Eiskunstlauf
Ein Leben für die Fitness: Katharina Isele ist eine der fittesten Frauen Deutschlands
Ein Leben für die Fitness: Katharina Isele ist eine der fittesten Frauen Deutschlands
ExklusivMehr als 20 Stunden Training in der Woche, andere coachen und ständig auf Instagram erreichbar sein: Das Leben von Katharina Isele aus Augsburg dreht sich um Fitness. Im Crossfit und Functional Fitness tritt die 27-Jährige bei Wettbewerben an. Mit Erfolg.
80 Kilo Gewichtheben. Plus Kniebeugen samt der Hantelstange. Das war Test Nummer zwei beim Finale der Deutschen Meisterschaft in Funktionaler Fitness. Auf dem Reel, das Katharina Isele wenige Tage später bei Instagram postet, sieht das zwar anstrengend aus, aber gekonnt. Mehr als sechs Millionen Mal wurde das Video schon gesehen. Tendenz steigend. „Jetzt kann ich auch endlich mal sagen, dass etwas viral gegangen ist“, sagt die 27-jährige Augsburgerin und lacht. Die blauen Augen blitzen dabei mit dem goldenen Nasenring um die Wette.
Vize-Titel bei den Deutschen Meisterschaften
Es waren die ersten Deutschen Meisterschaften im Functional Fitness, an denen Katharina Isele (27) teilnahm. Und es lief gut für die Augsburgerin. Nach dem ersten Tag lag sie vor ihren Konkurrentinnen und Nationalmannschafts-Kolleginnen Verena Reimers und Jana Geertz. Doch nach den nächsten Tests konnte sie die Führungsposition nicht mehr halten, Reimers zog vorbei und sicherte sich mit fünf Punkten Vorsprung den Titel. Isele wurde Vize-Meisterin. Und trotzdem darf sie sich als die fitteste Frau Deutschlands bezeichnen.
Ich möchte andere inspirieren, Sport zu treiben – egal, welches Fitnesslevel und Aussehen sie haben.
Knapp vier Wochen nach dem Finale der Deutschen Meisterschaft sitzt Isele in Augsburg auf dem Rathausplatz. Off-Season bedeutet auch Zeit für Interviews und das eigene Marketing. Denn mitunter davon lebt die 27-Jährige mittlerweile: von ihrer Reichweite auf Instagram. Durch das viral gegangene Reel von der Deutschen Meisterschaft hat sich diese noch vergrößert. Hunderte Follower sind dazu gekommen, mehr als 15.000 Menschen folgen der Athletin mittlerweile auf der Plattform. „IIch möchte andere inspirieren, Sport zu treiben – egal, welches Fitnesslevel und Aussehen sie haben“, sagt sie. Das Feedback in den Sozialen Medien ist meist positiv, Isele kommt mit ihrer ehrlichen und direkten Art gut an.
Vom Sportmuffel zum Fitness-Crack
Dabei hat Isele selbst in ihrer Jugend gar keinen Sport gemacht, war sogar übergewichtig. Ihre Prioritäten lagen auf Partys und Alkohol, und ansonsten musste sie auf dem elterlichen Hof im Landkreis Aichach mit anpacken. „Sport war bei uns in der Familie nie ein Thema. Wir waren drei Kinder und mit dem Bauernhof blieb meinen Eltern nicht die Zeit, uns zu einem Verein zu fahren“, erinnert sich Isele. Sie ist das Nesthäkchen der Familie, das mit Abstand jüngste von drei Kindern. Sie zuckt mit den Schultern. Vermisst hat sie den Sport damals nicht, heute dagegen kann sie sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen.
den deutschen Meisterschaften wurde Katharina Isele Zweite. Foto: Michael Dick
Nach dem Abitur wollte Isele „irgendwas mit Medien“ machen und entschied sich für eine Ausbildung zur Bürokauffrau beim Augsburger Medienverlag. „Das war eine harte Schule, aber wie meine Mama immer gesagt hat: Alles ist für etwas gut“, sagt Isele heute. Und tatsächlich sollte die Ausbildung später der Grundstein dafür sein, wo Isele heute steht. „Ich wollte abnehmen und mein Kollege hat mich mit ins Fitnessstudio des Unternehmens genommen“, erzählt sie. Dort fing alles an. Isele erhielt Trainings- und Ernährungspläne – und ein Jahr später hatten sich die anfangs mehr als 90 Kilo um ein Drittel reduziert. Fitnesstraining war plötzlich zum neuen Lebensmittelpunkt geworden. Isele sagt: "Das Feuer brennt seit dem ersten Tag und es hört nicht auf.“ Im Gegenteil, es werde immer mehr.
