Volleyball

Fehlende finanzielle Förderung nach Olympia-Absage: Nordische Kombiniererinnen kämpfen für ihren Sport

Exklusiv2026 dürfen die Nordischen Kombiniererinnen nicht zu den Olympischen Winterspielen, ob sie jemals die Chance auf Olympia bekommen steht ebenso auf der Kippe. Das bedeutet für Athletinnen wie die Österreicherin Lisa Hirner eine ungewisse Zukunft. Denn durch die Ablehnung durch das IOC fallen die Sportlerinnen bei den meisten Förderungen durch. Trotzdem wollen sie nicht aufgeben und kämpfen für ihren Sport.

Seit Jahren kämpfen die Nordischen Kombiniererinnen darum, dass ihre Disziplin olympisch wird. Für Männer ist sie das schon seit 1924. Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin waren die ersten Weltcups sowie die Weltmeisterschaft in der Saison 2021/22. Doch nun gab es einen bitteren Rückschlag für die Sportlerinnen und ihre Teams: Bei der Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne ist die Kombination aus Skispringen und Skilanglauf für Frauen in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2026 durchgefallen. Die Kombiniererinnen werden also in knapp vier Jahren in Mailand und Cortina nicht dabei sein.

Schock für die Nordischen Kombiniererinnen

Ein Schock für Athletinnen wie die Österreicherin Lisa Hirner, die für den SC Erzbergland startet und eine der größten Konkurrentinnen für die Deutsche Jenny Nowak ist. „Ich habe mir die Sitzung des Komitees am Handy angesehen und habe überhaupt nicht mit dieser Entscheidung gerechnet“, erzählt die 18-Jährige, die sich derzeit in der Sommerpause befindet. Nach einer tollen Saison, in der sich die Frauen-Sparte der Disziplin rasant entwickelt hatte, war die Ablehnung für viele eine Überraschung. 

Ich war brutal enttäuscht, später kam dann der Ärger. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich das verdaut hatte.

Damit ist die Nordische Kombination die einzige Disziplin, in der bei den Olympischen Winterspielen nur Männer auf Medaillenjagd gehen können. Das will Hirner auf keinen Fall so stehen lassen, eine Teilnahme bei Olympia ist seit vielen Jahren ihr großer Traum. „Für mich ist das die Königsdisziplin im Wintersport, zwei so komplexe Disziplinen in einem Wettbewerb“, beschreibt sie ihre Leidenschaft für die Nordische Kombination. „Im Skispringen kommt es darauf an, schnellkräftig zu sein, im Langlaufen ist Ausdauer gefragt. Das in Kombination macht für mich den Reiz aus.“ Daher will sie die Hoffnung nicht aufgeben, irgendwann zu Olympia zugelassen zu werden.

WM in Planica: Letzte Hoffnung oder finaler Abschied?

Doch im Moment können die Sportlerinnen selbst wenig tun. Wie das IOC-Exekutivkomitee mitteilte, hänge die Aufnahme der Kombination für die Winterspiele 2030 von einer maßgeblichen Weiterentwicklung bei der Vielfalt der Teilnehmer – die meisten Athletinnen kommen derzeit aus Europa – und beim Zuschauer-Interesse ab. Hirner hofft dabei auf die Nordischen Skiweltmeisterschaften vom 21. Februar bis 5. März 2023 in Planica (Slowenien). „Wir haben noch einen richtig coolen Winter vor uns. Die Location in Planica ist toll und medial ist da immer viel los. Das könnte die Entscheidung positiv beeinflussen.“ Trotzdem sei sie realistisch und wisse, dass der Weg zu Olympia nun noch härter sein wird.

© ÖSV/Derganc    

Hirner will an der Nordischen Kombination festhalten. Alles hinzuschmeißen wäre das falsche Signal für diese Sportart. Auch wenn die ungewisse Zukunft für die Motivation nicht immer hilfreich ist. „Jeder hat schließlich mal schlechte Tage, und an solchen Tagen frage ich mich dann schon, wofür ich das alles eigentlich mache“, gibt sie zu. Die meiste Zeit aber könne sie die Situation gut ausblenden und sich auf die nächsten Wettbewerbe konzentrieren. Hirner hat sich große Ziele gesteckt für den kommenden Winter: Im Gesamtweltcup will sie unter die Top 3 und bei der WM soll es eine Medaille sein.

Zukunft hängt an Politik der Skiverbände

Bis sich also etwas Neues ergibt, bereitet sich Hirner wie auch in den vergangenen Jahren auf Höchstleistungen vor. Im Sommer findet zur Vorbereitung eine Grand-Prix-Serie mit drei Stationen – zwei in Deutschland, eine in Österreich – statt. „Für den Sommer habe ich keine großen Ziele. Ich habe einiges aufzuholen, da ich vergangenen Winter länger krank war“, sagt Hirner. Los geht’s mit dem Weltcup dann am 2. Dezember in Lillehammer, Norwegen.

© ÖSV/Derganc

Seitens der Familie erfährt Hirner jede Menge Unterstützung, auch beim Kampf um die Olympia-Teilnahme. „Meine Mama hat diese Entscheidung mindestens genauso hart getroffen wie mich.“ Sie engagiert sich seit der Ablehnung durch das IOC mit einigen Unterstützer:innen und nutzt als Lehrerin derzeit ihre Ferien, um einen Aufruf für die Sportler:innen und für die Sportart im Generellen zu starten. Aktuell hängt die Zukunft der Nordischen Kombiniererinnen vor allem von der Politik der einzelnen Skiverbände weltweit ab.

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Olympia-Aus = Keine finanzielle Förderung

Lisa Hirner ist froh, dass der ÖSV hinter den Kombiniererinnen steht und das Training normal weiterläuft. Einschnitte gibt es allerdings schon von Seiten der Politik, da Förderungen für die Sportlerinnen aufgrund dieser Entscheidung gestrichen wurden. Das ist natürlich finanziell gravierend, denn durch das drohende Olympia-Aus fällt zusätzlich die Unterstützung einiger Sponsoren weg. Hirner erzählt: 

Bei einigen Sponsoren und auch Einzelsportsubventionen sind die Kriterien für eine Förderung, dass die Disziplin olympisch ist. Daher fallen wir bei vielen durch.

Es hat nicht lange gedauert, da kam für Hirner die Absage durch die Sporthilfe. Der Grund: der fehlende Olympiastatus. Auch bei den Spitzensportplätzen bei der Polizei ist der Olympiastatus ein Kriterium. Die sportliche Zukunft ist somit ungewiss. Deswegen setzen sich Verband und Politik dafür ein, dass die Sportlerinnen anderweitig finanzielle Unterstützung erhalten. Die Österreicherin ist auch im Austausch mit Sportlerinnen anderer Nationen wie Jenny Nowak. Auch wenn sie bei Weltcups und Weltmeisterschaften Konkurrentinnen sind, kämpfen sie gemeinsam für ihren Traum von Olympia. Hirner betont: „Wir wollen alle nicht aufgeben und ziehen das durch, bis wir unser Ziel erreicht haben.“

Erschienen in Langlauf, Skispringen am 01. September 2022

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