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Historie Teil 4: Kampf um Equal Pay im Frauenfußball
Historie Teil 4: Kampf um Equal Pay im Frauenfußball
Serie1989 gab es noch ein Kaffeeservice für den Titelgewinn bei der Europameisterschaft, heutzutage ist die Prämie zumindest fünfstellig. Vom Kampf um Gleichberechtigung im Frauenfußball handelt der 4. Teil unserer Historie.
Die immer größer werdende Beliebtheit des Frauenfußballs ermutigte viele Spielerinnen, um mehr Geld, aber vor allem um mehr Anerkennung zu kämpfen. Dies wurde schon im Vorfeld der WM 2015 deutlich, als eine Reihe von internationalen Spielerinnen die Turnierleitung heftig dafür kritisierten, anstatt eines Rasenplatzes – wie bei den Männern üblich – einen Kunstrasenplatz einzusetzen. Sie erwägten sogar einen Boykott, die FIFA erwies sich jedoch als ein zu mächtiger Gegner. Doch vor allem die US-Spielerinnen gaben nicht auf und reichten im März 2019 Klage an einem US-Gericht ein, in der sie die gleiche Bezahlung wie die US-Herren, deren bestes Ergebnis bisher das Halbfinale bei der WM 1930 war, forderten. Die Klage wurde jedoch im Mai dieses Jahres abgelehnt.
Ähnliche Bestrebungen sowie Streiks von Spielerinnen gab es auch in Dänemark, die deswegen sogar ein WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden ausfallen ließen. Die EM-Finalistinnen erreichten so eine Gehaltserhöhung um 60 Prozent, sobald sie sich für ein großes Turnier qualifizierten. Der norwegische Verband ging sogar noch einen Schritt weiter. Die Nationalmannschaften der Frauen und Männern erhalten nämlich seit 2018 nicht nur die gleichen Prämien, mit Lise Klaveness wurde weltweit die erste Frau zur Chefin einer männlichen Nationalmannschaft berufen. Seit diesem Jahr erhalten auch die Brasilianerinnen sowie Engländerinnen die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen.
Davon sind die Argentinierinnen leider weit entfernt. Sie kämpfen derzeit noch für gleichberechtigte Trainings- und Reisebedingungen, von einer gerechten Bezahlung mal ganz abgesehen. Und Deutschland? Die deutschen Damen hätten im Fall eines Titelgewinns 2019 75.000 Euro pro Spielerin bekommen, die Männer 2018 dagegen 350.000 Euro. Für den Titelgewinn bei der EM 2017 hätte der DFB sogar nur 37.500 Euro an die Frauen gezahlt. Erst ab Erreichen des Halbfinals hätten sie überhaupt nur eine Prämie erhalten. Mit Forderungen nach gleicher Bezahlung halten sich die deutschen Spielerinnen aber trotz alledem zurück.
„Kampf“ der FIFA für den Frauenfußball
Doch wie hält die FIFA es mit dem Preisgeld? Hier ein paar Fakten: Während die Männer-Nationalmannschaft Frankreichs 38 Millionen US-Dollar für ihren WM-Titel 2018 bekam, zahlte die FIFA 2019 eine Prämie in Höhe von vier Millionen US-Dollar an die US-Damen aus - doppelt so viel als bei der WM 2015. Insgesamt verteilte die FIFA bei der Männer-WM 2018 Prämien in Höhe von 400 Millionen US-Dollar an alle Teams. Das heißt, jedes Team hatte nur für die Teilnahme eine Prämie von acht Millionen US-Dollar sicher.
Nach ihrer Council-Sitzung in Ruanda Anfang November 2018 verkündete Präsident Gianni Infantino noch stolz, dass die FIFA im Zuge ihrer neuen Frauenfußball-Strategie das Preisgeld für die Weltmeisterschaft der Frauen 2019 in Frankreich deutlich erhöhen würde. Anstatt 15 Millionen US-Dollar wie bisher wurde das Preisgeld verdoppelt. 2019 wurden nun also 30 Millionen US-Dollar ausgezahlt, erstmals auch an alle 24 teilnehmenden Mannschaften. Außerdem wurden zum ersten Mal zusätzliche 20 Millionen US-Dollar für die Teams zur Verfügung gestellt, um die Vorbereitungs- sowie Reisekosten (11,5 Mio. US-Dollar) zu decken und die Clubs für die Abstellung ihrer Spielerinnen (8,5 Mio. US-Dollar) zu kompensieren. Allein für letzteren Zweck erhalten die Teams bei den Männern 209 Millionen US-Dollar.
Kritik der Spielervereinigung an der FIFA
Die Spielervereinigung FIFPro hatte dagegen nicht so recht Lust, in die Lobhudelei für die FIFA mit einzustimmen. Ihrer Meinung nach vergrößerte sich der Lohnunterschied sogar, da die FIFA das Preisgeld für die Männer für die WM 2022 auf 440 Millionen US-Dollar erhöhte. Spielervereinigungen aus Australien, den USA, Norwegen sowie Schweden und Neuseeland übten ebenfalls heftige Kritik. Der Einsatz der FIFA für den Frauenfußball sei halbherzig und reiche bei weitem nicht aus.
Die FIFA räumt den Frauenteams nun auch Privilegien ein, die die Herren schon seit jeher genießen durften. So bezahlt die FIFA seit der WM 2019 zwar nun auch Business Class-Flüge für die Spielerinnen und Betreuer*innen, jedoch nur, wenn die Anreisezeit mehr als vier Stunden beträgt. Bei den Herren bekommen im Vergleich alle Mannschaften sowie bis zu 50 Personen des Betreuerpersonals die Business Class gesponsert. Egal, ob sie nur eine Stunde oder eine halbe Weltreise bis zum Austragungsort brauchen.
Apropos Austragungsort, die Hotelunterbringung an Spieltagen wurde ebenfalls angepasst. War es bisher so, dass die gegnerischen Frauenteams am Vorabend der Partie im selben Hotel übernachten mussten, sieht das seit der WM 2019 anders aus. Von nun an werden sie, wie bei den Herren üblich, in verschiedenen Hotels untergebracht. Wie ernst die FIFA ihren Einsatz für den Frauenfußball wirklich nimmt, muss sich jedoch erst noch zeigen.
Erschienen in 50 Jahre Frauenfußball, Fußball am 26. Oktober 2020
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