Radsport

Radprofi Liane Lippert über Dopingkontrollen im Spitzensport

Im Spitzensport gehören sie immer dazu: Dopingkontrollen. Unangekündigt im Training oder Wettkampf sollen sie einen sauberen Sport möglich machen. Doch wie läuft das eigentlich ab? Radprofi Liane Lippert erzählt von den Besuchen der NADA.

Wenn es um 6 Uhr morgens an Liane Lipperts Tür klingelt, ist meist klar, wer draußen steht. Kontrolleure der NADA. Die Stiftung Nationale Anti Doping Agentur ist für den sauberen Sport in Deutschland zuständig. Unter anderem gehört es da dazu, die Spitzensportler*innen auf Doping zu kontrollieren. Im Jahr 2018 testete die NADA 16.299 Proben, davon knapp 10.000 beim Training. Der Rest sind Wettkampfkontrollen.

Als Radprofi gehört Liane zur Risikogruppe A. Die NADA hat die Sportarten in drei Gruppen eingeteilt – beruhend etwa auf bisherigen positiven Fällen, kulturellen und finanziellen Faktoren. Zur höchsten Risikogruppe gehört zum Beispiel auch die Leichtathletik, der Skisport und Gewichtheben. „Ich glaube, das Anti-Dopingsystem hier in Deutschland ist wirklich gut. Ich werde regelmäßig kontrolliert, mitunter am meisten von allen Sportarten“, sagt Liane.

Der Aufenthaltsort wird in eine App eingetragen

Damit die Kontrolleure wissen, ob Liane überhaupt zuhause ist, muss sie ihren Aufenthaltsort immer über eine App in das „Anti-Doping Administration and Management System (ADAMS)“ eintragen. Vergisst sie es und verpasst dadurch eine Kontrolle – die natürlich immer unangemeldet stattfindet – hat sie einen sogenannten Misstest. Drei davon zählen wie eine positive Probe. „Wer verschweigt, wo er sich aufhält, scheint etwas zu vertuschen“, erklärt Liane. Das Eintragen in die App ist für sie Routine geworden.

Zu den Trainingskontrollen kommt die NADA deswegen so früh morgens, weil dann ziemlich sicher ist, dass Liane noch nicht auf dem Rad sitzt. Oft liegt sie noch im Bett. „Wenn ich die Kontrolleure noch nicht kenne, weisen wir uns gegenseitig aus. Aber meist hatten wir schon miteinander zu tun. Ich mache dann entweder nur einen Urintest oder zusätzlich noch einen Bluttest. Außerdem muss ich ein paar Formulare ausfüllen“, erzählt Liane den Ablauf einer Kontrolle. Nach 40 Minuten ist alles vorbei und die NADA-Mitarbeiter sind wieder weg.

Positive Fälle machen Liane Lippert wütend

Während Liane bei der ersten Kontrolle noch ein wenig nervös war, gehören die regelmäßigen Besuche mittlerweile zum Alltag. „Es gehört dazu und ist wichtig. Gerade der Radsport ist dadurch sauberer geworden“, ist Liane sicher. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass positive Dopingfälle bekannt werden. Zuletzt gab es auch einen Fall bei den deutschen Frauen: Wegen Testosterons in einer Urinprobe soll die Mountainbikerin Helen Grobert vier Jahre gesperrt werden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Liane macht es wütend, wenn sie von gedopten Sportler*innen hört. „Ich kann das einfach nicht nachvollziehen“, sagt sie. „Aber leider können wir dagegen nichts machen. Das wird es immer wieder geben.“ Häufiger aber wird bekannt, wenn Männer positiv getestet werden. Jochen Dornbuch, der ehemalige Trainer der Frauen-Nationalmannschaft, sagte dazu 2009 in einem Interview: „Die meisten weiblichen Radprofis haben 10.000 Euro im Jahr, wie sollen die Doping bezahlen? Klar wird es ein paar geben, die es ab und zu probieren – wenn der Freund Berufsrennfahrer ist und noch was rumliegen hat.“

In der App kann Liane sehen, wann bei ihr eine Kontrolle stattgefunden hat. Hier steht dann nach ein paar Tagen, wenn der Test negativ ausfällt. Auch in ihrem Radteam Sunweb ist der Kampf gegen Doping ein Thema. Etwa Präsentationen über die Gefahr durch bestimmte Medikamente gehören hier zur Prävention dazu. Liane findet das gut, ihr liegt viel daran, dass gerade ihr Sport sauber ist. Und dazu steht sie auch gerne um 6 Uhr morgens auf.

Erschienen in Radsport am 06. Mai 2020

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