VC-Trainer über finanzielle Corona-Folgen: ,Jetzt zurrt man den Gürtel noch enger'

In der Volleyball Bundesliga starten die Vereine in die Vorbereitung auf die kommende Saison. Doch auch hier hat Corona seine Spuren hinterlassen. Wiesbadens Trainer Christian Sossenheimer blickt optimistisch nach vorne – und schnallt den Gürtel eben noch etwas enger.

Christian Sossenheimer, Cheftrainer des VC Wiesbaden, befindet sich mit seinem Team bereits in der Vorbereitung für die neue Spielzeit. Im großen VCW-Interview spricht er über die Zeit rund um den Saisonabbruch, die aktuelle Situation in der Bundesliga und über die momentanen Trainingsbedingungen.

Starten wir mit der derzeit wichtigsten Frage: Bist du gesund und munter?

Danke der Nachfrage. Mir und auch meiner Familie geht es sehr gut. Wir sind bisher frei von Corona geblieben und bleiben es hoffentlich auch.

Die vergangene Saison war am Ende dann doch ein paar Tage kürzer als erwartet, da die Spielzeit vor dem letzten Ligaspiel beim Dresdner SC abgebrochen wurde. Wie hast du die darauffolgende Zeit erlebt?

Irgendwie war das zu Beginn schon ein wenig surreal. Dass dieser Fall tatsächlich Eintritt, damit hat man nicht so richtig gerechnet, wobei ich jedoch sagen möchte, dass der Abbruch der Saison aus meiner Sicht die absolut richtige Maßnahme war. Meine Frau arbeitet im Krankenhaus und da ging es teilweise schon heiß her. Wenn man sieht, was in anderen Ländern los war und immer noch ist, dann bin ich der Meinung, dass vieles richtig gemacht wurde.

Bei den Männern haben seit der Corona-Pandemie bereits drei Teams aus der Bundesliga aufgrund wirtschaftlicher Engpässe keine Lizenz mehr beantragt. Bei den Frauen ist zum Glück noch kein Team betroffen. Blickst du mit großer Sorge auf die Volleyball-Bundesliga?

Ich hoffe, dass nicht noch die eine oder andere böse Überraschung kommt. Wenn man sieht, wie viele Vereine am Limit sind und ums Überleben kämpfen, bekommt man schon Bauchschmerzen. Die Gürtel waren ja in vielen Bereichen schon sehr eng gespannt, jetzt zurrt man noch ein wenig enger. Das ist schon schwierig.

Richten wir den Blick nach vorne: In die kommende Saison startet der VCW mit elf statt mit zwölf Spielerinnen? Welche Folgen hat das für den Trainings- und Spielbetrieb?

Natürlich würden wir gerne mit einem 12er-Kader in die neue Spielzeit gehen. Leider ist das in diesem Jahr – Stand heute - nicht möglich. Da sind wir aber nicht die Einzigen in der Liga. Wir nehmen die Situation wie sie ist und müssen daraus das Beste machen.

Dein Team steckt also bereits in der Vorbereitung für die kommende Saison. Wie beeinflusst Corona den Trainingsplan konkret?

Wir trainierten bisher in zwei Kleingruppen und arbeiteten sowohl an Basics als auch sehr spezifisch. Bis Mitte Juni haben wir Trainer jeweils fest mit einer Gruppe gearbeitet und waren strikt getrennt. Abstandsregeln und ständiges Desinfizieren waren zu Beginn etwas ungewohnt, aber man gewöhnt sich daran. Im Großen und Ganzen hat es gut geklappt. Wie es ab August sein wird, müssen wir dann sehen, wenn der Kader komplett in Wiesbaden ist. Wenn dann weiterhin die Abstandsregeln gelten sollten, wird es für uns spannend.

An welchen Stellschrauben willst du im Besonderen drehen, um in der kommenden Spielzeit wieder eine Play-off-Platzierung zu erreichen?

Zum einen natürlich an technischen Stellschrauben in allen Bereichen. Einfache Dinge müssen besser funktionieren, aber auch Genauigkeit und Präzision sind gefragt. Außerdem müssen als Team enger zusammenrücken. Wir haben mit Pauline Schultz und Ashley Evans zwei neue Zuspielerinnen in unserer Mannschaft, wodurch das Zusammenwirken der Zuspielerinnen und Angreiferinnen besonders im Fokus steht. Es gibt viel zu tun, aber wir freuen uns auf die neuen Herausforderungen.

Verfasst von Silas Gottwald

Erschienen in Volleyball am 06. Juli 2020

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