Leichtathletik

Zwei Silber, ein Gold: Elena Apel wird Weltmeisterin im Canadier

Die Deutschen holen zwei Weltmeistertitel, eine Silber- und eine Bronzemedaille bei den Kanuslalom-Weltmeisterschaften in Bratislava. Hervorstechend dabei die Leistung von Dreifachstarterin Elena Apel: Auf Silber im Kajak-Einer folgen Gold im Canadier und Silber im Extremslalom.

Elena Apel paddelte am Samstag im Kajak-Einer zu Silber. Am Sonntag setzte die 23-jährige Augsburger Kanu-Schwäbin mit Gold im Canadier ihrem Erfolg die Krone auf. „Ich glaube, ich muss das ganze erst noch realisieren. Aber ich bin wahnsinnig stolz auf mich, dass sich die ganze harte Arbeit und das Dranbleiben gelohnt hat“, sagte Apel, die bei dieser WM zum letzten Mal unter ihrem Mädchennamen gestartet ist. „Während den Olympischen Spielen saß ich noch vor dem Fernseher und musste ein Zitat von unserem Cheftrainer hören, der sagte, dass ein Doppelstart kein Leistungssport sei, sondern Erlebnispädagogik. Ich glaube, dieser Spruch hat mich so motiviert, dass heute einfach alles zusammengekommen ist und ich sagen kann, dass Doppelstarts keine Erlebnispädagogik sind, sondern echter und wahrer Leistungssport. Deshalb bin ich umso stolzer auf diese zwei Medaillen.“ Zudem habe heute, am Sonntag, ihre jüngere Schwester Emily – ebenfalls Slalomkanuten – Geburtstag, „deshalb geht diese Medaille ganz klar auch an sie.“

Trotz zwei Strafsekunden pulverisierte die Deutsche die starke Zeit von Tokio-Silbermedaillengewinnerin Mallory Franklin aus Großbritannien noch einmal um 31 Hundertstelsekunden. Dank ihrer überragenden Fahrt vor allem im letzten Drittel der Strecke sicherte sich die 23-jährige Kanu-Schwäbin den WM-Titel. Sie sagt:

Ich bin froh, dass ich nach dem Zweier auch die Nerven behalten habe und mich von nichts habe abbringen lassen. Ich wollte es hier einfach nur genießen. Ich glaube, das war mein Schlüssel zum Erfolg.

Urlaub steht für Apel, die kürzlich Eishockeyspieler Leon Lilik geheiratet hatte, demnächst nicht an. Auch die Flitterwochen müssen bis zum nächsten Jahr warten, „weil Leons Saison jetzt im vollen Gange ist.“ Zudem beginnt für Lilik am Dienstag ein vierwöchiger Bundeswehrlehrgang.

Apel holt auch Silber im Extrem-Slalom

Zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Bratislava setze die 23-jährige Augsburgerin noch das i-Tüpfelchen obendrauf: WM-Silber im Extremslalom. Und das bei ihrem Debüt in dieser neuen olympischen Disziplin.

Noch nie war sie so ein Rennen gefahren. Ihre ersten beiden Trainingseinheiten absolvierte sie in Bratislava unmittelbar vor den Wettkämpfen. Dass sie physisch topfit ist, zeigte sie bereits. Doch dass sie sich auch in den Kopf-an-Kopf-Rennen so stark präsentiert, war unglaublich. Sie musste sich lediglich der Australierin Jessica Fox geschlagen geben. Dabei lieferten sich beiden einen Kampf, der Apel am Aufwärtstor vier fast zum Verhängnis wurde, als die am Ende Letztplatzierte noch in den Zweikampf eingriff und Apel beinahe noch überrundet werden konnte. Doch mit Ruhe und vor allem Kraft setzte sich die Kanu-Schwäbin deutlich auf Rang zwei. Dritte wurde die US-Amerikanerin Evy Leibfarth.

Ricarda Funk schreibt Geschichte

Ricarda Funk hat es tatsächlich geschafft, Geschichte zu schreiben. Olympia- und WM-Gold im selben Jahr. „Es war ein wirklich langes Jahr. Das Ziel waren definitiv die Olympischen Spiele und jetzt die Weltmeisterschaften, aber jetzt bin ich definitiv reif für einen Urlaub. Ich werde direkt von Bratislava aus losfahren“, sagte die 29-jährige Wahl-Augsburgerin, die für Bad Kreuznach startet. Erstaunlich, wie sie nach Tokio die Spannung noch hochhalten konnte.

Andrea Herzog schafft Finaleinzug nicht

Mit Olympia-Bronzemedaillengewinnerin im Canadier Andrea Herzog und Timo Trummer schafften nur zwei Deutsche den WM-Finaleinzug leider nicht. Für den Zeitzer Canadierfahrer war bereits die Qualifikation schon das WM-Aus. Die 22-jährige Leipzigerin verpasste wegen zu vieler Torstabberührungen das Finale. „Freud und Leid liegen nahe beieinander“, sagte ihr Trainer Felix Michel. „Es sollte heute nicht sein, aber das ist nun mal der Sport. Das ist Leistungssport. Verlieren gehört ganz klar mit dazu. Elli hat das super gemacht, das muss man auch dazu sagen. Glückwunsch an sie. Wir rappeln uns da auf und das werden wir definitiv auch hinkriegen.“ 

Cheftrainer Klaus Pohlen resümierte, „es war zu erkennen, wie unterschiedlich die Vorbereitungen auf die WM nach den Olympischen Spielen waren. Rici hat das äußerst seriös gemacht. Sie hat sich geradlinig auf den möglichen WM-Titel vorbereitet und daran auch keine Luft herangelassen.“ Zudem freue er sich, „dass wir mit einer relativ kleinen Gruppe in allen Finals vertreten waren.“ Diesen Punkt hatten die Athleten zuletzt bemängelt. Auch die für manche kurze Vorbereitungszeit auf die WM, da die Qualifikation dafür unmittelbar davor ausgetragen wurde. Deshalb sagte Athletensprecher Franz Anton nach der WM, „jetzt müssen wir die Vorgänge um die Weltmeisterschaftsqualifikation im Verband sicherlich noch einmal auswerten. Das ist jetzt aber gerade nicht in meinem Kopf, kommt aber die kommende Woche wieder hinein.“ Pohlen betonte, sportfachlich gebe es zwei Varianten, sich auf einen Höhepunkt vorzubereiten, lange davor oder kurz davor. Der Erfolg spreche für sich. „Ich brauche keine Riesengruppe. Alle hier waren hoch motiviert, und es hat gut funktioniert.“ Bei all den Erfolgen tue es ihm leid, „dass die Leistungen der Kajak-Herren etwas untergegangen sind“, die alle drei im Finale vertreten waren. „Mein großer Dank geht an die beiden Trainer Thomas Apel und Felix Michel. Sie haben einen Riesenjob gemacht bei den vielen Leuten, die sie betreuen mussten. Mein Dank geht aber auch an das gesamte Team einschließlich der Trainingswissenschaftler und Physiotherapeuten“, betonte Pohlen.

Verfasst von DKV/Uta Büttner

Erschienen in Wassersport am 26. September 2021

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