Radsport

Starkes Comeback: Radprofi Emma Hinze will zu Olympia

Bahnradfahrerin Emma Hinze hat turbulente Jahre hinter sich: Nach starken Rückenbeschwerden stand ihre Karriere kurz vor dem Aus – jetzt trainiert sie für die Olympia-Qualifikation. Ihr Weg von ganz unten bis an die Weltspitze.

Nach Rückschlägen weiterkämpfen und noch stärker wieder zurückkommen. Emma Hinze ist erst 22 Jahre alt und weiß genau, was das bedeutet. Die Radsportlerin stand kurz davor, ihre Karriere zu beenden, als starke Beschwerden im Rücken sie daran hinderten, ihren Sport auszuüben. „Das war eine schwere Zeit, in der ich gemerkt habe, wer wirklich hinter mir steht und wer nur bei Erfolgen. Doch ich habe es überstanden und bin daran gewachsen“, sagt Hinze. Seit vergangenem Jahr, als sie mehrmals international aufs Podest fuhr, ist Hinze aus der Bahnrad-Szene nicht mehr wegzudenken. Und jetzt träumt sie von Olympia.

Die Fahrerin des RSC Cottbus arbeitete hart für ihr Comeback – unterstützt von ihrem Junioren-Trainer Alexander Harisanow. „Ich trainiere oft mit ihm allein, da er ja eigentlich eine andere Gruppe trainiert. Aber seit ich wieder mit ihm zusammenarbeite, läuft es.“ Und wie. Hinze startete mit Podiumsplätzen bei der deutschen Meisterschaft und Gold beim Weltcup in Minsk in die Saison. Zuletzt holte sie in Hongkong Silber im Sprint und Gold im Teamsprint mit Pauline Grabosch. „Mein Ziel war in diesem Jahr, von Weltcup zu Weltcup schneller zu werden“, erzählt Hinze. „Dafür habe ich hart trainiert.“

Einzelkämpferin mit Ehrgeiz

Zweimal am Tag, sechs Tage die Woche. Der Trainingsplan von Hinze ist auf Erfolg ausgerichtet. Vor allem auf der Bahn, aber auch im Kraftraum und auf dem Straßenrad baut die gebürtige Hildesheimerin Kraft und Kondition aus. Da sie seit ihrem Abitur im vergangenen Jahr zur Sportfördergruppe der Bundeswehr gehört, kann sie sich voll auf das Training konzentrieren.

F50205A7-F157-403F-BF99-542A4BAE2EE2.jpeg Emma Hinze richtet den Blick auf die Olympischen Spiele 2020. Foto: Arne Mill

Motiviert durch ihre Eltern, die gerne auf dem Mountainbike unterwegs sind, startete die siebenjährige Emma Hinze ihre Radsport-Karriere. Zunächst auf der Straße. Als sie dann 2013 schließlich bei den Deutschen Meisterschaften im Bahnrad teilnahm – ohne jegliche Vorerfahrung – fuhr die damals 16-Jährige überraschend auf Rang zwei im Sprint. „Ich hatte direkt Erfolg, das hat den Sport attraktiv gemacht“, sagt Hinze ehrlich und lacht. „Außerdem bin ich eine Einzelkämpferin, die gerne ihr Ding durchzieht und taktiert.“

WM 2020 im Berliner Velodrom

Wie genau Hinze taktiert und ihr Ding durchzieht, können Radsportfans beim ersten Highlight 2020 live miterleben. Vom 26. Februar bis 1. März treten die weltbesten Radfahrer bei der WM im Berliner Velodrom gegeneinander an. Hinze hofft auf viele heimische Fans. „Wir stehen oft nicht gerade im Fokus – anders ist das zum Beispiel in den Niederlanden oder in England. Zwar bin ich beim Wettkampf selbst total im Tunnel und bekomme kaum etwas mit. Doch wenn danach das Publikum im Velodrom jubelt, ist das ein tolles Gefühl.“

Die WM in Berlin ist nicht nur deshalb ein besonderes Event, weil Freunde und Familie dabei sein werden. Es ist auch die letzte Chance, sich für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu qualifizieren. Hinze hofft dabei auf den Teamsprint. Die nach Punkten besten acht Teams der Welt dürfen bei Olympia starten, sowohl im Teamsprint als auch in den Einzeldisziplinen. Derzeit steht das deutsche Team aus Hinze, Pauline Grabosch und Lea-Sophie Friedrich auf dem zweiten Rang. Eine gute Ausgangsposition. Doch nur zwei Fahrerinnen dürfen mit nach Tokio – Hinze will eine davon sein.

Bis zur WM wird sich Hinze keine längere Trainingspause gönnen. Die Wettkampfphase 2019 war lang, jetzt heißt es aufbauen und den Fokus auf Olympia richten. Es ist Hinzes großer Traum. Zwar war sie 2016 schon in Rio dabei, dort aber nur als Ersatzfahrerin. 2020 soll ihr großes Jahr werden. Wenn Hinze an den Start geht, denkt sie immer an etwas Positives. Woran? Hinze lacht. Ihr Ritual bleibt geheim.

Emma Hinzes Erfolge im Jahr 2019

  • 3.Platz im Teamsprint bei der Weltmeisterschaft
  • 1.Platz deutsche Meisterschaft 500m
  • 1.Platz deutsche Meisterschaft Teamsprint
  • 2.Platz deutsche Meisterschaft Sprint
  • 2.Platz deutsche Meisterschaft Keirin
  • 1.Platz Weltcup Minsk Keirin
  • 2.Platz Weltcup Glasgow Keirin
  • 2.Platz Weltcup Glasgow Sprint
  • 1.Platz Weltcup Hongkong Teamsprint
  • 2.Platz Weltcup Hongkong Sprint
Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Radsport, Sportarten am 13. Dezember 2019

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