Fußball
Svenja Grundl von mission equal: ,Frauen im Fußball erleben noch immer fehlende Anerkennung und Akzeptanz'
Svenja Grundl von mission equal: ,Frauen im Fußball erleben noch immer fehlende Anerkennung und Akzeptanz'
ExklusivAm Donnerstag, 2. September, wird in München ein neuer Verein vorgestellt: mission equal e.V. Gegründet haben ihn Svenja Grundl, Dagmar Specht und Matthias Schönleben-Kübel mit dem Ziel, die Voraussetzungen für Fußballspielerinnen in Deutschland zu verbessern. Mit einem Event starten sie ihre Mission und erzählen uns vorab in einem Interview, was genau der Verein vorhat und an welchen Stellschrauben er drehen will, um im Frauenfußball etwas zu verändern.
Svenja, was wollt ihr mit mission equal erreichen?
Wir wollen vor allem das gesellschaftliche Denken verändern. Frauen im Fußball erleben noch immer fehlende Anerkennung und Akzeptanz, das habe ich selbst schon bei meiner Tochter miterlebt. In der Gesellschaft und Öffentlichkeit, aber auch auf monetärer Ebene und in Bezug auf Trainingsbedingen haben Fußballerinnen noch immer das Nachsehen. Und das wollen wir ändern.
In der Gesellschaft und Öffentlichkeit, aber auch auf monetärer Ebene und in Bezug auf Trainingsbedingen haben Fußballerinnen noch immer das Nachsehen.
Bist du durch deine Tochter auf die Idee von mission equal gekommen?
Ja. Sie spielt Fußball seit sie acht Jahre alt ist und schon als Kind hat sie erfahren müssen, dass sie als Mädchen nicht so akzeptiert wird wie es bei den Jungs der Fall ist. Später hat sie im Nachwuchs eines Bundesligavereins gespielt. Die Strukturen und Bedingungen für die Mädchen sind da sehr gut, keine Frage, und trotzdem merkt man einen Unterschied, ob man bei den Mädchen oder den Jungen spielt. Das haben mir auch viele Spielerinnen in anderen größeren Vereinen erzählt und so ist in mir der Wunsch gewachsen, das zu verändern.
Und hast dir Unterstützung gesucht.
Richtig. Ich habe mit meiner Freundin und jetzigen Gründungs-Partnerin Dagmar Specht über dieses Problem gesprochen und sie schnell davon begeistern können, uns dafür starkzumachen. Außerdem konnten wir noch Matthias Schönleben-Kübel für unsere Idee gewinnen, der uns in der Kommunikation unterstützt. Nach vielen gemeinsamen Stunden stand fest, dass wir mission equal gründen. Jetzt stehen wir kurz vor unserem Launch und freuen uns, dass es endlich losgeht.
Wie sieht der Startschuss genau aus?
Zunächst einmal werden wir in München unser Projekt bei einer Art Eröffnungsfeier vorstellen. Dabei werden wir von der Frauenabteilung des FC Bayern München unterstützt und haben namhafte Gäste eingeladen. Beispielsweise wird Oliver Forster (Sport1 / DAZN) den Abend moderieren und auf dem Podium diskutieren wir mit Karin Danner (FCB), Silke Raml (BFV) und Marina Hegering (Spielerin, FCB) die aktuelle Situation im deutschen Frauenfußball und wie mission equal Veränderungen in Gang setzen wird.
Wie wollt ihr an dieser Situation etwas ändern?
Wir stellen unseren Verein auf drei Säulen: Umdenken und Gerechtigkeit, Inszenierung und Vermarktung sowie Networking und Support. Dabei wollen wir zum einen mit Förder- und Premiummitgliedern daran arbeiten, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken. Vor allem mit der Unterstützung unserer Premium-Mitglieder wollen wir es schaffen, die mediale Präsenz zu erhöhen, Vorbilder für die jüngere Generation in die Öffentlichkeit zu rücken und die Inszenierung rund um die Spiele zu verbessern. Wir sind uns sicher durch diese Veränderungen auch mehr Geld für den Frauenfußball zu generieren, wovon dann Spielerinnen, Vereine, Sponsoren und Fans vom Breitensport bis zum Profisport profitieren können. Selbstverständlich unterstützen wir auch die Vereine, die selbst Partner unseres Vereins werden können. Auf der einen Seite setzen sie sich als Ziel, unseren „Code of Conduct“ umzusetzen, auf der anderen Seite können wir im Bedarfsfall finanziell unterstützen und bei strukturellen Themen rund um den Mädchen- und Frauenfußball helfen.
Wir sind uns sicher durch diese Veränderungen auch mehr Geld für den Frauenfußball zu generieren, wovon dann Spielerinnen, Vereine, Sponsoren und Fans vom Breitensport bis zum Profisport profitieren können.
Was besagt der „Code of Conduct”?
Unsere Commitments enthalten Rahmenbedingungen, an die sich die Vereine halten sollen oder sich als Ziel setzen. Eigentlich sollten diese schon längst selbstverständlich sein, aber durch unsere gemeinsame Vereinbarung wollen wir die Vereine und ihre Mitglieder sensibilisieren. Es geht dabei darum, dass Fußball eine geschlechtsunabhängige Sportart ist, dass finanzielle Mittel möglichst gerecht verteilt werden sollen und Diskriminierungen jeglicher Art nicht geduldet werden. Und dass über all diese Themen entweder im Verein oder mit uns als mission equal offen kommuniziert wird.
Ist das denn bislang nicht der Fall?
Leider nicht. Ich habe das oft im Umfeld meiner Tochter erlebt. Als sie beispielsweise noch in der Jugend mit den Jungs zusammengespielt hat, kam es vor, dass vom Spielfeldrand diskriminierende Kommentare gerufen wurden. Viele Mädchen trauen sich aber nicht, darüber mit ihren Trainern zu sprechen, weil sie Angst haben, ihren Platz in der Mannschaft zu verlieren oder einfach schlecht dazustehen. Wir wollen zum einen die Vereine ermutigen, selbst offen solche Themen anzusprechen und zum anderen wollen wir den Spielerinnen eine Anlaufstelle bieten. Und die fehlende Kommunikation ist nur ein Teil der Rahmenbedingungen, die wir in Vereinen oft vermissen.
Und habt ihr für euer Vorhaben schon Partner gefunden?
Die Frauenfußabteilung des FC Bayern sind unser erster Partnerverein, die das Projekt auch gemeinsam mit uns launchen. Mit vielen weiteren Vereinen, auch aus der Bundesliga, sind wir in Kontakt und hoffen, dass sie sich uns bald anschließen werden. Fördermitglieder konnten wir ebenfalls schon gewinnen, wollen diese aber stark ausbauen. Was wir uns jetzt noch wünschen würden: „Male Allies“. Männliche Sportler oder Personen des öffentlichen Lebens, die unsere Sache unterstützen und in die Öffentlichkeit tragen. Denn nur wenn wir gemeinsam die Mission nach außen tragen, werden wir damit erfolgreich sein.
Der Verein mission equal e.V. zur Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs in Deutschland wird erstmals am Donnerstag, 2. September 2021, ab 19 Uhr in der FLYERALARM Lounge in München vorgestellt. Wer bei dem Launch dabei sein möchte, schreibt eine E-Mail an info@missionequal.de.
Erschienen in Frauen im Sportbusiness, Fußball am 24. August 2021
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