Langlauf

Medaillenchancen für Mihambo und Schwanitz bei Hallen-EM in Torun

ExklusivAm Wochenende versammelt sich Europas Leichtathletik-Elite bei den Hallen-Europameisterschaften im polnischen Torun. Wer die Favoritinnen sind und wie die Medaillenchancen für das deutsche Team aussehen, erfahrt ihr in unserem Ausblick.

Die Hallen-WM, die letztes Jahr in Nanjing stattfinden sollte, wurde auf 2023 verlegt, die Europameisterschaft in Paris sogar vollends abgesagt. Am Wochenende treffen nun zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie die besten Leichtathlet:innen Europas bei einem internationalen Großereignis, der Hallen-EM in Torun, aufeinander. Und das trotz sprunghaft ansteigender Corona-Zahlen in Polen. Für die Sicherheit der Sportler:innen soll das strenge Corona-Hygienekonzept sorgen, Zuschauer:innen sind sowieso nicht zugelassen.

Das deutsche Team tritt mit einem großen Team in Torun an. "Wir reisen mit einer weitaus größeren Mannschaft nach Torun als erwartet", sagte DLV-Chefbundestrainerin Annett Stein: "50 Athletinnen und Athleten erhalten die Möglichkeit, um Medaillen und Ranking-Punkte zu kämpfen, und können wichtige internationale Erfahrungen sammeln." So gilt die Hallen-EM für viele Athletinnen als eine wichtige Standortbestimmung in ihrer Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele in Tokio im Sommer.

Von Schwanitz wird eine Medaille erwartet

Christina Schwanitz hat in ihrer Karriere sicherlich genug internationale Erfahrungen sammeln dürfen, nichts anderes als eine Medaille wird in Torun von der zweifachen Mutter erwartet. Im Kugelstoß-Finale wird Schwanitz auf ihre stärkste Konkurrentin, Auriol Dongmo aus Portugal, treffen. Die beiden werden den Titel unter sich ausmachen. Alles andere wäre eine dicke Überraschung, denn bis auf Schwanitz und Dongmo gelang es keiner Europäerin in dieser Saison, über 19 Meter zu stoßen. Es wäre Schwanitz` fünfte Medaille bei internationalen Hallen-Wettkämpfen. Von dieser Ausbeute können die beiden anderen deutschen Starterinnen, Katharina Maisch und Sara Gambetta, nur träumen. Zwar stellten beide Kugelstoßerinnen in dieser Saison neue persönliche Hallen-Bestleistungen auf, für die Medaillen wird das aber nicht reichen.

Weitspringerin Mihambo angriffslustig

Mit einer Medaille rechnet der DLV auch fest im Weitsprung. Doch die Konkurrenz ist groß. Malaika Mihambo sprang in dieser Saison mit 6,77 Metern „nur“ die drittbeste Weite in Europa. Die Europa- und auch Weltrangliste führen andere an: die junge Italienerin Larissa Iapichino, Tochter der zweifachen Weisprung-Weltmeisterin Fiona May, überraschte im Februar mit einem Satz auf 6,91 Meter. Und auch die Schwedin Khaddi Sagnia sprang bereits weiter als die Deutsche. Das Feld ist hochklassig besetzt. Das weiß auch Mihambo, die sich im Gespräch mit dem SWR angriffslustig gab: "Ich werde auf jeden Fall gefordert, was mich noch mehr motivieren wird, mein Bestes zu geben."

Malaika Mihambo vertritt allerdings nicht alleine die deutschen Farben im Weitsprung, sie hat die Nachwuchsspringerinnen Merle Homeier und Maryse Luzolo an ihrer Seite. Für Merle Homeier ist es das erste Mal auf der großen internationalen Bühne, Maryse Luzolo feiert dagegen ein Comeback nach ihrer schweren Verletzung 2017, die sie fast die Karriere kostete. Mit der Medaillenvergabe werden die beiden aber leider nichts zu tun haben.

Top-Favoritin Ewa Swoboda fällt wegen Corona-Infektion aus

Für einen Paukenschlag sorgte Ewa Swoboda kurz vor Beginn der Wettkämpfe am Donnerstag. Die Top-Favoritin über die 60m, Titelverteidigerin und Lokalmatadorin musste aufgrund eines positiven Corona-Tests ihre Teilnahme an der Hallen-EM zurückziehen. Damit ist der Weg frei für die Sprinterinnen aus der zweiten Reihe, nachdem bereits die Weltjahresbeste Dina Asher-Smith verletzungsbedingt absagen musste. Die Medaillenchancen erhöhten sich somit auch für die deutschen Sprinterinnen, allen voran Amelie-Sophie Lederer.

Die deutsche Überraschungs-Meisterin findet sich auf einmal in der Favoritenrolle wieder, ihre Saisonbestzeit von 7,12 Sekunden ist immerhin die schnellste des gesamten Feldes. Verstecken müssen sich außerdem weder Jennifer Montag noch Yasmin Kwadwo. Es wird ein heißer Kampf um die Medaillen zwischen den deutschen Frauen und Ajla del Ponte (Schweiz), Lotta Kemppinen (Finnland) sowie der Französin Orlann Ombissa-Dzangue.

