Hockey/Floorball

,Da tut sich was!' – Floorball-Nationalspielerin Randi Kleerbaum im Interview

ExklusivRandi Kleerbaum (23) spielt seit mehr als sieben Jahren im Nationaltrikot Floorball. Ende des Jahres will sie unbedingt zu WM nach Schweden, wenn auch die Qualifikation noch nicht abgeschlossen ist. Ein Interview über die Chancen und Vorzüge der Randsportart und Kleerbaums Karriere.

Von 2. bis 6. Februar hätte die deutsche Floorball-Nationalmannschaft in Lettland um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft gespielt. Insgesamt 26 Nationen sollten dort um die 16 Startplätze für das Turnier im Dezember 2021 in Schweden kämpfen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Qualifikation abgesagt. Wie es weitergeht mit der WM ist unklar.

Mit dabei gewesen wäre auch Randi Kleerbaum. Die 23-Jährige spielt schon ihr halbes Leben in der Nationalmannschaft und gehört in Deutschland zu den Vorreiterinnen im Floorball. Frauen-Mannschaften sind aktuell noch immer rar gesät, auch in der Bundesliga spielen nur sieben Teams. Oder immerhin, wie die Psychologie-Studentin es sieht. Wir haben mit ihr über den Sport, ihre Karriere und die nächsten Ziele gesprochen.

Warum glaubst du, gibt es noch wenige Damen-Teams im Floorball?

„Floorball ist eine absolute Randsportart und hat viel Konkurrenz. Mittlereile gibt es aber einige Vereine, die ein Team haben. Dann aber oft nur fürs Kleinfeld, wo man weniger Leute braucht. Auf dem großen Feld, wie bei uns in der Bundesliga, sind etwa 15 Spielerinnen schon wichtig.“

Du spielst mit Bonn in der Bundesliga, dort seid ihr nur sieben Mannschaften.

„Die Bundesliga ist mit einem hohen Aufwand und hohen Kosten verbunden. Wir verdienen ja alle mit dem Sport nichts und zahlen etwa Ausrüstung und Auswärtsfahrten selbst. Und die Mannschaften sind über ganz Deutschland verteilt – von Bonn aus sind etwa München, Leipzig oder Hamburg besonders weit weg. Da geht dann eben ein ganzes Wochenende für ein Spiel drauf. Aber ich finde es super cool, dass wir immerhin sieben Teams sind. Und es gibt Gerüchte, dass bald mehr dazukommen. Da tut sich was.“

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Wann und wie bist du eigentlich zum Floorball gekommen?

„Tatsächlich schon mit acht Jahren. Ich habe Ballett getanzt, wollte aber lieber etwas anderes machen. Wir haben von Floorball erfahren, also habe ich das ausprobiert, auch wenn ich damals im Training das einzige Kind war. Es hat mir aber direkt einen riesen Spaß gemacht und ich habe einfach immer wieder Freunde aus dem Dorf mit ins Training gebracht. So ist der Verein gewachsen. Und meine Karriere.“

Was magst du an diesem Sport besonders?

„Ich bin ein absoluter Fan von Teamsport. Außerdem ist Floorball ein sehr schneller Sport, in dem viel passiert und man nie wirklich stillsteht. Dadurch, dass es eine Randsportart ist, stecken außerdem alle viel Energie und Engagement rein und sind super motiviert.“

Mit 16 Jahren hast du schon mit der U19 bei der Weltmeisterschaft gespielt. Was war bisher dein größter Erfolg?

„Das war auch mit der U19. 2016 haben wir den Aufstieg geschafft in die Division A der acht besten Nationen. Seitdem haben sich die Mädels da etabliert. Ich erinnere mich noch gut an das Turnier damals. Die WM hat in Kanada stattgefunden und war ein riesen Event. Das war mega cool.“

Du kommst durch Floorball viel rum.

„Auf jeden Fall. Viele Wettbewerbe finden auch im Osten statt, etwa in Polen oder Tschechien. Das sind nicht die typischen Urlaubsländer und durch den Sport habe ich viele schöne Ecken dort kennengelernt.“

Nur 2020 war alles etwas anders, oder?

„Ja, schon. Ich hatte ein paar Trainingslager mit der Nationalmannschaft, aber an sich waren das die einzig größeren Events in 2020. Anfang dieses Jahres hätte nun die WM-Qualifikation in Lettland stattgefunden, das wurde aber abgesagt. Im Dezember 2021 soll in Schweden die Weltmeisterschaft ausgetragen werden und nach aktuellem Stand steht das auch. Wie es mit der Teilnahme jetzt weitergeht, weiß niemand. Möglicherweise wird die Qualifikation über die Weltrangliste geregelt. Deutschland steht da aktuell auf Rang acht und wäre daher dabei.“

Wie würdest du eure Chancen bei einer normalen Qualifikation einschätzen?

„Für mich ist es ein Muss, bei der WM dabei zu sein. In unserer Gruppe würden wir gegen Finnland, Lettland, Belgien, Russland und die Niederlande spielen. Die ersten beiden jeder Gruppe fahren auf jeden Fall zur WM und ich schätze unsere Chancen gut ein, Zweiter zu werden.“

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Wer sind international die größten Konkurrenten?

„Da gibt es die top vier Nationen: Schweden, Schweiz, Tschechien und Finnland. Dahinter liegen alle recht eng beieinander und an einem guten Tag könnte Deutschland fast jedes Team schlagen.“

Und wie sieht es in der Bundesliga aus?

„Wir spielen mit Bonn die dritte Saison in der Bundesliga. Am Anfang waren wir noch die Außenseiter, mittlerweile haben wir uns echt gemacht. Weißenfels und Leipzig liegen in der Regel immer weit vorne in der Tabelle und führen auch die aktuelle an. Unsere Chancen mit Bonn werden immer besser und das Feld in der Bundesliga immer enger. Dümpten zum Beispiel hat in den letzten Jahren riesen Fortschritte gemacht.“

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Welche Ziele hast du noch?

„Ich habe noch nie die deutsche Liga oder den Pokal gewonnen. Es wäre schön, mal im Finale zu stehen und das dann auch zu gewinnen. Aber jetzt geht es erst einmal darum, überhaupt wieder zu spielen. Im ersten Lockdown haben wir es noch gut erwischt, das passte mit dem Ende unserer Saison zusammen. Jetzt bin ich aber seit November nicht mehr in der Halle gewesen. Wir haben als Team beschlossen, das Risiko nicht einzugehen und weiterzutrainieren. Auch wenn es Bundesliga ist. Aber nun ist ungewiss, wie die Saison weitergeht. Schließlich haben wir nicht einmal die komplette Hinrunde gespielt.“

Erschienen in Hockey/Floorball am 02. Februar 2021

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