Basketball

Luisa Geiselsöder in WNBA: Jetzt kann ich selbst ein Vorbild sein

Beim WNBA Draft 2020 haben die Dallas Wings Center-Spielerin Luisa Geiselsöder gewählt, die zuletzt bei den XCYDE Angels Nördlingen gespielt hat. Für die 20-Jährige bedeutet das einen großen Karrieresprung. Ein Gespräch über Vorbilder, Doppelbelastungen und eine große Chancen für den deutschen Frauen-Basketball.

Knapp eine Woche nach dem unglaublichen WNBA Draft 2020, bei dem gleich drei deutsche Spielerinnen gewählt wurden, kehrt bei Luisa Geiselsöder (20) langsam wieder Ruhe ein. Interviews, Glückwünsche von Freunden und Familie und Gespräche mit dem Trainer der Dallas Wings haben die 1,92 Meter große Center-Spielerin in Atem gehalten. In ein paar ruhigeren Minuten haben wir mit ihr darüber gesprochen, wie sie den Draft erlebt hat und wie es jetzt für sie weitergeht.

Was hast du dir gedacht, als dein Name genannt wurde?

„Ich konnte es im ersten Moment gar nicht glauben. Wurde ich da wirklich gerade erwähnt? Erst als meine Familie um mich herum aufgesprungen ist, habe ich realisiert, was da passiert war.“

Obwohl der Coach von Dallas dich ja am Nachmittag zuvor schon angerufen hat.

„Er meinte zu mir, es könnte sein. Natürlich habe ich dann schon daran geglaubt, eine echte Chance zu haben. Aber er hat sich nicht festgelegt, schließlich kann während dem Draft immer noch viel Unvorhergesehenes passieren. Deswegen hat mich die endgültige Entscheidung im Livestream immer noch total überrascht.“

Und wie haben Freunde und Familie reagiert?

„Die haben sich natürlich mega mit mir gefreut. Klar, meine Mama macht sich wie immer Sorgen, dass die Jüngste jetzt so weit weg geht. Aber ich spiele ja schon eine Weile in Nördlingen und bin dadurch nicht immer zuhause. Mein älterer Bruder und meine Schwester Laura sind total stolz auf mich, meine ganze Familie steht hinter mir. Das fühlt sich gut an.“

Wie es jetzt mit der WNBA wegen Corona weitergeht, ist aber noch unklar.

„Ja, da hängen wir ziemlich in der Luft. Keiner weiß, ob sie dieses Jahr überhaupt stattfindet. Aber ich gehe da ganz locker damit um. Der Coach hat mir schon signalisiert, dass sie mich dann erst im nächsten Jahr zum Trainingscamp einladen. Und bis es in der französischen Liga im August losgeht, kann sich ja noch einiges tun.“

Du verlässt die DBBL und spielst bei Landernau Bretagne in Frankreich. Und dann zusätzlich in der WNBA. Hast du Respekt vor der Doppelbelastung?

„Die Belastung ist schon groß, aber wir haben ja Coaches, Athletiktrainer und Physiotherapeuten an der Seite, die auf uns achten. In Frankreich spielen wir im Winter, die WNBA findet im Sommer statt. Und durch die Lehrgänge und Spiele mit der Nationalmannschaft haben wir ja auch nach der DBBL-Saison immer weitere Belastungen gehabt. Daher bin ich es schon ein wenig gewohnt.“

MF0_1981.jpg Luisa Geiselsöder gehörte zu den besten Spielerinnen der DBBL. Foto: Martin Fürleger

Wirst du für die Nationalmannschaft dann auch noch Zeit finden?

„Ich hoffe, dass ich wieder für die A-Mannschaft spielen darf und werde bestimmt auch dafür noch Zeit finden.“

Der Draft hat für Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt. Glaubst du, dass sich dadurch der Frauen-Basketball in Deutschland aus seiner Nische erheben kann?

„Auf jeden Fall. Wir haben gerade eine extrem starke Generation im Frauen-Basketball, die sich erfolgreich entwickelt. Das sehen wir ja auch an unserer Jugend, die große Erfolge erzielt hat. Vier Deutsche in der WNBA zu haben, zeigt, welches Potenzial wir haben. Frauen-Basketball in Deutschland kann jetzt richtig groß werden, da bin ich mir sicher.“

Gerade für den Nachwuchs ist das ein tolles Signal. Du bist jetzt ein Vorbild.

„Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen. Vor zwei Jahren habe ich zu den Jüngeren gehört, und jetzt kann ich selbst ein Vorbild für den Nachwuchs sein. Das hat sich so schnell verändert und es ist ein mega gutes Gefühl.“

Wer ist denn dein Vorbild?

„Emma Meesseman aus Belgien. Sie spielt in der WNBA bei den Washington Mystics und kann sowohl auf der inneren Position spielen als auch außen. Sie hat mega Skills und ich wäre gerne mal so gut wie sie. Dass ich in der WNBA gegen Stars wie sie spielen darf, darauf freue ich mich besonders.“

Worauf freust du dich noch?

„Auf die vielen neuen Herausforderungen, die andere Spielweise, neue Leute kennenzulernen. Außerdem war ich noch nie in den USA und bin schon gespannt, wie das Leben dort abläuft. Das wird eine unglaubliche Erfahrung."

Erschienen in Basketball am 24. April 2020

Weitere Artikel