Vier DAV-Athletinnen haben bei EM in Moskau die Chance auf ein letztes Olympia-Ticket

Bei der Kletter-EM in Moskau geht es diesmal weniger um die Europameisterschaft selbst, sondern um das letzte Olympia-Ticket. Vier deutsche Athletinnen sind dabei und wollen sich einen Platz in Tokio sichern.

Vom 21. bis 29. November findet die Kletter-Europameisterschaft in Moskau statt. Das besondere an diesem Event: Auf einen Herren und eine Dame wartet noch ein Olympia-Ticket. Bei den Herren hat die deutsche Nationalmannschaft die Quote für zwei Starter in Tokyo bereits ausgeschöpft. Von den Damen konnte sich bislang noch keine Kletterin qualifizieren. Darum reist der DAV mit vier Athletinnen in die russische Hauptstadt.

In einem normalen Jahr wäre so eine Europameisterschaft ein echtes sportliches Highlight: Gleich vier Medaillen werden vergeben, im Lead, Speed, Bouldern und Olympic Combined. Und damit nicht genug: Auf einen Mann und eine Frau aus Europa wartet noch je ein Olympia-Ticket. Doch es ist kein normales Jahr. Und darum fehlen auf der offiziellen Meldeliste auch viele wichtige Namen und Nationen. Wer in diesen Tagen aus dem Ausland nach Moskau reist, dem geht es in der Regel nicht um den EM-Titel im Bouldern oder den Sieg im Lead. Diese EM hat für die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur einen Zweck: Das letzte Ticket für Tokyo zu ergattern.

Der Weg zum letzten Olympia-Ticket

Wer das letzte Ticket für Tokio ergattern will, muss an allen drei Einzelwettkämpfen teilnehmen. Aus diesen wird dann ein Overall-Ergebnis gebildet. Die besten 20 treten im Anschluss in der Olympic-Combined-Qualifikation gegeneinander an. Hier werden wieder alle drei Disziplinen ausgetragen. Die besten acht daraus kämpfen im Combined-Finale um das Ticket. Aber Achtung: Die Tickets für Tokio bekommen nicht zwangsläufig die Sieger im Olympic Combined. Wer bereits qualifiziert ist, wird aus dem Ranking herausgerechnet. Ebenso Sportler aus Nationen, die ihre Quote von zwei Startern pro Geschlecht bereits voll hat. So könnte ein zweiter oder gar dritter Platz schon genügen.

Diese DAV-Stars gehen bei der EM an den Start

"Obwohl wir uns sicher sind, dass der Kletterweltverband IFSC zusammen mit den Organisatoren vor Ort ein gutes Hygienekonzept auf die Beine gestellt hat, reisen wir nur mit einer Minimal-Besetzung an", erklärt DAV-Sportdirektor Martin Veith. Von den Männern startet niemand, und bei den Damen geschieht die Teilnahme nur auf eigenem Wunsch. Mit Alma Bestvater (DAV Weimar), Lucia Dörffel (Sächsischer Bergsteigerbund), Afra Hönig (DAV Landshut) und Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) gehen die derzeit besten deutschen Allround-Kletterinnen an den Start.

Alma Bestvater – die Rekordkletterin

Sie ist die national und international erfolgreichste Athletin im DAV-Kader. Mehrmals hielt sie den Speed-Rekord, 2019 gewann sie außerdem die Deutsche Meisterschaft im Olympic Combined. Am Anfang des Jahres verletzte sich die 24-Jährige jedoch schwer und konnte lange Zeit nicht klettern. Rechtzeitig zur EM ist sie wieder fit, wie ein vierter Platz bei der diesjährigen Speed-DM beweist.

Afra Hönig – die Boulderspezialistin

Die Boulderspezialistin hatte 2019 ein sehr gutes Jahr: Bei gleich zwei Boulder-Weltcups wurde sie Zehnte. Auf einmal schien auch eine Olympia-Quali nicht mehr ausgeschlossen und Hönig begann auch die anderen beiden Disziplinen zu trainieren. Mit Erfolg: Letztes Jahr landete sie bei der Combined-DM auf dem Bronze-Platz.

Hannah Meul – die Olympionikin

Die jüngste DAV-Starterin hat die meiste Olympia-Erfahrung! Bei den Youth Olympic Games 2018 verpasste sie um haaresbreite das Podium. In der Jugend-Wertung hat die 19-Jährige international schon einige Medaillen gesammelt. In diesem Jahr gewann sie die Deutsche Meisterschaft Bouldern, schnappte sich Bronze bei der Lead-DM und dem Internationalen Jugendcup Lead.

Lucia Dörffel – die Finalistin

Die erst 20 Jahre junge Lucia Dörffel gilt als aufgehender Stern am DAV-Himmel. In der Jugend kletterte sie international regelmäßig ins Finale, bei der Jugend-WM 2019 wurde sie im Combined und Bouldern Dritte. Letztes Jahr gewann sie zudem die Deutsche Meisterschaft im Bouldern und Speed.

Die Konkurrenz der deutschen Damen

Natürlich kämpfen nicht nur die deutschen Athletinnen um die Teilnahme an den olympischen Spielen. Und der Blick auf die Konkurrenz ist schwierig – keiner weiß genau, wie viel der andere in diesem Jahr trainieren konnte. International fanden kaum Wettkämpfe statt, bei denen sich die Athletinnen messen konnten. Diese Athletinnen gehören zu den Favoritinnen:

  • Viktoriia Meshkova (RUS): Mit Heimvorteil klettert es sich leichter. Und die 20-Jährige hat bereits einige Weltcups bestritten – in der Jugend zudem äußerst erfolgreich.
  • Elena Krasovskaya (RUS): Auch sie klettert mit Heimvorteil und hat einige Erfolge im Rücken – ebenfalls vor allem in der Jugend.
  • Chloe Caulier (BEL): Die Belgierin gehört international zu den festen Größen und konnte sich gerade 2018 und 2017 einige starke Platzierung erklettern.
  • Molly Thompson-Smith (GBR): Die 23-Jährige ist vor allem als international erfolgreiche Lead-Spezialistin bekannt.
  • Stasa Gejo (SRB): Räumte 2018 und 2017 im Bouldern viele Medaillen ab.

Das Programm bei der Kletter-EM 2020 in Moskau

  • Samstag, 21.11: Speed-Quali und Finale
  • Sonntag, 22.11: Boulder-Quali
  • Montag, 23.11: Boulder-Halbfinale und -Finale
  • Dienstag, 24.11.: Lead-Quali
  • Mittwoch, 25.11.: Lead-Halbfinale und -Finale
  • Donnerstag, 26.11.: kein Wettkampf
  • Freitag, 27.11.: Combined-Quali
  • Samstag, 28.11.: Combined-Finale

Die EM 2020 in Moskau wird live übertragen auf dem Youtube-Channel des IFC.

Verfasst von DAV/Sportfrauen

Erschienen in Bergsport am 19. November 2020

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