Wassersport

Kitesurferin Alina Kornelli: Freiheit auf dem Wasser

Alina Kornelli (19) gehört zu Deutschlands besten Kitesurferinnen. Der Trendsport bedeutet für sie vor allem eines: Freiheit. Trotzdem geht es ihr dabei nicht nur um Spaß, sie hat auch Ziele, für die sie hart trainiert. Aufgeben kennt sie nicht.

Das Wasser spritzt, locker wechselt Alina Kornelli die Hand am Griff des Kites noch während sie durch die Luft fliegt. Ein lässiger Griff ans Board und ein Strahlen geht über das Gesicht der 19-jährigen Kiteboarderin. Wenn Alina auf dem Brett steht und sich vom Kite über das Wasser jagen lässt, fühlt sie sich freier als irgendwo sonst. Manchmal fängt sie vor lauter Glück an zu singen. „Beim Kiten schalte ich komplett ab. Ich fühle mich verbunden mit den Elementen der Natur und konzentriere mich nur noch auf den Sport“, erzählt die Surferin, die im Süden Bayerns zuhause ist. Kiten ist ihr Leben.

„Beim Kiten schalte ich komplett ab. Ich fühle mich verbunden mit den Elementen der Natur und konzentriere mich nur noch auf den Sport“

Mehr als nur ein Hobby in den Ferien

Es ist kein typischer Sport für jemanden, der eher in den Bergen geboren ist als am Meer. Doch schon Alinas Papa war Wassersportler, im Windsurfen wurde Dietmar Kornelli Weltmeister. „Als ich zehn Jahre alt war, hat mich mein Papa recht schnell aufs Brett gestellt und ich habe auch mit dem Windsurfen angefangen“, erzählt Alina, die vor zwei Jahren ihr Abitur bestanden hat und sich seither auf den Sport konzentriert. Schnell haben die Kornellis auch den Trendsport Kitesurfen probiert und festgestellt, wie viele Möglichkeiten der Wassersport bietet. Erst war es für Alina nur ein Hobby, an Wochenenden oder den Ferien auf den bayerischen Seen oder im Spanienurlaub übers Wasser zu fliegen. Doch als sie sich 2017 bei einem Wettkampf versuchte – bei den Europameisterschaften in Italien, für die man sich nicht qualifizieren musste – landete sie direkt auf dem Silberrang. „Da habe ich gemerkt: Ich habe Potenzial, noch viel mehr zu erreichen“, sagt Alina.

2024 wird Kitesurfen olympisch sein – das ist jetzt Alinas großes Ziel. Ein wenig Olympialuft hat sie schon 2018 geschnuppert, bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires, Argentinien. Nur zwölf junge Mädchen aus der ganzen Welt durften dort teilnehmen und mussten sich mit verschiedenen Wettkämpfen dafür qualifizieren. Alina hat das geschafft – und damit den Sprung in die Weltelite des Kitesports. „Ich bin total stolz, es dorthin geschafft zu haben. Auch wenn es dann bei den Spielen selbst ganz am Ende etwas schief gelaufen ist.“

Top 4 bei den Olympischen Jugendspielen

Sechs Tage lang führte Alina die Rangliste der einzelnen Wettbewerbe an. Kaum eine Konkurrentin konnte ihr im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser reichen. Bis zum finalen Rennen an Tag sieben. Die besten vier Teilnehmerinnen fuhren gemeinsam um den Titel. Alina rauschte mit einer anderen Fahrerin zusammen – und wurde letztlich Vierte. Ärgerlich, aber dennoch ein starkes Ergebnis der jungen Deutschen.

20160821-DH0I8057.jpg Lässig fliegt Alina Kornelli mit ihrem Kite übers Wasser. Foto: Fotistica

Vor allem zwei Disziplinen spielen für Alina eine Rolle: Freestyle und Hydrofoil. Während es im Freestyle darum geht, verschiedene Sprünge zu zeigen, geht es beim Hydrofoil um Geschwindigkeit. Letzteres ist eine recht neue Disziplin, die jetzt auch olympisch ist. Dafür braucht es ein spezielles Board, mit einer schwertartigen Verlängerung an der Unterseite, auf der der Surfer letztlich über das Wasser gleitet. Bis zu 60 km/h schnell. „Darauf werde ich mich wohl spezialisieren“, sagt Alina. „Bei einem Wettkampf hat man mehrere Rennen an einem Tag, die alle 10 bis 20 Minuten dauern. Das gefällt mir. Im Gegensatz dazu habe ich im Freestyle viel weniger Zeit im Wasser.“ Wobei sich das Gefühl, einen schwierigen Trick gestanden zu haben, richtig gut anfühlt. Doch bis es soweit ist, braucht es viele Versuche.

Training auf den heimischen Seen

Alina ist ehrgeizig. Zwar gehört auch Spaß immer für sie dazu, doch aufgeben kennt die 19- Jährige nicht. Sie trainiert so lange, bis sie ihr Ziel erreicht hat und nimmt dafür auch zahlreiche Stürze in Kauf. Die Pause während Corona nutzt sie, um sich auch viele Videos bestimmter Tricks und Techniken anzuschauen. Aber vom Wasser hält sie nichts lange fern. „Ich bin froh, dass wir auf den Seen trainieren dürfen. Das mache ich regelmäßig, auch wenn der Wind hier natürlich lange nicht so gut ist wie am Meer. Man muss die richtige Stunde erwischen, um aufs Wasser zu gehen“, erzählt sie. Eingepackt in einen dicken Neopren- Anzug, der sie vor dem noch recht kalten April-Wasser im Starnberger See schützt, powert sich Alina auf ihrem Haussee aus.

Beste deutsche Kitesurferin zu sein und einen Weltmeistertitel zu holen – davon träumt Alina. Und hat dafür den Sport nach dem Abitur zunächst an die erste Stelle gesetzt. Durch die vielen Reisen in der ganzen Welt zu Wettbewerben und Trainings bleibt gerade im Sommer keine Zeit, viel anderes zu machen. „Ich will dann aber später schon noch studieren, am besten mit einem Fernstudium, bei dem ich flexibler bin, was die Termine angeht“, sagt Alina. „Das Reisen und Surfen ist mega, aber natürlich will ich mich auch noch anderweitig weiterentwickeln.“ Daher übt Alina etwa auch Spanisch und ist immer interessiert, etwas Neues kennenzulernen. Nur wenn sie auf dem Kiteboard steht, dann zählt nur eines: das Freiheitsgefühl auf dem Wasser.

Erschienen in Wassersport am 28. April 2020

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