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Historie Teil 3: Der Frauenfußball wird laut
Historie Teil 3: Der Frauenfußball wird laut
SerieIm Vergleich zu den Männern, die ihre erste Weltmeisterschaft bereits 1930 austrugen, ist das Turnier der Frauen eine noch relativ junge Veranstaltung. Von ihrer WM-Premiere 1991 handelt der 3. Teil unserer Frauenfußball-Historie.
In den 1980er Jahren wurden die Befürworter einer eigenen Weltmeisterschaft für die Frauen immer lauter und stießen beim damaligen FIFA-Präsidenten Joao Havelange sogar auf offene Ohren. Die FIFA wollte jedoch kein Risiko eingehen, weshalb sie zunächst einen Testlauf veranstalteten. Das Einladungsturnier 1988 in China, an dem zwölf Mannschaften teilnahmen und aus dem Norwegen als Sieger hervorging, war zur Überraschung vieler in der FIFA ein voller Erfolg.
Als Ausrichter des „1st FIFA World Championship for Women’s Football for the M&M Cup“ – Schuld an diesem sperrigen Namen war der Süßigkeitenhersteller und Hauptsponsor Mars Inc. – wurde abermals China ausgewählt. Doch wieso fiel die Wahl wieder auf China? Das hatte zum einen den Grund, dass China in Sachen Frauenfußball sehr ambitioniert und tonangebend in Asien war. Ausschlaggebender mag jedoch die anstehende Olympia-Bewerbung für die Sommerspiele 2000 gewesen sein. Um das IOC zu beeindrucken, versprachen die Organisatoren hohe Zuschauerzahlen und eine dementsprechende Stimmung. Mit durchschnittlich 19.000 Zuschauern pro Spiel erfüllten sie jegliche an sich selbst gestellte Erwartungen, auch wenn ein großer Teil dieser „Fans“ Fabrikarbeiter*innen waren.
Am 16.11.1991 war es nun endlich soweit: in Guangzhou fand das Eröffnungsspiel zwischen Norwegen und Gastgeber China vor rund 65.000 Menschen statt. Gespielt wurde zweimal vierzig Minuten, was nicht bei allen Spielerinnen gut ankam. So kommentierte April Heinreichs, Kapitänin der US-Mannschaft:
„Sie hatten Angst, dass unsere Eierstöcke herausfallen würden, wenn wir 90 Minuten spielen.“
Die USA wurden dann auch die ersten Weltmeisterinnen in der Geschichte des Frauenfußballs, als sie sich im Finale vor ca. 65.000 Zuschauern gegen Norwegen durchsetzten. Der große Erfolg des „M&M Cups“ war übrigens ein erheblicher Grund für die Aufnahme von Frauenfußball in das Programm der Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta – 88 Jahre nach den Männern.
„Let’s Get Loud“ in den USA
Während die Zuschauerzahlen aus diversen Gründen bei der WM 1995 rückläufig waren, stellte das Turnier 1999 in den USA einen Wendepunkt in der Geschichte der Frauenfußball-Weltmeisterschaften dar. Die Voraussetzungen für einen vollen Erfolg stimmten von Anfang an. Der Frauenfußball in den USA war nach dem Olympia-Triumph der US-Mannschaft in Atlanta auf dem Höhepunkt. Außerdem entschied man sich, die Spiele in Stadien zu verlegen, die mit einer Kapazität von bis zu 80.000 Zuschauer*innen überdurchschnittlich waren im Vergleich zum letzten Austragungsort Schweden. Dieses Risiko zahlte sich aus.
So viele Menschen wie nie zuvor schauten sich die Spiele im Stadion – im Durchschnitt 37.000 Fans – und auch im Fernsehen an. Der Titelgewinn der USA war das perfekte Ende eines Finales, welches alle bisherigen Einschaltquoten-Rekorde im Frauenfußball brach. Die US-Spielerinnen wurden für eine ganze Generation junger Mädchen zu Vorbildern, athletische und starke Frauenkörper waren für einen kurzen Moment nicht mehr verpönt. Verewigt wurde diese Fußballparty außerdem im dem Musikvideo zu Jennifer Lopez‘ Welthit „Let’s Get Loud“.
Nach Deutschland 2003 und 2007 sowie Japan 2011 erkämpfte sich das US-Team 2015 den WM-Titel zurück. Das Finale zwischen den USA und Japan war das meistgesehene Fußballspiel in den USA und erreichte mit einer Quote von 23 Millionen sogar mehr Zuschauer als die damaligen NBA Finals oder der Stanley Cup. Weltweit verfolgten 750 Millionen Menschen das Turnier vor ihren Fernsehern. All dies wurde nur von der letztjährigen WM in Frankreich übertroffen, die sich insgesamt mehr als eine Milliarde Menschen vor den Fernsehern und Online angeschaut haben.
Erschienen in 50 Jahre Frauenfußball, Fußball am 26. Oktober 2020
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