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Fecht-Olympiasiegerin Charlan: "Neutralität ändert nichts"

SID
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29. März 2023

Die ukrainische Fecht-Olympiasiegerin Olga Charlan wirft IOC-Präsident Thomas Bach vor, die Realität zu ignorieren.

Köln (SID) - Die ukrainische Fecht-Olympiasiegerin Olga Charlan wirft IOC-Präsident Thomas Bach vor, die Realität zu ignorieren. "Es gibt keinen Frieden mit Sportlern, die Putin repräsentieren, die sein Propagandawerkzeug sind", sagte sie der FAZ: "Neutralität ändert daran gar nichts. Ihre Flagge ist blutbefleckt, aber auch ohne sie werden sie nach Russland zurückkehren und für ihre Siege gefeiert werden, für ihre Stärke."

Charlan (32) ist eine der prominentesten Leidtragenden der IOC-Linie, den Weltverbänden die Entscheidung über die Zulassung russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler zu überlassen. Der Fechtverband FIE hatte noch vor der Empfehlung der IOC-Exekutive am Dienstag die Rückkehr der bislang verbannten Sportler beschlossen, die ukrainischen Fechterinnen und Fechter gaben daraufhin ihren Boykott der Weltcup-Turniere und der Olympiaqualifikation bekannt.

"Der Tag der Entscheidung der FIE war der schlimmste in meinem Leben", sagte Charlan: "Gegen Russen antreten zu müssen, ist unvorstellbar, so unfair. Unser Verband hat nun diese Entscheidung getroffen. Für mich bedeutet das, dass ich die letzte Olympia-Qualifikation verpasse, an der ich hätte teilnehmen können." 2008 in Peking hatte Charlan mit der Säbel-Mannschaft Gold gewonnen, 2012 in London und 2016 in Rio jeweils Bronze im Einzel geholt.

Charlan befürchtet einen Boykott der gesamten ukrainischen Mannschaft bei den Olympischen Spiele in Paris. "Es ist offensichtlich, worum es dem IOC und den Verbänden geht. Das heißt: Die Ukraine wird nicht bei Olympia antreten. Das ist ein riesiger Verlust für die ukrainischen Sportler und für unsere Verbände. Wir wollen nicht gegen Athleten eines Terrorstaats antreten im Namen des Friedens."

Das IOC hat die Entscheidung über die Teilnahme russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten an den Sommerspielen 2024 in Paris vorerst vertagt. An den Qualifikationen dürfen Einzelsportler jedoch unter Bedingungen wie der Neutralität teilnehmen, wenn die Weltverbände der IOC-Empfehlung folgen.

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Erschienen in Sportpolitik (International) am 29. März 2023 - Zuletzt aktualisiert am 29. März 2023