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Paralympics aktuell Tag 10, 11 & 12: Gold und Weltrekord für Lindy Ave
Paralympics aktuell Tag 10, 11 & 12: Gold und Weltrekord für Lindy Ave
2x Gold, 2x Silber, 2x Bronze, ein Weltrekord und die Fahnenträgerin für die Abschlussfeier steht auch fest. Als Zuschauer ist man an den letzten drei Tagen ordentlich ins Schwitzen gekommen.
Leichtathletik: Lindy Ave mit einem perfektem 400m Sprint, Silber für Bensusan über 100m
Die Greifswalder Sprinterin Lindy Ave machte das Unmögliche möglich. Nach einer schwerwiegenden Knieverletzung musste sie sehr lange pausieren. Ins volle Training stieg sie erst im Dezember ein. Über die 100m gewann die 23-jährge bereits Bronze, nun war es spannend, wie lange sie ihre Schnelligkeit über die Stadionrunde halten könne. Bei starken Regen zeigte sie von Anfang an ein starkes Rennen und hielt das Tempo sehr hoch. Auf den letzten 120m musste sie ordentlich kämpfen, um die Gegnerinnen auf Abstand zu halten. Nach glatt eine Minute überquerte sie sensationell als Erste die Zielline und darf sich neben Paralympicssiegerin nun auch Weltrekordhalterin nennen.
Ich hätte niemals im Leben geglaubt, dass ich das schaffen kann. Jetzt bin ich überglücklich", sagte Ave: "Ich habe noch überlegt, ob ich überhaupt die Sachen für die Medaillenzeremonie mitnehme. Es war ein guter Lauf, besser hätte es nicht laufen können.
Sprintkollegin Irmgard Bensusan holte sich ebenfalls ihr zweites Edelmetall. In einem stark besetzten 100m Finalrennen erreichte sie nach 12,89 Sekunden überraschend das Ziel.
@Binh Truong/ DBS
Ich hatte mir gar nicht zugetraut, ins Finale zu kommen, weil die Mädels alle so stark sind. 200 m war schade, da war ich traurig. Aber mit Silber über 100 m bin ich happy. Heute habe ich kein schlechtes Gefühl. Es ist jedes Mal eine gewonnene Silbermedaille. Ich kann wirklich stolz sein.
.Die jüngste Starterin im deutschen Team, die 16-jährige Speerwerferin Lise Petersen, erreichte bei ihrem Paralympics-Debüt sofort das Finale und mit 32,46 Meter den siebten Platz.
Irgendwie ist gerade so ein Moment, in dem alles von einem abfällt. Aber ich habe es sehr genossen, hier stehen zu dürfen. Im Moment bin ich extrem zufrieden und stolz darauf, dass ich ins Finale gekommen bin - auch wenn die Weite nicht so ist, wie ich sie mir gewünscht hätte.
Sportschießen: Silber, ein abschließender fünfter Platz mit Weltrekord und die Nominierung zur Fahnenträgerin für Natascha Hiltrop
@Joachim Sielski/ DBS
Nach ihrer Goldmedaille konnte Natascha Hiltrop befreit in ihre zwei weiteren Wettbewerbe auftreten. Im Dreistellungswettbewerb konnte sie nach einer sehr spannenden Eliminierungsrunde sich ihre zweite Medaille sichern. "Der letzte Schuss hätte besser laufen können. Ich hatte keine Probleme, meine Konzentration während des langen Wettkampfes aufrechtzuhalten. Bei den letzten Schüssen war der Puls dann aber ein wenig zu hoch. Ich konnte das Sportgerät dadurch nicht ganz ruhig halten. Aber letztendlich war es super.“
Am letzten Wettkampftag sicherte sich die 32-jährigen einen guten fünften Platz im Mixed-Wettbewerb mit dem Kleinkaliber liegend. Einen neuen Weltrekord mit 627,7 Ringen konnte sie schon in der Qualifiaktion aufstellen.
Mit dem Weltrekord in der Qualifikation bin ich super zufrieden. Im Finale wollten die Zehner dann nicht so richtig in die Mitte. Aber über die Endbilanz von zwei Paralympics-Medaillen freue ich mich natürlich sehr.
Als i-Tüpfelchen durfte sich Hiltrop über die Nominierung zur Fahnenträgerin für die Abschlussfeier der Paralympischen Spiele freuen. „Es ist eine absolute Ehre für mich, die Fahne ins Stadion tragen zu dürfen. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass die Wahl auf mich fällt. Daher freut es mich umso mehr“, sagt die frischgebackene Paralympics-Siegerin.
