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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Turntrainerin Frehse

SID
SID

24. Februar 2021

Der Missbrauchsskandal um die am Stützpunkt Chemnitz suspendierte Turntrainerin Gabriele Frehse hat auch die Justiz auf den Plan gerufen.

Chemnitz (SID) - Der Missbrauchsskandal um die am Stützpunkt Chemnitz suspendierte Turntrainerin Gabriele Frehse hat auch die Justiz auf den Plan gerufen. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Chemnitz bestätigte dem SID am Mittwoch ein seit Ende letzten Jahres laufendes Ermittlungsverfahren. Zudem wird gegen einen Stützpunktarzt sowie eine dritte Person ermittelt. Es geht unter anderem um den Verdacht der Körperverletzung. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte zuerst darüber berichtet.

Frehse ist von ihrer Arbeit am Bundesstützpunkt Chemnitz freigestellt. Schwebebalken-Star Pauline Schäfer sowie weitere frühere Schützlinge hatten ihr im Spiegel unter anderem eine permanente mentale Erniedrigung, Training über die Schmerzgrenze hinaus und die Verabreichung von Medikamenten ohne Rücksprache mit einem Arzt vorgeworfen. Die Trainerin wehrt sich und bestreitet die Vorwürfe.

Am Mittwoch befasste sich der Sportausschuss des Deutschen Bundestages unter dem ersten Tagesordnungspunkt "Konsequenzen für Trainingsstrukturen aus den Vorkommnissen am OSP Sachsen/Bundesstützpunkt Chemnitz" mit der Thematik. 

Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), wiederholte im Anschluss seine Forderung nach einer Entlassung der massiv kritisierten Trainerin. "Ich gehe davon aus, dass der Olympiastützpunkt als Arbeitgeber die richtigen Entscheidungen treffen wird", sagte Hölzl: "Da bin ich ganz optimistisch." Es müsse um den Schutz der Kinder und Jugendlichen gehen. "Wir sind zur Zeit bemüht, das Training vor Ort abzusichern", sagte Hölzl. 

DTB-Athletensprecherin Kim Bui zollte den Turnerinnen während der Sitzung großen Respekt dafür, "ihre Geschichte öffentlich zu erzählen". Sie sei nach den Berichten des Spiegel "bezeichnenderweise nicht so erschüttert über die Vorfälle wie manch ein Außenstehender, weil sie leider Teil unserer Turn-Realität sind."

Vorfälle wie in Chemnitz enthüllten "ein System, das gravierende Verfehlungen von Verantwortlichen deckt, damit sportliche Ziele erreicht werden können. Chemnitz scheint nur die Spitze des Eisberges zu sein."

Frehse hatte sich zuletzt mit einem Offenen Brief an die Ausschuss-Mitglieder gewandt. Darin erklärte sie, dass es "nie in meiner Absicht stand, mit den von mir trainierten Turnerinnen in einer Weise zu kommunizieren, welche diese als 'psychische Misshandlung' hätten wahrnehmen können". Wenn einzelne der Turnerinnen das gleichwohl dennoch so wahrgenommen hätten, "so tut mir das aufrichtig leid, und ich bitte die entsprechenden Personen um Entschuldigung".

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Erschienen in Allgemein (Allgemein) am 24. Februar 2021 - Zuletzt aktualisiert am 24. Februar 2021