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DFB-Frauen verabschieden Hannelore Ratzeburg mit einem Sieg über Portugal
DFB-Frauen verabschieden Hannelore Ratzeburg mit einem Sieg über Portugal
Mit 3:1 ging das deutsche Team in Portugal vom Platz und darf sich über eine bequeme Führung in der WM-Qualifikation freuen. Der Sieg war auch ein Abschiedsgeschenk an Hannelore Ratzeburg, die den Frauenfußball in Deutschland über Jahrzehnte mitgestaltet hat.
Beim letzten Länderspiel des Jahres 2021 hat die DFB-Elf von Martina Voss-Tecklenburg mit 3:1 gegen Portugal gewonnen. Damit steht Deutschland in der WM-Qualifikation in Gruppe H mit fünf Punkten an der Spitze und kann einigermaßen entspannt auf die nächsten Qualifikationsspiele in 2022 blicken. Mit diesem Erfolg über Portugal haben sich Lea Schüller, Melanie Leupolz und Co. nicht nur selbst für ein starkes Jahr belohnt, sondern auch der scheidenden Delegationsleiterin Hannelore Ratzeburg zum Abschied noch einen Sieg geschenkt.
Frauenfußball maßgeblich geprägt
Das wegweisende Spiel in der WM-Qualifikation war für Hannelore Ratzeburg ihr letztes als Delegationsleiterin der Frauen-Nationalmannschaft. Bereits seit 1982 leitet Ratzeburg die Delegation des deutschen Frauen-Nationalteams und erlebte den Werdegang vieler Spielerinnen nicht nur mit, sondern prägte ihn maßgeblich. "Das war eine echte Herausforderung. Es gab schon ein paar Männer, die das damals komisch fanden, dass ich als junge Frau beim DFB aufschlug", erinnerte sich Ratzeburg. "Als einzige Frau in den Gremien musste ich meine Kollegen für die Themen begeistern, die mich begeistert haben. Und ich denke, das ist mir ganz gut gelungen."
Es gab schon ein paar Männer, die das damals komisch fanden, dass ich als junge Frau beim DFB aufschlug.
Bereits als Studentin stand Ratzeburg selbst in Hamburg auf dem Rasen und kickte bei Grün-Weiss Eimsbüttel. Als Schiedsrichterin und kurz darauf als Funktionärin im Hamburger Fußball-Verband machte sie früh klar, dass sie im Fußball etwas verändern kann. Als der DFB 1970 beschloss, Frauenfußball offiziell zu erlauben, wurde eine eigene Position im Spielausschuss dafür eingerichtet. Diese hat Ratzeburg seit 1977 inne. Rainer Koch nennt sie bewundernd auch "Hanne Dampf": "Sie hat immer Dampf gemacht und nie locker gelassen." Auch zum Ende ihrer Amtszeit jetzt hat sie ihre Projekte nicht einfach auslaufen lassen sondern bis zuletzt weiter vorangetrieben.
Erste und einzige Frau im DFB-Präsidium
Beim DFB-Bundestag im kommenden März scheidet Ratzeburg nun nach jahrzehntelanger Arbeit als Funktionärin und Vorkämpferin des deutschen Frauenfußballs aus. Als Vizepräsidentin für Gleichstellung, Frauen- und Mädchenfußball ist sie seit Oktober 2007 auch Teil des DFB-Präsidiums – als einzige Frau. Das soll sich in Zukunft ändern, wie Rainer Koch betonte: "Ganz sicher wird im nächsten DFB-Präsidium mehr als eine Frau sitzen und auch die Stelle von Hanne werden wir mit einer Frau nachbesetzen."
Dass die Lage im deutschen Frauenfußball noch nicht zufriedenstellend sei, räumten sowohl Koch als auch Ratzeburg ein. "Weder die Anzahl der Zuschauer in den Stadien noch die mediale Präsenz noch die Vermarktung des Frauenfußballs", sagte Koch. Beim DFB wolle man daher an das Lebenswerk von Ratzeburg anknüpfen und den Frauenfußball kontinuierlich weiterentwicklen.
Mehr weibliche Talente neben dem Platz
Auch die scheidende Funktionärin weiß um die Baustellen im Frauenfußball, sieht hier aber auch die Vereine in der Pflicht: "Ob die Spielerinnen eine gute Infrastruktur haben, wie gut die medizinische Versorgung ist – all das kann nicht unsere Aufgabe beim DFB sein. Wir bieten den Spielbetrieb an, können aber nicht allen eine entsprechende Sportstätte bezahlen." Auch Frauen als Talente in anderen Bereichen zu finden wie etwa als Trainerinnen, Schiedsrichterinnen oder Funktionärinnen übergibt Ratzeburg als Zukunftsaufgabe an ihre Nachfolger:innen.
Vorbilder gibt es ja – zum Beispiel Bundestrainerin Martina Voss-Teckelnburg. Sie sagt über Ratzeburg:
Das, was sie für den Frauenfußball geleistet hat, ist nicht in Worte zu fassen. Wir werden erst merken, was fehlt, wenn sie nicht mehr da ist.
Erschienen in Frauen im Sportbusiness, Fußball am 01. Dezember 2021
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