Volleyball

Nach Corona-Abbruch: Die NWHL setzt ihr Saisonturnier fort

Nachdem deren Saisonturnier aufgrund eines Corona-Ausbruchs frühzeitig abgebrochen werden musste, wagt die NWHL, die höchste Frauen-Eishockeyliga Nordamerikas, nun einen zweiten Versuch.

Nun soll es doch klappen. Am 26. und 27. März setzt die National Women’s Hockey League (NWHL), die höchste Frauen-Eishockeyliga Nordamerikas, ihr Saisonturnier fort, nachdem dieses aufgrund eines Corona-Ausbruchs frühzeitig abgebrochen werden musste. Das war kurz vor Beginn der Playoffs, welche nun in Brighton, Massachusetts, nachgeholt werden sollen.

Wie das Finale der deutschen Eishockeyliga lief, erfahrt ihr hier.

Schon damals wollte die NWHL Eishockey-Geschichte schreiben, dies findet nun mit zweimonatiger Verspätung statt. Denn zum ersten Mal wird in den USA mit der Übertragung der Halbfinalspiele und dem Finale im NBC Sports Network ein Ligaspiel der Frauen live im Fernsehen gezeigt. Für die Liga-Chefin Tyler Tumminia ist dies ein bedeutender Moment. „Die Eishockey-Fans werden vom Können und der Hingabe unserer Athletinnen begeistert sein, aber wir freuen uns alle besonders über die Botschaft, die damit an junge Mädchen und Jungs gesendet wird, die zuschauen werden."

Abbruch der NWHL-Saison kurz vor den Playoffs

Eigentlich wollte die NWHL ihre Meisterinnen bereits Anfang Februar in Form eines zweiwöchigen Turniers, ganz nach Vorbild anderer US-Ligen, küren. Eine Saison im Schnellformat quasi. Doch Corona machte dem Vorhaben einen dicken Strich durch die Rechnung. Einen Abend vor den Playoffs mussten die noch ausstehenden Spiele allesamt abgesagt werden.

Es stellte sich heraus, dass das Hygienekonzept der NWHL zu locker gehandhabt wurde, sowohl von den Teams als auch von der NWHL selbst. So war es zum Beispiel Ersatzspielerinnen erlaubt, spontan per Auto oder Flugzeug anzureisen. Genauso durften Trainer:innen von einer Mannschaft zur anderen hin und her wechseln. Auf die Schnelltests, die sehr viele falsch-positive Ergebnisse vorwiesen, war ebenfalls kein Verlass. Das NWHL-Turnier, welches eigentlich in einer abgeriegelten Bubble stattfinden sollte, wurde so zu einem Superspreading-Event, in dem jedes Team mindestens drei Corona-Fälle zu beklagen hatte.

Neuauflage unter strengend Hygieneregeln

Die Spielerinnen der Connecticut Whales gaben sogar an, dass mindestens die Hälfte des Teams betroffen war. Die NWHL zog ihre Konsequenzen aus diesem Fiasko. Die Neuauflage der Playoffs soll nun mit einem strikten Hygienekonzept, welches von den staatlichen Behörden mitentwickelt wurde, stattfinden werden. Dieses schließt unter anderem Fans von den Spielen aus und sieht tägliche Tests vor.

Die NWHL ist nur eine semi-professionelle Eishockey-Liga Doch die Teams haben nicht nur mit Corona zu kämpfen. So fehlen zum Beispiel den Toronto Six wichtige Spielerinnen, da diese es sich nicht leisten können, für die verpflichtende Quarantäne sowie Reise zum Turnier Urlaub zu nehmen. Und genau hier liegt das Problem des Frauen-Eishockey in Nordamerika.

Die NWHL wurde 2015 mit dem Anspruch gegründet, die erste professionelle Eishockeyliga der Welt für Frauen zu sein, die ihre Spielerinnen bezahlen kann. Versprechen, nach denen jede Spielerin ein Mindestgehalt von 10.000 US-Dollar pro Saison bekommen würde, konnten jedoch nicht eingehalten werden. Tatsache ist, dass die NWHL eher den Status einer semi-professionellen Liga innehat. Die Spielerinnen müssen neben dem Eishockey teilweise Vollzeit arbeiten, um ihren Sport ausüben zu können. Es fehlen Investoren und Geldgeber, einen Gewinn konnte die NWHL bisher ebenfalls noch nicht erwirtschaften.

Spielerinnen boykottieren NWHL

Das ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem sich Liga-Chefin Tyler Tumminia herumschlagen muss. Seit letztem Jahr boykottieren mehr als 120 Spielerinnen, darunter zahlreiche Nationalspielerinnen und Olympiasiegerinnen, die NWHL, um für eine angemessene Bezahlung, bessere Trainings- und Wettkampfbedingungen sowie eine adäquate Krankenversicherung zu kämpfen. Dafür gründeten sie sogar eine Gewerkschaft, die Professional Women's Hockey Players Association (PWHPA), mit der sie nun ebenfalls auf Tour gehen. In direkter Konkurrenz zur NWHL veranstalten sie im Rahmen ihrer sogenannten „Dream Gap Tour“ Showturniere. Und schreiben damit ebenfalls Eishockey-Geschichte: erstmals fand ein Spiel der Frauen im legendären Madison Square Garden statt, als die PWHPA in New York Halt machte.

Interesse an der NWHL steigt

Es ist aber auch nicht alles schlecht bei der NWHL. Immer mehr Menschen interessieren sich für Frauen-Eishockey, die Zahl der Zuschauer*innen steigerte sich um 140 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. Die Spiele der ersten Saisonhälfte erzielten sogar 1,62 Millionen sogenannter Liveviews auf dem Live-Streaming-Videoportal Twitch, welches seit 2019 alle Saisonspiele zeigt. Und auch beim Thema Expansion geht es voran. Schon seit langem gibt es Gerüchte über ein weiteres Team aus Kanada, ab nächster Saison soll es dann in Montreal so weit sein.

"Die Eishockey-Fans werden vom Können und der Hingabe unserer Athletinnen begeistert sein, aber wir freuen uns alle besonders über die Botschaft, die damit an junge Mädchen und Jungs gesendet wird, die zuschauen werden." Liga-Chefin Tyler Tumminia

Doch zunächst müssen noch die Meisterinnen der Saison 2021 gekürt werden. Chancen auf den Isobel Cup haben noch die Toronto Six sowie Boston Pride, welche im ersten Playoff-Spiel aufeinander treffen werden. Den zweiten Finalplatz machen die Spielerinnen der Minnesota Whitecaps und Connecticut Whales unter sich aus.

Katarina Schubert

Katarina Schubert

Erschienen in Eishockey am 26. März 2021

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