Eishockey

Eiskunstläuferin Nicole Schott über die EM, eigenen Stil und Perfektion

Eiskunstläuferin Nicole Schott (23) geht vom 20. bis 26. Januar in Graz bei der Europameisterschaft 2020 an den Start. Dort will sie sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Wir haben mit der Deutschen Meisterin gesprochen.

Elegant, kraftvoll, rhythmisch: Wenn Nicole Schott (23) über das Eis läuft, scheint sie in ihrer eigenen Welt zu sein. So fokussiert ist Deutschlands beste Eiskunstläuferin dann auf ihre Kür. Bei der Deutschen Meisterschaft holte sie zum Jahresbeginn überzeugend den Titel und fährt nun mit jeder Menge Selbstbewusstsein im Gespäck zu den Europameisterschaften nach Graz. Dort will sich die gebürtige Essenerin für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Ihren großen Traum jedoch hat sie sich schon erfüllt. Ein Gespräch über Stil, Perfektion und Freiheit.

Glückwunsch zum Meistertitel. Du bist als Favoritin in den Wettbewerb gestartet. Hast du dich selbst auch so wahrgenommen?

„Die ganze Saison verlief bisher ziemlich gut. Dadurch habe ich Selbstbewusstsein entwickelt und wusste, dass der Titel definitiv möglich ist. Mein Ziel war also zu gewinnen und das auch mit einem Vorsprung. Da ich die Qualifikation für die anstehende EM diesmal schon in der Tasche hatte, konnte ich mich darauf konzentrieren, Höchstschwierigkeiten in meiner Kür zu zeigen.“

Ist dann alles genauso gelaufen, wie du es dir vorgestellt hast oder gibt es die hundertprozentige Perfektion nicht?

„Naja, hundert Prozent zu liefern ist schon verdammt schwierig und passiert nur sehr selten. Aber mein Auftritt war wirklich nah dran, ich war total zufrieden. Qualitativ bin ich gut gelaufen, kaum Wackler. Ich konnte durchziehen, was ich im Training geübt habe. Das gibt mir für die Europameisterschaft ein gutes Gefühl.“

Lag auf der EM in Graz zuletzt dein Fokus?

„Ja, auf jeden Fall. Wir haben den Trainingsplan danach gestaltet. In den vergangenen Wochen haben wir noch öfter und intensiver trainiert, dafür wird jetzt kurz vor der EM wieder etwas heruntergefahren. Mein Ziel ist dort unter die Top 10 zu kommen. Die besten zwölf Läuferinnen erhalten die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im März in Montreal. Meine Chancen stehen denke ich gut, das zu schaffen.“

Wie sieht denn dein Training in intensiven Phasen aus?

„In der Regel stehe ich dreimal am Tag auf dem Eis, dazu kommt noch eine Athletikeinheit. In intensiven Phasen machen wir viele Sprünge und insgesamt viele Durchläufe.“

Trainierst du viel in der Gruppe oder lieber allein?

„Wir sind eine Trainingsgruppe mit verschiedenen Nationen, auch etwa Schweizer und Finnen. Ich finde es gut, in einer Gruppe zu trainieren, weil der Fokus dann nicht nur auf mir allein liegt. Gerade an Tagen, an denen es nicht so gut läuft, hilft mir die Gruppe mich zu motivieren. Als ich vergangenes Jahr verletzt war, habe ich viel allein trainiert, da ist mir die Motivation schon manchmal schwergefallen.“

Apropos fallen ¬– wie viele blaue Flecken nimmst du eigentlich nach jedem Training mit?

„Das sind gar nicht mal so viele. Ich glaube, mein Körper ist schon daran gewöhnt. Schließlich stehe ich ja schon seit 20 Jahren auf dem Eis.“

Wie kam es denn dazu?

„Mein Vater hat Eishockey gespielt, daher haben wir viel Zeit in der Eishalle verbracht. Aber ich fand die Glitzer-Kleider immer viel toller. Und als ich dann damit angefangen habe, wollte ich nicht mehr aufhören. Eiskunstlauf ist so vielseitig. Die Sprünge auf der einen Seite sind athletisch und fordern einen sportlich heraus. Auf der anderen Seite bietet die B-Note die Freiheit für Kreativität. Durch die Musik kann ich mich selbst interpretieren.“

Du hast bei der Deutschen Meisterschaft zu asiatischen Klängen getanzt.

„Ja, ich habe dieses Jahr etwas Neues ausprobiert und mich aus meiner Komfortzone gewagt. Zuvor habe ich lieber auf ruhige Lieder getanzt, aber auch die schnellere Musik hat mir gut gefallen. Jetzt muss ich erst wieder meinen Stil finden.“

Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang bist du 2018 auf dem 18. Rang gelandet. War das bisher dein persönlich größter Erfolg?

„Auf jeden Fall waren die Olympischen Spiele mein Traum und dort teilnehmen zu können war ein absolutes Highlight. Die Ringe auf dem Eis zu sehen, im olympischen Dorf zu wohnen und die Atmosphäre zu erleben waren beeindruckend. Dadurch habe ich mein größtes Ziel erreicht und alles was jetzt noch kommt, sehe ich als Zugabe. Ich mache Eiskunstlauf jetzt nur noch, weil es mit Spaß macht und ohne Druck. Ich weiß, dass ich noch nicht am Ende meiner Karriere bin, aber jetzt könnte ich akzeptieren, wenn es vorbei wäre. Und trotzdem will ich mich natürlich noch steigern.“

Die Eiskunstlauf-EM 2020 in Graz

In Graz findet von 20. bis 26. Januar die Eiskunstlauf-EM statt. Die besten Athletinnen und Athleten dkommen in die Steiermark und kämpfen in vier Disziplinen um begehrtes Edelmetall. Insgesamt werden rund 160 Sportlerinnen und Sportler aus 35 Ländern an der EM 2020 teilnehmen.

Montag, 20. Januar und Dienstag, 21. Januar

  • Ganztags: Training

Mittwoch, 22. Januar 2020

  • 11:30 Uhr: Herren / Kurzprogramm
  • 18:30 Uhr: Eröffnungsfeier
  • 19:15 Uhr: Paarlaufen / Kurzprogramm

Donnerstag, 23. Januar 2020

  • 12:00 Uhr: Eistanzen / Rhythmustanz
  • 18:30 Uhr: Herren / Kür

Freitag, 24. Januar 2020

  • 11:30 Uhr: Damen / Kurzprogramm
  • 19:00 Uhr: Paarlaufen / Kür

Samstag, 25. Januar 2020

  • 13:25 Uhr: Eistanzen / Kürtanz
  • 18:30 Uhr: Damen / Kür

Sonntag, 26. Januar 2020

  • 14:30 Uhr: Schaulaufen der Sieger / Gala
Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Eiskunstlauf am 09. Januar 2020

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