Bergsport

Crowdfunding: Berliner Verein nimmt zyklusbasiertes Lauftraining in den Fokus

Mit dem Körper trainieren, nicht gegen ihn: Dazu will der Verein "Fierce Run Force" mehr über zyklusbasiertes Training und generell Frauengesundheit aufklären. Mit einer Crowdfunding-Kampagne sollen die bestehenden Wissenslücken bei Sportlerinnen kleiner werden.

Zyklusbasiertes Training spielt immer öfter eine Rolle, im Spitzensport und auch bei Hobbyathletinnen. Doch das Wissen über die Zusammenhänge der einzelnen Zyklusphasen und Hormone mit der sportlichen Leistungsfähigkeit ist bei vielen Athletinnen noch gering. Daran will Stephanie Platt etwas ändern und hat vor zwei Jahren den Verein "Fierce Run Force" ins Leben gerufen. Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne soll dieser nun professioneller aufgestellt werden und noch mehr Informationsangebote rund um den Menstruationszyklus beim Lauftraining bieten. "Frauengesundheit und die Aufklärung darüber ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit", sagt Steffi. "Da gibt es noch so viele Wissenslücken."

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Ermüdungsbruch aus hormonellen Gründen

Auch Steffi selbst musste erst lernen, wie sich Hormone auf den Körper auswirken können. Es war eine schmerzhafte Erfahrung. Die ehemalige Leistungsläuferin erlitt 2019 einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein. Ohne, dass dem ein Sturz vorausgegangen war. „Ich wollte verstehen, was sich dahinter verbirgt und habe selbst recherchiert. Schnell war klar, dass wohl hormonelle Gründe damit zu tun haben“, erzählt die Berlinerin, die in ihrer aktiven Zeit zweimal Deutsche Meisterin über 1500 Meter wurde und etwa Bronze bei der Cross-EM im Team geholt hat. Von vielen Ärzten fühlte sich die 31-Jährige mit ihrem Ermüdungsbruch nicht gut betreut. Die Recherchen führten sie immer wieder zum weiblichen Zyklus und sie entschied, selbst mehr für Aufklärung zu sorgen.

2020 gründete Platt mit „Fierce Run Force“ die erste Frauenlaufbewegung in Deutschland und organisiert mit ihrem Team mittlerweile auch regelmäßig Gesprächsrunden zum Thema Zyklus im Laufsport. „Auch die grundsätzliche Aufklärung zum weiblichen Zyklus kommt bei vielen Frauen gut an. Da gibt es einfach noch sehr viele Wissenslücken.“ Platt betreut mit ihrem Expertinnenteam Judith Joosten, Annika Hielbig und Sabrina Dieskau die Läuferinnen bei Zielen wie einem Halbmarathon und bezieht in den mehrwöchigen Trainings den weiblichen Zyklus mit ein. Mittels Tagebücher erfragt sie die individuellen Herausforderungen und Bedürfnisse und passt die Laufeinheiten daran an. Das ist im ersten Moment etwas aufwendiger – kann sich aber lohnen.

Mit dem Körper trainieren, nicht gegen ihn

Mit ihrem Verein will Steffi auch dazu beitragen, dass künftig mehr Studien zu diesen Themen entstehen. Die beim Crowdfunding angestrebten 25.000 Euro sollen nicht nur die Strukturen des Vereins finanzieren, auch eine Hauptamtstelle, Trainerinnen, die Grundausrüstung der Mitgliederinnen und der Ausbau von Workshops, Trainings und Talks rundum das Thema Frauengesundheit und Training sollen dadurch möglich werden. Steffi sagt: "Wir können so mehr Zeit und Ressourcen in eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit stecken, um mehr Frauen zu erreichen, die gemeinsam mit ihrem Körper und nicht gegen ihn trainieren wollen."

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Erschienen in Frauen im Sportbusiness, Leichtathletik am 06. Mai 2022

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