Handball

Von der Halle in den Sand: Lotta Woch träumt von der Beachhandball-EM

Lotta Woch vom Handball-Zweitligist TSV Nord Harrislee träumt von der Teilnahme an der Beachhandball-Europameisterschaft. Frauen-Nationaltrainer Alexander Novakovic nominierte die Rückraumspielerin für das regionale Stützpunkttraining des Deutschen Handballbundes und will die 23-Jährige zur Spezialistin ausbilden.

Sand statt Gummi, pralle Sonne statt dicke Luft: Beachhandball unterscheidet sich schon von den äußeren Gegebenheiten vom Handball in der Halle, von den Regeln ganz zu schweigen. "Ich brauche einfach noch deutlich mehr Training, da ich das vorher noch gar nicht gespielt habe", weiß Lotta Woch, die beim TSV Nord Harrislee Handball in der Halle spielt und jetzt eine Chance im Beachhandball bekommt. Im Interview verriet die Studentin, was sie am Beachhandball reizt, wie sie ihre ersten Einheiten im Sand erlebt hat und was ihr die Europameisterschaft bedeuten würde. "Schon in der Halle war es ein Kindheitstraum, das hat nicht funktioniert", erinnert sie sich: "Jetzt kriege ich im Beachhandball vielleicht eine zweite Chance ..."

Lotta, wie bist du beim Beachhandball gelandet?

Alex, der Nationaltrainer, hat mich angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte und mir vorstellen könnte, es mal auszuprobieren. Da habe ich gesagt: Das kann ich mir sehr gut vorstellen… Bei uns ist es ziemlich unbekannt - ich glaube, es gibt in ganz Schleswig-Holstein keine richtige Beach-Mannschaft. Das finde ich super schade, denn wir haben ja die Strände. Ich habe auf jeden Fall richtig Lust darauf!

Was macht für dich den Reiz daran aus?

Wenn man am Meer und am Strand groß geworden ist, findet man es einfach cool, draußen im Sand zu sein (lacht). Ich finde, dass leistungsorientierter Beachhandball auch einfach nicht mit der Halle zu vergleichen ist. Es ist viel schneller und mit spektakulären Würfen. Es macht mir richtig viel Spaß.

Welchen Kontakt hattest du vorher zum Beachhandball? Viele Hallenhandballer spielen ja oft nur einmal im Sommer zur Abwechslung im Sand…

Genau so war es bei mir auch - ich habe zwei oder drei Spaßturniere mit meinem Hallenteam gespielt, aber wir wussten eigentlich nichts vom Beachhandball. Wir haben erstmal gedacht: Aha, hier macht man also Pirouetten… (schmunzelt).

Wie war denn unter diesen Voraussetzungen dein erster Eindruck vom Stützpunkttraining?

Es war krass! Ich war super aufgeregt, aber ich wurde super aufgenommen. Gefühlt ist beim Beachhandball eine ganz andere Atmosphäre als in der Halle. In der Halle wurde ich auch einmal zu einem Sichtungslehrgang der Nationalmannschaft eingeladen, aber das war viel angespannter. Hier geht es lockerer zu, das Training ist aber trotzdem mit Leistung verbunden.

Auf welcher Position trainierst du?

Alex plant mich als Spezialist ein - wie das am Ende funktioniert, muss man sehen. Er selbst hat mich noch nicht im Sand gesehen, weil er ja im Süden ist. Mir fehlt sicherlich noch einiges, aber es macht Spaß. Ich brauche einfach noch deutlich mehr Training, da ich das vorher noch gar nicht gespielt habe. Ich hatte zuletzt aber schon das Gefühl, dass es langsam besser wird…

Mit Harrislee spielst du in der 2. Bundesliga. Lässt sich das zeitlich mit der Nationalmannschaft verbinden?

Ich habe es mit meinem Verein schon abgesprochen - für die ist das völlig okay. Ich spiele in dem Verein seit der C-Jugend und habe einen kleinen Heimvorteil (lacht). Nebenbei studiere in Kiel noch Psychologie, aber durch Corona habe ich aktuell keine Präsenzveranstaltungen. Das ist im Moment zum Reinkommen sehr hilfreich.

Wäre die Teilnahme an der Europameisterschaft ein Ziel für dich?

Das wäre ein Traum! Schon in der Halle war es ein Kindheitstraum, das hat nicht funktioniert - und jetzt kriege ich im Beachhandball vielleicht eine zweite Chance … (lacht).

Lass uns zum Abschluss noch auf die Situation in Harrislee blicken: Wie ist dort der Stand?

Die Vorbereitung hat angefangen, wir trainieren ganz normal. Das geht erstaunlich gut, ich hätte es mir nach der langen Pause schlimmer vorgestellt - aber ich hatte noch nicht einmal Backeblasen (lacht). Aktuell fehlen nur noch die Trainingsspiele, die sind erst ab August erlaubt. Der Saisonstart soll dann am ersten September-Wochenende sein, aber ob das wirklich möglich ist, weiß natürlich keiner.

Was ist euer Ziel für die kommende Saison?

Das Ziel ist der Klassenerhalt und ich denke, das ist auch das richtige Ziel. Wir haben eine ganz leistungsstarke Spielerin in die 1. Bundesliga verloren, haben einen neuen Trainer und auch das ganze Umfeld musste neu aufgestellt werden. Das muss sich jetzt erst einmal alles finden. Wir hatten bisher sechsmal Training unter unserem neuen Trainer und ich bin sehr positiv angetan. So kann es weitergehen!

Verfasst von Julia Nikoleit

Erschienen in Handball am 31. Juli 2020

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