Eishockey

Ziele, Aktionen, Hoffnungen: Interview mit Lisa Kalina vom Blog fan von Dir

Mehr Aufmerksamkeit für Frauen im Sport und Anreize für andere Mädchen und Frauen: Dieses Ziel verfolgen Lisa Kalina und Lisa Steffny mit ihrem Blog "fan von Dir". Noch vier Tage lang läuft eine Crowdfunding-Aktion, mit der sie ihr Projekt vorantreiben wollen.

Seit einigen Monaten stellen wir euch regelmäßig in Kooperation mit dem Blog "fan von Dir" Sportlerinnen aus ganz Deutschland und den verschiedensten Bereichen und Sportarten vor. Nun wollten wir noch einmal genauer wissen: Was hat es mit "fan von Dir" eigentlich genau auf sich und welche Ziele verfolgen Lisa Kalina und Lisa Steffny damit? Julia Nikoleit hat mit Lisa Kalina gesprochen:

Wie ist das Blog „fan von DIR“ entstanden?

Lisa und ich sind beide Studentinnen der Internationale Sportpolitik an der Sporthochschule in Köln. An einem Karrieretage gab es einen Vortrag über Frauen im Berufsfeld Sport. Der allgemeine Tenor nach der Veranstaltung war, dass es für Frauen schwierig ist, im Sport Fuß zu fassen und in der Welt des Sports erfolgreich zu sein. Wir haben uns daraufhin gefragt: Wie könnte man Frauen motivieren, eine Karriere im Sport anzustreben und ihnen bestimmte Sportfelder näherzubringen?

Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Blog ins Leben zu rufen. Sportlerinnen - egal, ob Anfängerinnen oder erfolgreiche Athletinnen - können sich dort vorstellen, austauschen und zeigen, dass ganz viele Klischees, die nach wie vor in der Sportwelt existieren, nicht zutreffen - und sie sich dagegen ein bisschen zu Wehr setzen wollen.

Welches Klischee ärgert dich am meisten?

Wenn ich sage, dass ich Handball spiele, kommt oft die Antwort: „Ach, das sieht man dir gar nicht an.“ Ich bin 1,68 Meter groß und habe eine normale Statur. Mein Freund spielt auch Handball, er würde so einen Spruch nie hören - ebensowenig wie ein kleinerer Mann. Meine Freundin hatte hingegen bei einem Fußballverein ein Vorstellungsgespräch für ein Praktikum und wurde vom Chef gefragt, ob es ein Problem für sie wäre, wenn im Büro ein paar sexistische Sprüche falle - Seit wir den Blog haben, nehmen wir solche Sachen bewusster wahr. Vielleicht ist es oft nicht bewusst sexistisch gemeint, aber es wird so aufgenommen.

Welche Reaktionen habt ihr auf den Blog erhalten?

Das Feedback war durchweg positiv. Wir machen alles selbst und haben erstmal versucht, Freundinnen und Bekannte von der Sporthochschule zu finden. Mittlerweile kommen die Leute aber bereits auf uns zu und bitten darum, dass wir ihre Geschichte teilen. Wir stellen auch nicht ausschließlich Frauen vor - wenn ein Sportler zu uns kommt und ähnliche Erfahrungen von der anderen Seite gemacht hat, sind wir auf jeden Fall bereit, diese Geschichte auch zu erzählen. Wir wollen niemanden ausgrenzen, sondern das Thema geschlechterneutral angehen.

Euer Crowdfunding läuft in einer Woche aus. Wofür sammelt ihr das Geld konkret?

Wir wollen bekannter werden. Im Moment sind wir nur online erreichbar, aber wir versuchen bereits, verstärkt Konferenzen zu besuchen und auf Messen zu gehen. Dafür brauchen wir Flyer, Sticker und vielleicht T-Shirts vor Ort; das schaffen wir nicht, wenn wir alles aus eigener Tasche bezahlen. Mit dem Geld wollen wir also Material bestellen, um Präsenz zeigen zu können - und so mehr Leute zu erreichen.

Wenn jemand das Interview liest und seine oder ihre Geschichte ebenfalls erzählen möchte: Wie funktioniert das?

Man kann uns einfach über die Facebook-Seite kontaktieren; auch auf der Webseite finden sich im Impressum unsere Mailadressen. Wir freuen uns über jede Geschichte. Die Geschichten werden der Sportlerin oder dem Sportler selbst geschrieben; wir lesen nur einmal grammatikalisch drüber.

Was würdest du dir für euer Projekt wünschen?

Eine noch größere Reichweite und noch mehr Austausch. Wir merken, dass immer mehr Leute auf uns aufmerksam werden, aber es wird in erster Linie viel gelesen, aber dann so stehengelassen. Wir hoffen, dass in Zukunft mehr Interaktionen bei Facebook, Instagram oder auf der Webseite entstehen.

Wann würdest du mittelfristig sagen, dass der Blog ein Erfolg ist?

Wenn wir es schaffen, regelmäßig neue Geschichten zu erzählen. Außerdem wäre es schön, wenn Sportlerinnen auf uns zukommen und sagen: „Ich habe bei euch gelesen und nehme mich jetzt anders war.“ Wenn sich Männer und Frauen nach dem Lesen selbst reflektieren und dadurch vielleicht ein gesellschaftlich anderes Bild auf Frauen im Sport entwickeln, wäre das auf jeden Fall ein Erfolg.

Danke für das Gespräch, Lisa!

Hier gelangt ihr zum Crowdfunding von "fan von Dir": https://www.fairplaid.org/fanvondir

Verfasst von Julia Nikoleit

Erschienen in Basketball, Eishockey, Fußball, Handball, Volleyball, Wintersport am 13. Januar 2020

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