Eishockey

Kathi Häckelsmiller – ein Leben für Team, Training und Tore

ExklusivKaum laufen können und schon auf dem Eis: Kathi Häckelsmiller (15) spielt beinahe ihr ganzes Leben lang Eishockey – und hat in ihrer jungen Karriere schon einiges erreicht. Das soll es aber noch lange nicht gewesen sein.

Nationaltrikots mit der Nummer 18 hängen an der Wand, auf der Brustseite prangt das C. Über dem Schreibtisch steht in pinken Buchstaben „When hell freezes, I'll play hockey there, too“. Sieht man sich noch all die Pokale, Auszeichnungen, Fotos und Accessoires im Zimmer an, bleibt kein Zweifel, dass der Satz ernst gemeint ist. Es ist das Zimmer von Katharina Häckelsmiller (15).

Laufschule mit drei Jahren – nicht ohne Pinguin

Kathi, wie sie von den meisten genannt wird, stand schon mit drei Jahren auf den Schlittschuhen. Ihr Bruder Lukas, drei Jahre älter und heute in der DNL bei den Augsburger Panthern, hat damals schon Eishockey gespielt – also wollte Kathi das auch ausprobieren. Nur: „Ich wollte nie ohne meinen Pinguin fahren“, erinnert sie sich und schmunzelt. Doch irgendwann schien es auch ohne den schwarz-weißen Gehilfen geklappt zu haben. Immerhin spielt Kathi heute mit der U17 des HC Landsberg in der 2. Bundesliga und ist Kapitänin der U16 Nationalmannschaft.

P1140942.JPG Kathi Häckelsmiller hat mit 15 Jahren schon viel erreicht. Foto: privat

Zum Abschluss der U16 wäre eigentlich im Frühjahr 2020 noch die EM in Ungarn angestanden – doch wegen der Corona-Pandemie fiel das Turnier aus. Vom DEB gab es stattdessen für die vergangenen Wochen einen Trainingsplan, den Kathi im heimischen Bobingen im Süden von Deutschland fleißig abgearbeitet hat. Mit Joggen, Sprints, Krafttraining und Einheiten auf dem neuen Spinningrad im Keller hat sich die 15-Jährige fit gehalten. Wenn auch sie die Trainings im Team vermisst. Aber ganz allein war sie meist nicht Laufen. Entweder Paul, der siebenjährige braune Labrador der Familie Häckelsmiller hat sie auf den Runden begleitet, oder ihre Kolleginnen aus der Nationalmannschaft. Zumindest übers Headset haben sie sich zum Sport verabredet und die Einheiten gemeinsam durchgezogen.

Mit vollem Ehrgeiz dabei

Seit Kurzem trainiert Kathi wieder in Landsberg, in Kleingruppen zwar, aber wenigstens gemeinsam. Direkt zu Beginn stand ein Leistungstest an. „Wir mussten zum Beispiel so viele Burpees wie möglich in 30 Sekunden machen“, erzählt Kathi. Sie hat 15 geschafft. Die Schülerin, die im kommenden Jahr ihre Mittlere Reife machen wird, ist immer mit vollem Ehrgeiz bei der Sache. Keine Lust auf Training? Gibt es nicht. „Viel Zeit für anderes bleibt da nicht“, gibt Kathi zu. „Aber meine Freunde habe ich sowieso alle in der Mannschaft.“

Das Highlight ihrer jungen Karriere: Die Youth Olympics in Lausanne. Mit der U16 war die Mittelstürmerin dort bei ihrem bislang größten Turnier dabei. „Die Stimmung dort war einfach besonders“, erinnert sich Kathi. Auch wenn ihre Mannschaft nach den beiden Spielen der Gruppenphase ausgeschieden ist. Gegen Schweden mussten die deutschen Nachwuchs-Damen sogar eine 2:7-Niederlage einstecken. „Viele von uns waren nervös, die Halle war komplett voll mit Zuschauern.“ Kathi kann die eigene Nervosität gut ausblenden, sagt sie. Nur bei der Nationalhymne bekommt sie eine richtige Gänsehaut. „Wir singen immer alle ganz laut mit.“ Wie vieles sagt sie das ganz trocken, schmunzelt aber und an ihren Augen lässt sich der Schalk ablesen.

Torjubel bei den Olympischen Jugendspielen

Im zweiten Spiel bei den Olympischen Jugendspielen gegen die Slowakei hat Kathi für das deutsche Team das einzige Tor geschossen. Aus ganz spitzem Winkel, unhaltbar. „Ich habe gar nicht gemerkt, wie der Puck da überhaupt reingegangen ist“, erinnert sie sich. „Danach haben wir ein bisschen gejubelt. Naja, ein bisschen viel.“ Kathi grinst. Noch mehr gejubelt wurde auf der Tribüne, wo Kathis Eltern das Spiel verfolgt haben. Sie reisen zu allen Spielen, ob DEB oder Liga. Und seit vergangener Saison sitzt Papa Stefan in Landsberg sogar als Betreuer auf der Bank.

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Kathi Häckelsmiller im Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Foto: privat

Wenn gegen Ende des Sommers die Saison wieder losgeht, wird Kathi vermutlich von ihrer Doppellizenz Gebrauch machen. Bisher hat sie beim Bundesligisten ECDC Memmingen nur mit trainiert. Aber wenn wegen der anhaltenden Corona-Auflagen in Landsberg nicht gespielt werden kann, könnte sie womöglich in Memmingen mit aufs Eis. Irgendwann fest in der Bundesliga zu spielen, ist ihr Ziel. Und bei den „großen“ Olympischen Spielen dabei zu sein. Was ihre Zukunft sonst noch bringt, hat sich Kathi noch nicht so genau überlegt. „Vielleicht mal in Kanada Eishockey spielen oder Sportsoldatin werden nach der Schule“, überlegt sie. Aber konkret ist das nicht. Im Moment will sie vor allem eines: Eishockey spielen. Und auch nach einem Gespräch besteht kein Zweifel: Eher friert die Hölle zu, als dass sie damit aufhört.


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Erschienen in Eishockey am 06. Juni 2020

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