Leichtathletik
Natalie Geisenberger erklärt, weshalb es falsch wäre, nicht nach Peking zu reisen
Natalie Geisenberger erklärt, weshalb es falsch wäre, nicht nach Peking zu reisen
Rennrodlerin und Doppel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger fährt zu den Olympischen Spielen. Das gab sie auf Facebook bekannt – und erklärte, wie sie zu dieser Entscheidung gekommen ist.
In weniger als drei Wochen starten in Peking die Olympischen Spiele. Ein Thema, das seit Monaten polarisiert und nicht nur die Sportler:innen beschäftigt, sondern auch die Politik. Es wurde über einen Boykott diskutiert, den die deutschen Wintersportler:innen einhellig abgelehnt haben. Rennrodlerin Natalie Geisenberger hat nun in einem ehrlichen und emotionalen Post auf Facebook erklärt, weshalb sie sich für eine Teilnahme an Olympia in China entschieden hat. Obwohl – oder gerade weil – etwa die Menschenrechtssituation vor Ort nichts ist, was unterstützenswert ist. Die Sportlerin aus Miesbach schreibt: "Wenn ich jetzt gesagt hätte, ich flieg nicht, dann hätte sich in China genau nichts geändert. Weder die Menschenrechtsituation noch irgendwas anderes. Leider. Da braucht es mehr als einzelne, ganz wenige Athleten, die boykottieren. Dann hätte ich mir in aller erster Linie nur meinen eigenen Traum zerstört. Es wäre ein anderer Name irgendwo auf der Ergebnisliste gestanden."
Entscheidung für "Projekt Peking"
Gemeinsam mit ihrer Familie hat Geisenberger schon früh entschieden, das "Projekt Peking" in Angriff zu nehmen. "Jetzt so kurz vor dem Ziel aufzugeben und es nicht zu versuchen, wäre nicht richtig. Das würde ich mir vielleicht mein Leben lang vorwerfen - oder mich zumindest ärgern." Auch wenn sie die Entscheidung, die Spiele in China auszutragen, nicht befürwortet. Dazu schreibt Geisenberger:
Mit der Entscheidung die Olympischen Spiele nach Peking zu vergeben, haben wir Sportler absolut nichts zu tun - das IOC entscheidet und wir Athleten werden vor vollendete Tatsachen gestellt.
Die Rennrodlern habe in den letzten Wochen diverse Telefonate und Online-Meetings geführt und mit den Verantwortlichen des IOC über die Situation vor Ort gesprochen und Lösungen gefordert. Lösungen für das, was sie im November beim Test in China erlebt hat. Die Rennrodlerin schrieb damals auf ihrem Instagram-Account über die vor Ort herrschenden Corona-Regelungen: „Wir dürfen nur aus dem Zimmer, wenn Bahntraining ist, bekommen nicht wirklich vernünftiges Essen in Plastikbechern und Tüten vor die Tür gestellt, haben keine Möglichkeit uns zu bewegen, jeden Tag zwei Corona-Test.“ Auch die Bahn sei nicht entsprechend gut präpariert worden.
Viele Stunden investiert
Für diese Probleme wurden der Rennrodlerin Lösungen in Aussicht gestellt. Sie schreibt: "Ich hoffe, dass das jetzt auch umgesetzt wird. Ich hab auf jeden Fall meine Stimme versucht zu nutzen und sehr viele Stunden investiert. Es gibt noch einige Punkte die mich stören und die ich gern anders hätte, aber mehr konnte ich nicht tun. Jetzt gilt es, das Beste zu hoffen und ich lasse mich gern positiv überraschen." Geisenberger will nicht ausbaden müssen, was das IOC und die Politik vor zehn Jahren entschieden haben. Daher fliegt sie im Februar nach Peking – und will ihre Titel von 2014 und 2018 verteidigen.
Erschienen in Bob/Rennrodeln, Winterspiele 2022 am 17. Januar 2022
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