Leichtathletik

Olympia aktuell Tag 10: Goldener Tag für deutsche Frauen in Tokio

Was für ein Tag für die deutschen Frauen in Tokio! Aline Rotter-Focken und Julia Krajewski schrieben Olympia-Geschichte, Lea-Sophie Friedrich und Emma Hinze sowie Kristin Pudenz können sich über Silber freuen. Der Überblick heute wird etwas länger.

Ringen: Historisches Gold für Aline Rotter-Focken

Weltmeisterin ist sie schon längst, nun kann Aline Rotter-Focken auch Olympia-Gold zu ihren Errungenschaften zählen. Und das beim letzten Großereignis ihrer Karriere. Mit ihrem Sieg über die aktuelle Weltmeisterin Adelina Gray wurde sie außerdem zur ersten deutschen Frau, die beim Ringen eine Medaille gewinnen konnte.

"So wollte ich immer gehen. Es ist ein Kindheitstraum, der wahr wurde. Besser geht es nicht. Dafür habe ich jeden Tag gearbeitet. Bei all meinen Niederlagen in den vergangenen Jahren habe ich mir immer gesagt, dass ich es mir für das perfekte Ende meines Films aufhebe." (Rotter-Focken in der ARD)

Es war ein Spitzenduell zwischen den beiden Weltmeisterinnen. Doch Rotter-Focken ging direkt zu Beginn in Führung und gab diese, auch wenn Gray nochmal herankam, nie mehr ab. Am Ende stand es 7:3 für die Deutsche.

Hier könnt ihr nochmal unser Interview mit Aline Rotter-Focken aus dem vergangenen Jahr zur Olympia-Absage nachlesen.

Reiten: Julia Krajewski holt als erste Frau in der Vielseitigkeit Olympia-Gold

Man kann es kaum glauben, aber es stimmt: Julia Krajewski ist die erste Frau, die bei Olympischen Spielen Einzel-Gold in der Vielseitigkeit gewinnen konnte. Dabei nehmen Frauen bereits seit 1952 an den Reit-Wettbewerben teil. Nach den ersten beiden Disziplinen – Dressur und Geländeritt – lag Krajewski noch auf dem zweiten Platz hinter dem Briten Oliver Townend, den sie aber nach einem guten Springen im Rahmen des Teamwettbewerbs überholen konnte. Diese Führung gab Krajewski, die nebenbei noch Junioren-Bundestrainerin ist, dann auch nicht mehr her. Mit einem soliden letzten Springen sicherte sie sich Gold und brach noch auf ihrer Stute Amande in Tränen aus.

"Ich kann es gar nicht fassen. Mir geht durch den Kopf, wie viele Menschen hinter mir standen und immer an mich geglaubt haben. Dieses wunderbare Pferd war für mich schon immer ein Superstar. Jetzt ist sie mein Olympiasieger-Pferd. Besser geht es nicht." (Krajewski in der ARD)

Zum vierten Mal hintereinander ging damit Gold nach Deutschland. Im Teamwettbewerb verpassten Krajewski, Michael Jung und Sandra Auffarth mit Platz Vier dagegen eine Medaille.

Bahnrad: Silber für Lea-Sophie Friedrich und Emma Hinze in hauchdünnem Finale

Es war unglaublich knapp: Nur ein Wimpernschlag trennte Lea-Sophie Friedrich und Emma Hinze vom Olympia-Gold, doch die Chinesinnen war einfach einen Hauch schneller. Zunächst überwiegte die Enttäuschung über den verpassten Olympiasieg, die Freude über Silber stellte sich aber schnell ein.

"Es war so, so knapp. Dann haben wir auf dem Podium realisiert, dass wir eine Medaille gewonnen haben. Jetzt sind wir mega-happy und stolz." (Friedrich in der ARD)

Das Duo aus China, Tianshi Zhong und Shanju Bao, stellte in den Vorläufen sogar zweimal einen neuen Weltrekord auf. Aber auch Friedrich / Hinze, das jüngste Team im Feld und die Weltmeisterinnen von 2020, stellten jeweils eine Bestleistung auf.

Der Tag im Izu Velodrome in Tokio begann aber auch schon mit einem Paukenschlag, als der deutsche Bahnrad-Vierer mit Franziska Brauße, Lisa Brennauer sowie Lisa Klein und Mieke Kröger im Vorlauf einen neuen Weltrekord aufstellte. Mit 4:07,307 verbesserte das Quartett die alte Bestmarke um fast drei Sekunden. Morgen kämpfen die vier Frauen dann im Halbfinale gegen Italien um den Finaleinzug.

