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Auf dem Weg nach Tokio: Fechterin Alexandra Ndolo kämpft auch abseits der Planche

SID
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09. März 2021

SerieKampf gegen Rassismus, Unterstützung für Kinder in Kenia und dazu Spitzenleistungen auf der Planche: Degenfechterin Alexandra Ndolo blickt auf ihrem Weg nach Tokio auch immer wieder über den Tellerrand hinaus. In einer Serie mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) begleiten wir Deutschlands Sportlerinnen auf dem Weg nach Tokio.

Wenn Alexandra Ndolo auf die Planche tritt, kämpft sie nicht nur um Medaillen. Zwar schwirrt der Traum von Tokio jederzeit im Kopf umher, doch die Gedanken der Degenfechterin kreisen auch um die wichtigen Themen abseits des Sports. Ndolo ist sich ihrer Plattform bewusst. So stellt sie sich offensiv gegen Rassismus und setzt sich für Kinder in Kenia ein.

Einsatz für die nächsten Generationen

Ndolo, so erklärt sie es im Gespräch mit dem SID, will ihren Teil beitragen, sich einfach für die nächsten Generationen einbringen. Und bestenfalls ihre Bühne mit einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen im Sommer weiter vergrößern. Dafür werde sie alles geben, sagt Ndolo, die als Spätstarterin zum Fechten kam und doch großer Olympia-Fan ist, "seit ich zehn Jahre alt bin".

Obwohl die 34-Jährige bereits EM-Medaillen in Silber und Bronze holte, war das Mega-Event bislang unerreichbar. Ob sich die Hoffnungen der Sportsoldatin in diesem Jahr erfüllen, ist offen. Ndolo kämpft mit ihren Teamkolleginnen bei einer der letzten Möglichkeiten beim Weltcup in Kasan/Russland (20. bis 23. März) um die Qualifikation. "Wir wollen unser Ticket lösen", sagt Ndolo. Sie versuche, jede Chance wahrzunehmen - egal, ob Team oder Einzel.

Zeit der Ungewissheit für Ndolo

Dass sie überhaupt noch einmal die Gelegenheit erhält, war aufgrund der Pandemie keinesfalls sicher. Hinter ihr liegen Monate ohne Wettkämpfe, kaum Perspektiven und das verzweifelte Warten auf die eine Chance. Es habe Momente gegeben, sagt Ndolo im Hinblick auf Olympia und die Kommunikation der Verbände, in denen es schön gewesen wäre, wenn man Gewissheit gehabt hätte.

Ebenso offen führt die Tochter einer Polin und eines Kenianers den Kampf gegen Rassismus. Solange dieses Thema in der Gesellschaft vorhanden sei, "wird es auch im Sport vorhanden sein", sagt Ndolo, die sich in einer Arbeitsgruppe von Athleten Deutschland engagiert und fest daran glaubt, dass damit wirklich etwas erreicht werden kann - auch in ihrer Sportart. Es gehe darum, zu erklären und aufzuklären.

Fechten – nach wie vor ein recht weißer Sport

"Fakt ist, dass Fechten nach wie vor noch relativ weiß ist", sagt Ndolo. Sie habe bislang aber nur einen "sehr unangenehmen Vorfall" in ihrer Karriere gehabt, der geklärt worden sei. Aus ihrer Sicht geht es auf dem Weg zu mehr Toleranz und Vielfalt voran. Schließlich gebe es mittlerweile viele Athleten mit Migrationshintergrund in der Nationalmannschaft, sagt sie.

"Fakt ist, dass Fechten nach wie vor noch relativ weiß ist."

Ndolo will vor allem Kinder stärken und ermutigen, so wie sie es bereits in Kenia versucht. In einem Land ohne Strukturen im Fechten stampfte sie 2014 ein Projekt aus dem Boden, das Kindern und Jugendlichen eine Perspektive bieten soll. Sie stellte die Ausrüstung, kümmerte sich um Papiere und gründete einen Verband, der seit 2019 Teil des Weltverbandes FIE ist. "Die Kinder sind total begeistert", betont Ndolo.

Bei allem Engagement abseits der Planche bleibt Olympia aber das große Ziel, das sie bis spätestens Paris 2024 erreichen will. Den Blick über den Tellerrand verliert sie dabei keinesfalls. "Fechten hat mich viel über mich selbst gelehrt", sagt Ndolo: "Es ist eine Schule des Lebens."

Von Jonas Wagner und Marc Plönnes (SID)


Serie "Auf dem Weg nach Tokio"

Gemeinsam mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) realisieren wir derzeit eine Serie über Spitzensportlerinnen auf dem Weg nach Tokio. Neben Text und Video produziert meinsportpodcast.de dazu auch eine Podcast-Reihe, die unter dem Namen „Sportfrauen auf dem Weg nach Tokio“ auf der Plattform zu finden ist.

Erschienen in Kampfsport am 09. März 2021

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