Skispringen

Althaus und Nowak siegen bei DM und fordern mehr Gleichberechtigung

ExklusivAm Wochenende duellierten sich bei den Deutschen Meisterschaften (DM) im bayerischen Oberstdorf nicht nur die Skispringerinnen, sondern zum allerersten Mal auch die nordischen Kombiniererinnen. Eine Premiere, die auch Raum für Diskussionen rund um die Gleichberechtigung ließ.

Ohne Zuschauer und unter strengen Hygieneauflagen starteten die Damen am Freitag mit dem Einzelspringen auf der Normalschanze ins Wettkampfwochenende. In einem knappen Duell konnte sich Katharina Althaus mit Sprüngen auf 96,5 und 100 Meter (237,0 Punkte) den deutschen Meistertitel sichern. Dabei lag sie nur einen halben Punkt vor der nach dem ersten Durchgang noch führenden Titelverteidigerin Juliane Seyfahrt (100 und 97,5 Meter, 236,5 Punkte). Dritte wurde Agnes Reisch mit Sprüngen auf 100 und 94,5 Meter (219,2 Punkte).

Katharina Althaus deutsche Skisprung-Meisterin

Lokalmatadorin Althaus konnte sich nach 2013, 2014, 2017 und 2018 bereits zum fünften Mal den DM-Titel sichern. „Ich bin mega zufrieden und freue mich den Titel zu gewinnen. Der erster Wertungsdurchgang war ganz okay, aber ich hatte schon noch einige Dinge zu verbessern und konnte den zweiten Sprung besser umsetzen. Ich denke ich bin schon einen Schritt weiter als letztes Jahr.“ Auch Juliane Seyfarth zeigte sich zufrieden: „Am weitesten gesprungen bin ich und das Landen lerne ich dann noch bis zum Winter“, scherzte die 30-Jährige.

Jubeln konnte Seyfarth auch im Team-Wettkampf, in dem sie sich mit Partnerin Luisa Görlich den Titel für Thüringen sichern konnte (459,4 Punkte). Auf Platz zwei landeten Anna Rupprecht und Agnes Reisch (433 Punkte) für Baden-Württemberg vor Team Bayern I mit Sophia Maurus und Katharina Althaus (411,1 Punkte).

Siegerehrung_Team.jpg Siegerehrung im Team bei der DM 2020. Foto: DSV

Frauen wünschen sich Vierschanzentournee und Skifliegen

Im kommenden Jahr wird es bei der Heim-WM in Oberstdorf für die Frauen erstmals einen Wettbewerb auf der Großschanze geben. Doch die Athletinnen fordern mehr Gleichberechtigung mit den Männern. „Es ist schon zäh, weil wir es oft ansprechen und darum kämpfen, dass wir so etwas wie die Vierschanzentournee bekommen“, erklärt Althaus. „Es könnte schneller gehen, aber wir werden nicht aufgeben dafür zu kämpfen“ – auch für mehr Wettkämpfe von größeren Schanzen: „Ich würde unglaublich gerne Skifliegen. Ich hoffe, das kann ich in den nächsten Jahre. Ich weiß, dass die besten der Welt Skifliegen können. Das wäre eine Belohnung für die Besten von uns.“

Hüttel macht Hoffnung für Vierschanzentournee der Damen

Auch Bundestrainer Andreas Bauer setzt sich für sein Damenteam ein: „Die Argumente, dass Mädels die Großschanzen nicht so meistern haben keine Schlagkraft mehr. Die Vierschanzentournee findet auf für Damen springbaren Schanzen statt, denn wir springen diese Schanzen auch im Training. Ich bin optimistisch, dass sich in den nächsten zwei bis drei Jahren etwas tun wird. Wir werden nicht müde werden das Thema immer wieder anzusprechen.“

„Ich sehe die Chancen groß für die Saison 2021/2022 für den Tag der Qualifikation der Männer ein Springen für die Damen zu integrieren.“ Horst Hüttel

Und auch Horst Hüttel, Teammanager Skisprung und Nordische Kombination, macht vor allem mit Blick auf die Vierschanzentournee große Hoffnung: „Es gibt mit allen vier Orten ein Agreement, das durchzuführen, aber das wie ist noch die Frage. Da sind wir am Arbeiten. Ich sehe die Chancen groß für die Saison 2021/2022 für den Tag der Qualifikation der Männer ein Springen für die Damen zu integrieren. Die Diskussion läuft, aber wird gerade durch Corona von den Problemen überschattet, die Tour in diesem Jahr überhaupt durchzuführen.“

Nowak erste Deutsche Meisterin in der Nordischen Kombination

Einen großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung machten an diesem Wochenende vor allen die Frauen in der Nordischen Kombination, die zum allersten Mal die deutsche Meisterin in ihrer Disziplin suchten. Während die Sportlerinnen ihre Sprünge bereits am Freitag gemeinsam mit den Spezialspringerinnen absolvierten, stand am Samstag der 5 Kilometer Langlauf auf dem Programm. Umsteigerin Svenja Würth, die in beiden Skisprungdurchgängen 97 Meter weit sprang, ging als Führende gefolgt von Jenny Nowak (Sprünge auf 92,5 und 93 Meter) ins Langlaufrennen.

In der Loipe konnte die Laufstarke Jenny Nowak ihren 20 Sekunden Rückstand schnell ausbauen und eine Lücke zu Svenja Würth reißen. Mit über einer Minute Vorsprung gewann die 18-Jährige als erste Frau den deutschen Meistertitel in der nordischen Kombination. „Es ist nochmal schöner die Erste zu sein, die es je gewonnen hat, das ist etwas ganz Besonderes. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass es heute so geklappt hat“, so Nowak. Platz zwei bei der Premiere sicherte sich Emilia Görlich vor Svenja Würth.

Hier lest ihr unser Interview mit Svenja Würth.

WM-Premiere der nordischen Kombiniererinnen im TV

Nowak freut sich über die Weiterentwicklung der nordischen Kombination der Frauen und hofft zukünftig auch auf die Medien: „Wir sind ein junges Team und wachsen mit unserer Sportart. Ich versuche natürlich auch zum Beispiel über Social Media Werbung für unseren Sport zu machen“. Auch auf die Weltcup- und WM-Premiere im kommenden Winter fiebert sie hin.

Corona-bedingt wird es zunächst zwar nur zwei Weltcups für die Frauen geben, doch auch Horst Hüttel freut sich auf die WM-Premiere: „Wir haben die WM mit einer tollen Fernsehzeit. Eigentlich sollte die Nordische Kombination der Mädels am Montag stattfinden, aber das ZDF wollte es gerne zu einer guten Fernsehzeit zeigen, daher wurde der Wettkampf zwei Tage vorverlegt auf den Samstag.“ Kleine und wichtige Schritte für die noch junge Sportart. „In Zukunft müssen wir dann weiterschauen, damit sich der Weltcupkalender nach und nach füllen wird“, so Hüttel. Erklärtes Ziel ist die Nordische Kombination der Frauen 2026 im Olympia-Programm zu finden.

Jana Glose

Jana Glose

Erschienen in Skispringen am 25. Oktober 2020

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