Leichtathletik: Kristin Pudenz holt die erste Diskus-Medaille seit 25 Jahren

Damit hat Kristin Pudenz wohl selbst am wenigsten gerechnet, doch in einem turbulenten Wettkampf inklusive Regenpause behielt die Potsdamerin die Nerven und schleuderte den Diskus im fünften Versuch auf 66,86 Meter – persönliche Bestleistung und Silber. Damit ließ sie sogar die zweimalige Olympiasiegerin Sandra Perkovic und Weltmeisterin Yaime Perez hinter sich, nur die US-Amerikanerin Valarie Allman war heute stärker als Pudenz. Die Deutschen Marike Steinacker und Claudine Vita komplettierten als gute Achte und Neunte das Feld.

Nachdem sich Lisa-Marie Kwayie in der Nacht noch durch den 200m-Vorlauf kämpfen konnte, war im Halbfinale dann aber Schluss. Mit 23,42 Sekunden wurde sie Letzte ihres Laufs. Und auch Carolina Krafzik hat auf ihrer Strecke, den 400m Hürden, das Finale verpasst. Im strömenden Regen verkaufte sie sich als Vierte ihres Halbfinals aber sehr gut. Über 1.500m weitergekommen ist Caterina Granz, Hannah Klein machte dagegen die Hitze so zu schaffen, dass sie als Letzte ihres Vorlaufs ausschied.

Hockey: Aus der Traum - die Danas verpassen gegen Argentinien das Halbfinale 

Nach Bronze 2016 in Rio de Janeiro müssen die deutschen Hockey-Frauen dieses Mal ohne eine Medaille von den Olympischen Spielen abreisen. Gegen die Weltranglisten-Zweite Argentinien verloren die Danas ihr Viertelfinale deutlich mit 0:3. Zwar konnte Torhüterin Julia Sonntag im ersten Viertel noch mit zwei starken Paraden den Rückstand verhindern, im zweiten Viertel gingen die die Argentinierinnen aber mit zwei Toren in Führung. Im dritten Viertel fiel schließlich das 3:0.

"Uns hat ein bisschen die Energie gefehlt. Ich glaube, die ging ein bisschen durch die Nervosität verloren. Irgendwas scheint uns gehemmt zu haben." (Kapitänin Nike Lorenz in der ARD)

Als nächstes geht es für Argentinien im Halbfinale gegen Indien, welche Australien mit 1:0 besiegten. Im anderen Halbfinale treffen die Titelverteidigerinnen aus Großbritannien und die Niederlande aufeinander.

Protestaktion bei Siegerehrung: Raven Saunders mit Solidarität mit allen unterdrückten Menschen

Mit verschränkten Armen über dem Kopf steht Raven Saunders, nachdem sie ihre Silbermedaille erhielt, auf dem Podest. Es ist eine Protestaktion, die das Internationale Olympische Komitee eigentlich untersagt hat. Deshalb hat es nun auch angekündigt, den Vorfall untersuchen zu wollen.

Saunders wolle mit ihrer „X-Geste“ allen unterdrückten Menschen ihre Solidarität signalisieren. Schon lange setzt sich die Kugelstoßerin, die selbst homosexuell ist, für die Belange der LGBTQ-Community und People of Color ein. Und auch das Thema der mentalen Gesundheit liegt ihr am Herzen, hatte sie doch selbst lange mit schweren Depressionen zu kämpfen.

Ob die 25-Jährige Saunders aber wirklich eine Strafe erhält, ist anzuzweifeln. Zum einen würde es wohl einen riesigen Shitstorm gegen das IOC geben, zum anderen kündigte das Nationale Olympische Komitee der USA bereits im Vorfeld der Spiele an, seine Athlet*innen nicht für solche Protestaktionen sanktionieren zu wollen.

Fußball: Kanada schafft die Sensation, Schweden träumt weiter von Olympia-Gold

Das war teilweise schwere Kost heute beim Olympischen Frauen-Fußballturnier. Die USA zeigten keine Leistungssteigerung im Vergleich zu den vorherigen Spielen, was die Kanadierinnen dank eines Elfmeters in der 76. Minute direkt ausnutzten. Es blieb beim 1:0 für Kanada und der ersten Finalteilnahme der in der Geschichte. Den USA bleibt jetzt nur noch das Spiel um die Bronzemedaille. Dort treffen sie auf Australien, die den Favoritinnen aus Schweden mit 0:1 unterlagen.

 

Katarina Schubert

Katarina Schubert

Erschienen in Fußball, Hockey/Floorball, Kampfsport, Leichtathletik, Radsport, Reitsport am 02. August 2021

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