Jede Woche: 20 bis 25 Stunden im Studio
Erst ging sie nur zum Spaß trainieren, als Mensch, als Katharina Isele. Doch schon bald fand sie Gefallen daran, sich mit anderen zu messen. Sie wechselte das Studio und ging zu „Ben’s Gym am Lech“. Wenig später nahm sie an einem ersten Wettkampf in funktionaler Fitness teil. „Ich hatte einfach Lust auf eine Herausforderung.“ Seit gut drei Jahren hat die Athletin das Trainingsvolumen erhöht, zwischen 20 und 25 Stunden steht sie jede Woche im Studio. „Mein Trainer unterstützt mich wirklich toll.“
Aber nicht nur selbst steht die 27-Jährige an den Geräten. Vor zwei Jahren hat Isele angefangen, auch andere zu trainieren. Zuvor hat sie die B-Lizenz als Fitnesstrainerin gemacht. „Ich liebe es zu coachen und andere zu ermutigen“, sagt sie. Vor eineinhalb Jahren wagte sie schließlich einen großen Schritt: Raus aus dem festen Arbeitsverhältnis bei einer Social Media Agentur, rein in die Selbstständigkeit. Seither verdient sich Isele ihren Lebensunterhalt als Trainerin und Influencerin, alles dreht sich um Fitness.
Die fitteste Frau Deutschlands
Mittlerweile hätten auch ihre Eltern besser verstanden, warum ihr der Sport so wichtig ist, erzählt Isele. Die deutsche Meisterschaft haben sie im Livestream des Bundesverbands verfolgt. Und der Nachbarin habe ihre Mama ganz stolz erzählt: „Meine Tochter ist jetzt die fitteste Frau in Deutschland.“ Isele lacht bei der Vorstellung an diese Unterhaltung, der rote Haarschopf wippt dabei auf und ab. Ihre Mama hat aber Recht: Diesen Titel darf Isele seit Juni dieses Jahres tragen. Seit sie bei den Semifinals der Crossfit Games als beste Deutsche auf Rang 23 gelandet ist.
Die Crossfit Games sind in der funktionalen Fitness wie der Ironman auf Hawaii für die Triathleten. Sie sind das große Ziel, für viele wichtiger als Weltmeisterschaften. Auch Isele will es unbedingt in den kommenden zwei bis vier Jahren ins Finale schaffen. Statt Rang 23 braucht sie dann in den Semifinals aber mindestens einen Platz unter den besten fünf.
Nächstes Ziel: Weltmeisterschaft in Mexico
Bevor Isele aber wieder die Chance zur Teilnahme bekommt, geht es Ende des Jahres erst einmal zu den Weltmeisterschaften nach Mexico. Mit ihren nationalen Konkurrentinnen Verena Reimers und Jana Geertz vertritt Isele dort Deutschland. Sie sagt:
Ich bin eigentlich kein Mannschaftstyp, sondern trete am liebsten nur gegen mich selbst an. Trotzdem ist es schön, mit der Nationalmannschaft gemeinsam das eigene Land vertreten zu dürfen.
Freunde und Familie, Fans und Follower nimmt die 27-Jährige dann wieder auf ihrem Instagram-Kanal mit. „Instagram macht mir Spaß, auch wenn der Weg zu Reichweite echt hart ist.“ Isele investiert viel Zeit in das Medium, das erfordert Fleiß – und Disziplin. Auch um sich selbst zu schützen, denn die ständige Erreichbarkeit in den Sozialen Medien kann zur Belastung werden. Daher hat Isele sich auch handyfreie Zeiten gesetzt und macht jede Woche einen Tag Instagram-Pause. Nur natürlich dann nicht, wenn es darauf ankommt, wer fitter ist.
Erschienen in Sportarten am 23. August 2022
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