Kanutin Steffi Kriegerstein: Schlag um Schlag Richtung Olympia

Auch Wassersportler mussten während der Corona-Krise aufs Trockene ausweichen. Seit Kurzem darf Kanuten Steffi Kriegerstein aber wieder im Leistungszentrum trainieren. Und ihr nächstes Ziel weiter verfolgen.

Paddelschlag um Paddelschlag kommt Steffi Kriegerstein den olympischen Spielen wieder näher. Seit zwei Wochen darf die Kanutin mit einem kleinen Team im Trainingszentrum Kienbaum wieder ins Wasser. Zwar unter strengen Auflagen, aber immerhin. Obwohl sie sich zuhause so gut wie möglich fit gehalten hat, schmerzen nach den ersten Einheiten die Muskeln. „Hier wieder zu trainieren macht ordentlich Spaß. Ich bin immer erschöpft. Durch die ganzen Maßnahmen ist das Training zwar nicht wie immer, aber es ist ein Schritt in Richtung Normalität“, sagt sie.

Steffi Kriegerstein holte die Silbermedaille in Rio

Das Olympische und Paralympische Zentrum, in dem Steffi seit einigen Jahren trainiert, bietet eigentlich Platz für verschiedenste Sportarten wie Volleyball, Judo, Skeleton oder Basketball. Steffi gehört seit 2013 zur Sportfördergruppe der Bundeswehr, studiert Medienmanagement und hofft auf eine zweite Teilnahme bei Olympia. Denn schon 2016 war die 28-Jährige in Rio am Start – und belohnte sich mit der Silbermedaille. Ob sie auch in Tokio 2021 dabei sein wird, steht noch nicht fest.

Das deutsche Team hat bereits vier von sechs möglichen Startplätzen sicher, Namen werden aber keine gesetzt. „Ich muss mich ständig neu beweisen“, sagt Steffi. Schwierig in Zeiten von Corona, in denen die Wettkämpfe abgesagt und Trainingsmöglichkeiten begrenzt sind. „Eventuell findet im September noch ein Weltcup statt. Ich werde jetzt darauf hin trainieren, auch wenn er dann vielleicht nicht durchgeführt wird.“

Kanuten sind auch Ausdauersportler

Während der Ausgangsbeschränkungen hat sich Steffi auf der Elbe, ihrem Heimfluss, fit gehalten. Zehn Kilometer von ihrem Trainingsstandort in Dresden entfernt in einer Kiesgrube trainierte sie notdürftig, was sie sonst auf Gewässern mit Strudeln und Strömungen macht. „Außerdem haben wir uns per Zoom zu Workouts verabredet und sonst bin ich eben viel laufen gegangen. Wir Kanuten sind ja auch Ausdauersportler und brauchen insgesamt eine gute Athletik“, erklärt Steffi.

Die Verschiebung von Olympia um ein Jahr hat ihren Plan etwas durcheinander gebracht. Eigentlich wollte Steffi nach Olympia 2020 ihren Bachelor abschließen. Doch jetzt heißt es: Olympia-Aufbautraining um ein Jahr verlängert. „Das wird hart, aber da müssen wir jetzt eben durch.“ Im Trainingsteam sollen dazu hin und wieder Wettkämpfe simuliert werden, um sich auch gegenseitig zu pushen. Im Training sitzt Steffi vor allem im Kajak 1er, ihr Lieblingsboot ist aber der K2. Damit gelang ihr 2009 auch der internationale Durchbruch. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Moskau holte sie überraschend mit Sabrina Hering über 500 Meter die Goldmedaille.

Im K2 sitzt Steffi hinten. Die Position, die ordentlich Druck machen muss und besonders viel Kraft braucht. Den Ehrgeiz, sich da durchzubeißen, hat die 28-Jährige. Das hat sie schon mehrere Male bewiesen. Und auch wenn Corona ihren Plan jetzt etwas durcheinander bringt, kämpft sie fokussiert weiter. Schlag um Schlag.

Erschienen in Wassersport am 26. Mai 2020

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