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Maximiliane Rall: ,In England gesehen, wie echte Begeisterung für Frauenfußball aussehen kann'

Der Fußball der Frauen hat sich in Deutschland stark nach vorne entwickelt – zumindest spielerisch sieht das Maximiliane Rall vom FC Bayern München. Gesellschaftlich sieht die Nationalspielerin jedoch noch einigen Nachholbedarf.

Im Jahr 2014 hatte Maximiliane Rall keinen Spaß mehr am Fußball und arbeitete stattdessen in einer Bäckerei, ehe sie anschließend auf Reisen ging - acht Jahre später spielt sie nun beim FC Bayern und in der kommenden Woche gar in der Allianz Arena. Im Eurosport-Interview spricht die 28-Jährige über ihren ungewöhnlichen Karriereweg und ihre Sicht auf die Entwicklung des Frauenfußballs. Am Freitagabend trifft Nationalspielerin Rall mit dem Tabellenzweiten FC Bayern München im Spitzenspiel der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auf den Dritten Eintracht Frankfurt (ab 19:15 Uhr live im Free-TV bei Eurosport 1 und mit Eurosport bei Joyn).

Maximiliane Rall vom FC Bayern München über...

...die Entwicklung des Frauen-Fußballs in Deutschland: "Die generelle Entwicklung des Frauenfußballs sehe ich sehr steil. Insbesondere was Athletik, Tempo und Dynamik angeht. Das Spiel ist viel schneller und technisch anspruchsvoller geworden. Fußballerisch ist es viele Schritte nach vorne gegangen. Was die gesellschaftliche Entwicklung angeht, finde ich, dass Deutschland immer noch ein bisschen hinterherhinkt."

...den Vergleich zum Frauen-Fußball in England: "Wir waren mit der Nationalmannschaft zuletzt in England, und dort habe ich gesehen, wie echte Begeisterung für den Frauenfußball aussehen kann. Da waren über 13.000 Zuschauer im Stadion. Die EM im Sommer wird sicher eine tolle Erfahrung, weil die britischen Fans ihr Frauen-Team im Grunde genauso unterstützen wie ihr Männer-Team. Das ist in Deutschland leider nicht so der Fall. Ich habe das Gefühl, hier interessieren sich nur sehr wenige Fans wirklich dafür. Man hört sogar immer noch hin und wieder Klischees wie: 'Die können ja eh nicht kicken', 'Die sind zu langsam und treffen den Ball nicht' – das ist eine Meinung wie vor 50 Jahren."

...die größten Unterschiede zwischen dem FC Bayern und ihrem Ex-Klub 1899 Hoffenheim: "Das Umfeld ist der größte Unterschied. Die Rahmenbedingungen waren schon in Hoffenheim sehr gut, aber hier am FC Bayern Campus ist es nochmal eine andere Dimension. Uns fehlt es an nichts. Es ist einfach alles auf Fußball ausgerichtet. Das ist die größte Veränderung."

...ihre Entscheidung, nach dem Abitur erstmal eine Fußballpause einzulegen:"Während meiner Abitur-Phase habe ich beim VfL Sindelfingen gespielt. Wir sind im Jahr davor eigentlich nur in der Bundesliga geblieben, weil Bad Neuenahr insolvent gegangen ist. Alle guten Spielerinnen waren aber schon weggegangen, wir hatten dann viele Nachwuchsspielerinnen. In der Saison haben wir zwei Punkte geholt und eigentlich immer verloren. Da habe ich so ein bisschen den Spaß am Fußball verloren."

...ihre Rückkehr in die Bundesliga: "Nach einem halben Jahr meldete sich jemand aus Hoffenheim und fragte, ob ich nicht Lust hätte, bei der 2. Mannschaft ein Probetraining zu machen. Ich merkte, dass mir Fußball gefehlt hat und dachte mir, ich probiere es nochmal. Am Anfang war es hart, nach einem halben Jahr wieder zurückzukommen. Ich habe ein paar Monate gebraucht, bis ich wieder ein Level hatte, auf dem es mir persönlich Spaß gemacht hat."

...ihre erste Nominierung für die Nationalmannschaft: "An dem Tag, an dem ich das erste Mal nominiert wurde, war ich im Freibad und habe die ganze Zeit nicht in meine Mails geguckt. Als ich zurückkam, hatte ich schon Glückwunsch-Nachrichten, weil es schon veröffentlicht worden war. Daraufhin habe ich in mein Mail-Postfach geschaut und gesehen, dass ich vom damaligen Bundestrainer Horst Hrubesch nominiert wurde. Das war lustig."

Verfasst von eurosport.de

Erschienen in Fußball am 18. März 2022

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