Krause will über 1.500m für Überraschung sorgen

Nicht zu unterschätzen sind auch die deutschen Starterinnen über die 1.500m, allen voran Gesa Felicitas Krause, die für die Hallen-Saison auf die kürzer Distanz wechselte und für eine Überraschung sorgen möchte. „Ich gehe immer ambitioniert in Meisterschaften und würde gerne auch in Torun vorne mitmischen“, kündigte die Hindernis-Europameisterin in einer Videokonferenz mit DLV-Mitarbeiter*innen an.

Ihre Ambitionen unterstrich sie bereits bei den Deutschen Hallenmeisterschaften, als sie den Titel über diese Strecke holte. Zweite wurde dort übrigens Caterina Granz, die ebenfalls in Torun antreten wird und in dieser Saison eine neue persönliche Bestleitung aufstellen konnte. Noch besser drauf als Granz und Krause ist jedoch Hanna Klein, deutsche Hallenmeisterin über 3.000m, die mit ihrer Saisonbestleistung von 4:06,86 Minuten nur die Belgierin Elise Vanderelst und Daryia Barysevich vor sich hat.

Außenseiterchancen für Corinna Schwab über 400m

Genauso wie über die 1.500m verzichtet Laura Muir ebenfalls über die 3.000m auf ihre Titelverteidigung. Das heißt aber nicht, dass der Titel nicht dennoch nach Großbritannien gehen könnte. Da werden die Irinnen allerdings ein Wörtchen mitreden wollen. Das gilt auch für die 800m. Hier katapultierte sich Keely Hodgkinson in die Favoritenrolle, als die 19-jährige im Januar ihre persönliche Bestleistung sensationell um mehr als zwei Sekunden steigerte und mit 1:59.03 Sekunden sogar zwischenzeitlich den U20-Weltrekord hielt. Sowohl über 3.000m als auch 800m werden die deutschen Starterinnen um Elena Burkhard und Katharina Trost, die beim Indoor Meeting in Karlsruhe über die 1.500m sogar einen Saisonsieg einfahren konnte, leider keine Rolle spielen.

Höchstens Außenseiterchancen auf eine Medaille werden Corinna Schwab über die 400m zugerechnet. Immerhin konnte sie ihre persönliche Bestleistung in dieser Saison auf 52,01 Sekunden steigern. Das ist jedoch nichts gegen Femke Bol. Die 21-jährige Niederländerin verbesserte ihre Bestleistung nicht nur um sage und schreibe knapp zwei Sekunden, sondern stellte mit 50,64 Sekunden einen neuen Landesrekord auf. Sie ist die klare Favoritin auf den Hallen-EM-Titel.

Keine Deutsche im Hochsprung sowie Stabhochsprung

Im Hochsprung sind leider keine deutschen Athletinnen dabei, die Favoritin steht hier aber ebenso bereits fest: Wer sollte die Yaroslava Mahuchikh schlagen? Die junge Ukrainerin ist mit übersprungenen 2,06 Metern die Weltjahresbeste, keiner anderen Teilnehmerin gelang es in dieser Saison, die zwei Meter zu knacken. Dagegen fehlt die Beste der Saison im Stabhochsprung, Anzhelika Sidorova, aufgrund des russischen Dopingskandals in Torun. Der Weg ist also frei für die Britin Holly Bradshaw, die Zweite der Hallen-EM 2019 in Glasgow. Die Zeiten, als der Stabhochsprung eine deutsche Paradedisziplin bei den Frauen war, sind vorbei. Deutsche sind dieses Jahr nämlich nicht am Start.

Im Dreisprung wäre Finalteilnahme eine Premiere

Im Dreisprung ist alles möglich, nur nicht für die deutschen Starterinnen. Neele Eckhardt und Jessie Maduka müssten schon ihre persönlichen Saisonbestleistungen deutlich überbieten – diese Saison ging es noch nicht über die magische Grenze der 14 Meter – um Chancen auf eine Medaille zu haben. Eine Teilnahme am Finale wäre für beide eine Premiere. Die Medaillen werden eine Reihe von Springerinnen unter sich aus machen, favorisiert ist die Weltjahresbeste Paraskeví Papachrístou aus Griechenland.

Nadine Visser als Favoritin bei 60 Meter Hürden

Die alte Europameisterin wird auch die neue sein: die Niederländerin Nadine Visser geht als große Favoritin in die 60m Hürden. Die Britin Tiffany Porter sowie Eva Herman aus Belarus werden es ihr jedoch nicht leicht machen. Im Fünfkampf wird es dagegen eine neue Europameisterin geben, denn die Titelverteidigerin Katerina Johnson-Thompson musste verletzt absagen. Dafür gibt die Siebenkampf-Olympiasiegerin Nafissatou Thiam ihr Comeback nach einer langen Verletzungspause.

Katarina Schubert

Katarina Schubert

Erschienen in Leichtathletik am 04. März 2021

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