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Der Mythos vom Dehnen: Sind Frauen beweglicher als Männer?

SerieSind Frauen dehnfähiger als Männer? In Teil 3.1 unserer neuen Serie "Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern" wollen wir uns der Frage widmen, wie Dehnen funktioniert und ob Frauen einen Vorteil gegenüber Männern haben.

Dehnen wird recht kontrovers diskutiert – sofern sich überhaupt jemand damit beschäftigt. Aber zunächst einmal: Was ist Dehnen eigentlich? Dehnen ist der aktive oder passive Bewegungsspielraum, den ein Körpergelenk oder eine Körperregion aufweist. Am auffälligsten ist dieser Bewegungsspielraum nach Verletzungen zu beobachten. Wer schon einmal verletzt war, weiß, dass die Beweglichkeit dadurch deutlich abnimmt. Die Körperregion fühlt sich meist unbeweglich und fest an. Das Beispiel zeigt: Die Dehnfähigkeit hängt von mehreren Faktoren ab.

Es ist wichtig, das Gleichgewicht zwischen den Gelenken und den Muskeln in einem optimalen Verhältnis zu halten. Denn meist ist eine Muskelgruppe verkürzt oder der Muskeltonus ist erhöht. Die Kraftfähigkeit der Gegenseite ist häufig geschwächt. Dadurch kommt das Gleichgewicht der Gelenke und Muskeln in eine Dysbalance. Die Ursache ist oft eine einseitige oder eine ganz fehlende Beanspruchung des Körpers. Die Folgen können Fehlbelastungen sein, die zu schmerzhaften Beschwerden werden können, das Gleichgewicht gerät zunehmend aus der Balance und kann im schlimmsten Fall zu dauerhaften Schädigungen führen.

Wie funktioniert Dehnen nun?

Dehnen hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab:

  1. Konstitution, also wie dehnbar sind beispielsweise die Gelenkkapseln, Bänder, Muskeln und Sehnen.
  2. Kondition, also wie kraftfähig sind die zu bewegenden Muskeln.
  3. Koordination, also wie arbeiten die einzelnen Muskeln zusammen, wie hoch ist der Muskeltonus und wie reagieren der Muskeleigenreflex und der Sehnenreflex.

Das heißt, Dehnen ist koordinativ hoch anspruchsvoll, weil ich eine zeitlich genau dosierte Aktivität respektive Entspannung der Muskeln brauche. Die Koordination zwischen den Muskelpartien, die intermuskuläre Koordination, ist somit entscheidend für die aktive Beweglichkeit.

Was ist bei Frauen und Männern körperlich anders?

Der hormonell bedingt höhere Wasser- und Fettgehalt des weiblichen Muskel- und Bindegewebes macht dieses elastischer. Frauen haben in diesem Punkt daher einen Vorteil gegenüber Männern. Für das Dehnen sind jedoch nicht nur die hormonellen Voraussetzungen entscheidend. Das Training, die Tageszeit, die Körpertemperatur und der Ermüdungszustand machen ebenfalls einen großen Teil aus. Ein sehr wichtiger Faktor ist und bleibt die Leistungsbereitschaft, Übungen korrekt auszuführen und Beweglichkeitsübungen machen zu wollen. Ob hier Frauen im Vorteil sind, darf jede für sich entscheiden. ;-)

Über die Serie „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“

Kein wissenschaftlicher Beitrag aber wissenschaftlich fundiert: In unserer neuen Serie erfahrt ihr wöchentlich mehr über das richtige Training. Abwechselnd klärt euch die Autorin hier über Mythen aus der Trainingswelt auf (1), gibt euch Tipps für mögliche Trainingsinhalte (2) und stellt euch ganz konkrete Übungen (3) vor. Wenn ihr zu einem bestimmten Thema Fragen habt oder Vorschläge für eine neue Folge von „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“, dann schreibt uns an info@sportfrauen.net.


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Verfasst von Navina Pertz

Erschienen in Tipps und Tricks am 24. Juli 2020

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