Von Kurzbahn-EM und Olympia-Träumen: Interview mit Schwimmerin Reva Foos
Von Kurzbahn-EM und Olympia-Träumen: Interview mit Schwimmerin Reva Foos
Wenn am 4. Dezember die Kurzbahn-EM in Glasgow startet, geht auch eine Schwimmerin der SG Frankfurt an den Start: Reva Foos schwimmt die 200 Meter Freistil und will an ihre Bestzeit heran. Ihr Fokus liegt aber nicht auf der schottischen Hauptstadt, sondern auf Tokyo.
Über 500 Athleten, 40 Disziplinen, 25 Meter: Zum sechsten Mal trifft sich Europas Schwimm-Elite zur Kurzbahn-EM. Alle zwei Jahre werden die Meisterschaften ausgetragen. In Glasgow gehen 40 Athleten und Athletinnen des DSV an den Start. Auch Reva Foos (26) von der SG Frankfurt ist dabei. Wir haben mit ihr über die EM, die Olympia-Qualifikation und ihre Karrierepläne gesprochen.
Am 4. Dezember startet die Kurzbahn-EM in Glasgow. Wie wichtig ist der Wettkampf für dich?
Die Kurzbahn hat nicht so einen hohen Stellenwert, aber es ist eine gute Gelegenheit, um mich mit der internationalen Konkurrenz zu messen. Ich werde über 400 Meter Kraul an den Start gehen und hoffe, dass ich im Bereich meiner Bestzeit schwimmen kann. Die habe ich mit 4:04,99 Minuten vor einigen Wochen in Budapest erreicht. Wenn ich die Zeit unterbieten kann, wäre das super.
Sind die 400 Meter deine Paradedisziplin?
Noch lieber schwimme ich die 200 Meter, hin und wieder auch die 100 Meter. Beides schwimme ich auch öfters in Staffeln.
Du hast zwei EM-Medaillen mit der Staffel gewonnen. Was ist das Besondere am Staffelschwimmen?
Bei der Staffel gehe ich zwar auch allein ins Wasser und muss mein eigenes Rennen schwimmen. Und trotzdem weiß ich, dass ich die Mannschaft im Rücken habe. Das pusht total.
Wie sieht dein Training vor der EM aus?
Ich trainiere aktuell neun Einheiten pro Woche, an drei Tagen doppelt mit zwei Stunden morgens und zwei abends. An den Tagen mit einer Schwimmeinheit gehe ich zusätzlich zum Krafttraining, dazu nutzen wir eine Crossfit-Box, um all unsere Übungen dort zu machen. Eine Ruhephase bekomme ich nur kurz vor der Meisterschaft. Am 2. Dezember reise ich an, mein Wettkampf ist dann erst am letzten Tag.
Der Fokus liegt aber mehr auf Olympia 2020 als auf der kommenden EM.
Richtig. Olympia ist natürlich ein großer Traum und daher will ich unbedingt die Qualifikation schaffen. Die Zyklen unserer Trainingsplanung sind voll darauf ausgerichtet. Von Januar bis April können wir die Normen schwimmen. Ich will es bei rund drei Wettkämpfen versuchen und die Norm über 200 Meter Kraul schaffen. SIe ist eine halbe Sekunde schneller als meine Bestzeit – also durchaus machbar.
Nach deinem Studienabschluss kannst du dich voll auf das Training konzentrieren, oder?
Ja, ich habe vergangenes Jahr mein Lehramtsstudium abgeschlossen. Ins Referendariat bin ich nicht gegangen, weil ich den Fokus auf Olympia legen wollte. Daher kann ich gerade mein ganzes Leben auf das Training ausrichten und mich hoffentlich so gut wie möglich vorbereiten. Gleichzeitig studieren und trainieren war schon manchmal sehr stressig.
Weiß du schon, wann du dein Referendariat beginnen wirst?
Ich will auf jeden Fall nächstes Jahr im Herbst damit beginnen. Aber das Schwimmen will ich nicht aufgeben. Ich werde versuchen, so lange ich kann weiterzumachen. Schon allein aus gesundheitlichen Gründen kann ich auch nicht einfach von 100 auf 0 aufhören.
Wie finanzierst du dir bisher den Leistungssport?
Zum Glück gibt es die Deutsche und Hessische Sporthilfe und andere Organisationen, die mich finanziell unterstützen. Um wirklich gute Sponsoren zu finden, ist der Schwimmsport leider in den Medien zu wenig vertreten, sodass man auf jeden Fall eine große Leidenschaft mitbringen muss, wenn man diesen Leistungssport machen möchte.
Du bist jetzt schon einige Jahre auf der großen Schwimmbühne dabei. Noch nervös vor Rennen wie jetzt bei der EM?
Ich bin bei jedem Wettkampf nervös, schließlich will ich immer mein Bestes geben. Da ist es egal, ob EM oder hessische Meisterschaften. Aber die Nervosität gehört dazu und gibt mir das notwendige Adrenalin mit ins Wasser.
Vielen Dank für das Interview, Reva. Viel Erfolg bei der EM und der Olympia-Quali.
Die Normzeiten für die Olympia-Qualifikation
Vom 01. Januar bis zum 03. Mai 2020 haben die deutschen Beckenschwimmerinnen die Möglichkeit sich für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu qualifizieren. Die national vorgegebenen Normzeiten liegen allesamt unter den vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vorgegebenen Zeiten für die Nutzung der maximal möglichen zwei Startplätze pro Einzeldisziplin („Olympic Qualifying Time“, kurz: OQT).
Wer zuletzt bei den Weltmeisterschaften 2019 unter den Top 4 platziert war, muss im Qualifikationszeitraum einmalig die OQT nachweisen. Zudem haben alle sieben Staffeln die Olympia-Qualifikationsvorgabe der FINA bereits erfüllt, da sie bei den Weltmeisterschaften 2019 allesamt unter den Top-12-Platzierten waren. Im Qualifikationszeitraum müssen die vier besten erzielten Zeiten der jeweiligen Disziplin addiert aber noch die DSV-Olympianorm erzielen.
Um sich für den Einsatz in Einzeldisziplinen in Tokio (24. Juli – 09. August 2020) zu empfehlen, müssen die Athletinnen die Zeiten im Qualifikationszeitraum bei einem vom Weltverband FINA offiziell anerkannten Wettkampf („FINA approved“) auf der 50m-Bahn erbringen. Die offizielle Nominierung durch den DOSB-Vorstand erfolgt am 16. Juni 2020.
DSV-Olympianormen für die Frauen:
- 50m Freistil: 0:24,75
- 100m Freistil: 0:54,10
- 200m Freistil: 1:57,20
- 400m Freistil: 4:07,50
- 800m Freistil: 8:30,00
- 1500m Freistil: 16:16,00
- 100m Brust: 1:07,00
- 200m Brust: 2:24,90
- 100m Rücken: 1:00,00
- 200m Rücken: 2:09,50
- 100m Schmetterling: 0:57,90
- 200m Schmetterling: 2:08,20
- 200m Lagen: 2:11,90
- 400m Lagen; 4:38,40
Erschienen in Schwimmen, Sportarten am 03. Dezember 2019
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