Rudern: Goldkuss für Edina Müller, Bronze für Felicia Laberer
Der 38-jährigen Edina Müller wurden in den letzten Wochen "ordentlich Steine in den Weg gelegt", wie es Bundestrainer André Brendel bezeichnete. Müller, Mutter eines zweijährigen Sohnes, wurde von dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) die Akkreditierung für ihren Sohn Liam verwehrt. Somit musste sie den umständlichen Weg nehmen und mit ihm und ihren Mann außerhalb des paralympischen Dorfes in ein Hotel unterkommen und zum Essen, Teammeetings und allen physiotherapeutischen Behandlungen immer wieder ins Dorf zurück. Doch auch diese Anstrengungen hielten sie nicht davon ab, ihre ganze Klasse im Rennen zu zeigen. Von Beginn an zeigte die ehemalige Rollstuhlbasketballerin (Gold- und Silbermedaillengewinnerin), dass der Sieg über die 200m nur über sie gehen würde. Nach 53,968 Sekunden überquerte sie mit einer Sekunde Vorsprung auf der Zweitplatzierten das Ziel. Das Siegerküsschen von Sohn Liam war für Müller genauso viel Wert, wie das gewonnene Gold.
@Florian Schwarzbach/ DBS
Wir haben alles richtig gemacht. Es gab in der Zeit viele Zweifler, viele Leute, die nicht an mich geglaubt haben. Und jetzt hier zu sein mit der Goldmedaille und dem Team im Rücken, das mich immer unterstützt hat - das ist der Wahnsinn. Ich bin sehr froh, dass mein Sohn an meinem Rennen teilhaben konnte. Als ich Liam im Ziel in den Arm nehmen konnte, war alles vergessen. Es ist eine unglaubliche Last von mir abgefallen.
Mannschaftskollegin Felicia Laberer holte sich bei ihren ersten Paralympics gleich die Bronzemedaille. Die 20-jährige Berlinerin, welche erst seit 3 Jahren im Kanusport zu Hause ist, mischte bereits unbeeindruckt von der Konkurrenz in der Weltspitze mit.
@Florian Schwarzbach/ DBS
Tränen flossen auch bei Anja Adler, allerdings aus Enttäuschung über ihren vierten Platz.
@Florian Schwarzbach/ DBS
Ich wusste, dass ich gut drauf bin, dass die Trainer mich super vorbereitet haben und ich habe gemerkt, dass mein erstes paralympisches Finale ein gutes Rennen werden kann - und das ist es auch geworden. Mit ein bisschen Abstand wird dann auch die Freude überwiegen. In Paris greife ich wieder an: Ich habe noch eine Rechnung offen.
Bei idealen Bedingungen erkämpfte sich die 31-jährige Katharina Bauerschmidt den sechsten Platz.
Das war insgesamt ein sehr enges und spannendes Rennen. Katharina ist hier eine gute Zeit gefahren, auch wenn sie im Mittelteil etwas abreißen lassen musste. Es ist ein guter sechster Platz, es zählen nicht nur Medaillen! (Bundestrainer André Brendel)
Schwimmen: Alle guten Dinge sind Drei
Verena Schott gewann in ihrem letzten Rennen in Tokio eine weitere Medaille, wieder Bronze. Für die 100m Rücken benötigte die 32-jährige 1:21,16 Minuten. Nun kann die zweifache Mutter mit ordentlich Edelmetall und etlichen Maskottchen im Gepäck die Heimreise antreten.
Schwarzbach/DBS
Das Ziel war es, möglichst nah an allen dranzubleiben. Ich wusste, dass ich die zweite Bahn schneller schwimmen kann als die anderen. Die Medaille war nicht unbedingt das Ziel, aber ich wollte auf jeden Fall meinen Europarekord zurückhaben.
Radsport: Denise Schindler Fünfte im Straßenrennen
Am letzten Wettkampftag für die Radsportler musste Denise Schindler nocheinmal ran über die 39,6km im kombinierten Straßenrennen. Zuerst konnte Schindler in der Spitzengruppe noch mithalten, doch dann schwanden die Kräfte an einem der langen Anstiege.
@DBS
Diese Attacke habe ich so erwartet und gehofft, dass ich mitgehen konnte, aber die Pace war enorm. Ich konnte dann noch aufschließen zur Verfolgergruppe und den Sprint für mich entscheiden, das war super, aber vorne waren sie eben weg. Ich hätte gerne noch eine Medaille mitgenommen, aber ich habe es den Mädels auch noch ein bisschen schwergemacht und gehe wirklich mit einem Lächeln nach Hause. Danke an Japan, dass sie diese tollen Spiele möglich gemacht haben, natürlich unter besonderen Umständen, aber das war etwas ganz Besonderes und hat ein tolles Signal in die Welt gesendet, das viel Hoffnung gibt.
Badminton: Ein positives Fazit nach der Sportart-Premiere
Eine Medaille konnte das deutsche Badmintionteam nicht erspielen, dennoch können alle stolz auf das bisher erreichte zurückblicken.
Ich glaube, das war unser Kickstart für Para Badminton in Deutschland. Dass unsere Athleten in so großer Anzahl dabei waren, das war eine gute Werbung für uns in Deutschland. Dass es nicht so erfolgreich war, ist ärgerlich. Aber am Ende stehen wir mit dem, was wir erreicht haben, da, wo wir hingehören. Wir müssen Netzwerkarbeit betreiben, um neue Menschen für Para Badminton zu gewinnen. (Bundestrainer Christopher Skrzeba)
Erschienen in Para Sport, Tokio 2021 am 05. September 2021
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