Länderspiel. Wir haben mit der 30-Jährigen über die Vorbereitung, die Teams der Gruppe D und ihre Stärken in der Mannschaft gesprochen.
Luisa, du wirst im dritten Gruppenspiel gegen Polen das 100. Mal in der Nationalmannschaft spielen. Wie fühlt sich das an?
„Das ist der Wahnsinn. Es war immer schon mein Traum, für Deutschland in der Nationalmannschaft zu spielen. Dass ich es jetzt sogar bis 100 geschafft habe, fühlt sich super an und ehrt mich. Ich hoffe, dass ich dem Team auch weiterhin helfen kann und es noch weit über die 100 hinaus geht.“
Womit hilfst du deinem Team am meisten?
„Ich habe gute körperliche Voraussetzungen. Mit 1,90 Meter ist meine Spannweite groß und ich kann damit in der Abwehr super unterstützen. Durch mein Blockverhalten und die Stellung vor dem Tor kann ich die Würfe von hinten für die Torhüterin wegnehmen. Im Angriff möchte ich Platz für meine Mitspielerinnen schaffen, damit sie in gute Wurfpositionen kommen. Mit hohen Anspielen möchte ich meine Größe ausnutzen und für einfache Tore sorgen. An diesen Stärken habe ich während der Vorbereitung in Frankfurt gearbeitet, um sie bei der EM nun bestmöglich einzusetzen.“
Für uns ist so ein Turnier ein absoluter Höhepunkt, auch wenn es diesmal alles ein wenig anders sein wird.
Nach dem Rückzug Norwegens als Ausrichter wackelte die EM …
„Das war eine schwierige Situation für uns. Wir wussten nicht, ob wir die Tasche nur für die Vorbereitung packen oder wie es weitergeht. Ein komisches Gefühl. Als die Nachricht kam, dass es nun sicher stattfinden kann, war die Freude riesig. Für uns ist so ein Turnier ein absoluter Höhepunkt, auch wenn es diesmal alles ein wenig anders sein wird.“
Wie ist die Vorbereitung gelaufen?
„Nach einigen organisatorischen Anlaufschwierigkeiten echt gut. Aufgrund von Quarantäne-Maßnahmen konnten einige Spielerinnen nicht von Anfang an dabei sein. Auch wir von Bietigheim sind erst am Montag angereist. Am Freitag waren wir dann zum ersten Mal komplett auf dem Feld gestanden. Die Einheiten haben wir aber immer gut genutzt. Wir haben uns stark auf die Mannschaftstaktik fokussiert und etwa den Angriff im sechs gegen sechs trainiert oder Abstimmungen in der Abwehr geübt. In so einer Vorbereitung geht es ja auch viel darum, als Mannschaft wieder zusammenzufinden. Schließlich trainieren wir nicht jeden Tag zusammen, auch wenn natürlich einige Spielerinnen aus Bietigheim dabei sind, mit denen ich auch sonst trainiere. Aber das ist nicht dasselbe.“
Was macht euch als Team bei dieser EM aus?
„Wir sind gut besetzt, auch wenn sich jetzt leider Mia (Zschocke, Anm. d. Red.) verletzt hat. Dadurch können wir gut wechseln und ein hohes Tempo spielen. Außerdem haben wir eine starke Abwehr, aus der heraus wir angreifen können.“
Wir müssen bei 100 Prozent sein, um zu gewinnen. Aber wir wissen, dass wir das können.
Ihr startet gegen Rumänien, dann folgen Norwegen und Polen. Wie schätzt du eure Gruppe ein?
„Gruppe D ist sicher nicht einfach, gerade mit Norwegen als mehrmaligen Welt- und Europameister. Aber in Japan haben wir gesehen, dass wir auch solche Teams schlagen können. Auch Rumänien ist eine starke Mannschaft. Wir müssen bei 100 Prozent sein, um zu gewinnen. Aber wir wissen, dass wir das können und bereiten uns explizit auf die einzelnen Gegner vor. Bei Polen wird man sehen, wie gut sie die Ausfälle von wichtigen Spielerinnen verkraften können. Aber wir werden keinen Gegner unterschätzen.“
Das erste Spiel in einem solchen Turnier ist sicher etwas Besonderes.
„Der Turnierstart ist immer mit mehr Vorfreude und auch etwas Nervosität verbunden. Das gehört bei einer Europameisterschaft dazu. Aber wir finden schnell ins Spiel und dann wird Handball gespielt – und 60 Minuten gekämpft. Wie in jedem anderen Spiel auch.“
Was hast du dir persönlich vorgenommen?
„Wir sind nur zwei Kreisläuferinnen, das heißt, wir haben mehr Spielanteile. Zu zweit wollen wir auf der Position alles geben und uns gegenseitig bestmöglich unterstützen. Außerdem will ich natürlich meine Bälle reinmachen. Ich weiß, das gelingt nicht immer, das ist eben Handball. Aber ich will das Beste aus meinen Chancen machen und in der Abwehr für Stabilität sorgen.“
Danke für das Interview, Luisa, und viel Erfolg!
Die DHB-Auswahl wird am Dienstagmorgen nach Dänemark zum Spielort Kolding fliegen. Am Donnerstag, 3. Dezember, wartet zum EM-Auftakt Rumänien (18 Uhr). Es folgen weitere Vorrundenpartien in der Sydbank Arena gegen Norwegen (5. Dezember/18.15 Uhr) und Polen (7. Dezember/18.15 Uhr). Die EHF EURO in Dänemark findet vom 3. bis zum 20. Dezember statt.
Erschienen in Handball am 29. November 2020
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