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Von der U17 in die 2. Bundesliga: Marie Philipzen wagt den Karriereschritt

Weil der Schritt von der Regionalliga in die 1. Bundesliga zu groß ist, geht Marie Philipzen einen kleinen Umweg: Vom SC Freiburg wechselt sie zur TSG Hoffenheim und spielt dort in der kommenden Saison in der 2. Liga. Und ist damit einen Schritt näher an ihrem Traum.

Rund 1,1 Millionen Frauen und Mädchen in Deutschland spielen Fußball im Verein. Eine von ihnen ist Marie Philipzen. Die 18-Jährige aus Offenburg, steht aktuell vor einem wichtigen Karriereschritt: Sie wechselt zur TSG Hoffenheim in die 2. Bundesliga und damit näher an ihren Traum von der 1. Liga. Mit der U17 des FC Freiburg stand Marie im vergangenen Jahr im Finale um die Deutsche Meisterschaft in der Regionalliga und hat in Hoffenheim nun eine neue fußballerische Heimat gefunden.

Großer Sprung in die Bundesliga

In der nächsten Saison will Marie hier Fuß fassen und sich an die Spielweise in der 2. Bundesliga gewöhnen. „Die meisten Top-Vereine nutzen die 2. Liga als Sprungbrett für jüngere Spielerinnen in die 1. Bundesliga. Daher ist das Niveau definitiv höher“, sagt Marie. Der Wechsel ist für Marie eine gute Chance, Bundesligaerfahrung zu sammeln, ohne gleich den ganz großen Sprung zu machen. Anders als bei den Männern gibt es im Frauenfußball keine A-Jugend. Dadurch sind die zweiten Mannschaften bei Bundesligisten enorm wichtig, um jüngere Spielerinnen heranzuziehen.

Wenn Marie in einigen Wochen nach Hoffenheim umzieht, wohnt sie in einer Spielerinnen-WG, die der Verein für sie organisiert. Ansonsten ist viel Eigeninitiative gefragt, wenn man im Frauenfußball Karriere machen will. „Im Jugendbereich gibt es so etwas wie Spielerberater bei den Frauen eher selten, anders als bei den Männern. Daher musste ich mich selbst darum kümmern, einen neuen Verein zu finden“, erzählt Marie. Schon in der U14 geht es bei den Jungs los, dass sie Spielerberater haben, ab der U19 gibt es kaum noch einen ambitionierten Nachwuchskicker ohne. Marie hat sich umgehört und für Hoffenheim entschieden, da sie hier eine gute Ausbildung erwartet. „Es war eine lange und schwierige Entscheidung. Ich habe gerne in Freiburg gespielt und hier tolle Freunde gefunden“, sagt die 18-Jährige. „Aber jetzt wo der Wechsel klar ist, ist es ein gutes Gefühl. Auch wenn ich es noch nicht ganz realisiert habe.“

In einer Sportklasse zum Fachabitur

In Freiburg hat Marie eine Fachhochschule besucht, die für SpitzensportlerInnen ein extra Angebot hatte. Auch in Hoffenheim kann sie eine solche Schule besuchen und kommendes Jahr ihr Fachabitur machen. In einer speziellen Sportklasse machen die SchülerInnen dort in drei statt in zwei Jahren ihren Abschluss, da sie weniger Stunden pro Woche haben, um sich mehr auf das Training konzentrieren zu können. Weil die Schulform in Freiburg und Hoffenheim dieselbe ist, kann Marie nahtlos anknüpfen. „Der Verein unterstützt uns dabei auch und bietet zum Beispiel Nachhilfe an. Außerdem sind auch andere Spielerinnen aus Hoffenheim dort auf der Schule, an die ich mich wenden kann“, sagt Marie. Was sie später mal mit dem Fachabitur anfangen will, weiß sie noch nicht sicher. Erst einmal Fußball spielen, eventuell auch Trainerlizenzen machen.

Auch international sammelt Marie Erfahrungen. Ihr erstes Länderspiel hat sie mit der U16 gegen die USA gespielt. „Leider haben wir 0:4 verloren“, erinnert sich Marie. „Trotzdem war das ein ganz besonderes Erlebnis. Es waren mehr als 3.000 Zuschauer da, das war sehr beeindruckend für mich. Und die Nationalhymne dort zu hören, war toll.“ Seither ist Marie durchgängig im Kader der Nationalmannschaft. Aktuell spielt sie bei den U19 Frauen und hofft, dass sie weiter Erfahrungen in der Nationalmannschaft sammeln kann. „Mein nächstes Ziel ist jetzt aber erst einmal, in Hoffenheim meinen Platz zu finden. Wenn ich in zwei Jahren in der 1. Bundesliga spielen könnte, wäre das natürlich cool. Aber ich mache mir da keinen Druck, sondern spiele einfach Fußball.“

Erschienen in Fußball am 22. Mai 2020

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