Malaika Mihambo und Lucie Kienast für wertvolle Leistungen der Leichtathletik ausgezeichnet

Jury-Entscheidung statt Publikumswahl: Eine Expertenjury hat zum Ende des Corona-Jahres 2020 die wertvollsten Leistungen der Leichtathletik in sechs Kategorien ausgezeichnet. Bei den Aktiven fiel die Wahl auf Weitspringerin Malaika Mihambo.

Zum Ende eines Jahres, in dem so vieles anders verlaufen ist als geplant, findet auch die Ehrung der „Leichtathleten des Jahres“ in einem besonderen Format statt: Auf eine Publikumswahl wurde verzichtet. Dafür kürte eine Experten-Jury mit Vertretern des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), des Fördervereins „Freunde der Leichtathletik“, des Fach-Magazins „Leichtathletik“ sowie der Deutschen Leichtathletik Marketing GmbH DLM jetzt die „Wertvollsten Leistungen der Leichtathletik im Jahr 2020“.

In den Kategorien der Aktiven fiel die Wahl auf Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg), der mit seinen 97,76 Metern von Chorzów (Polen) am Weltrekord kratzte, sowie auf Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Mit ihren 7,03 Metern von Dessau ist sie als einzige DLV-Athletin zum Jahresende in ihrer Disziplin die Nummer eins der Welt.

Nicht nur sportlich überzeugend

In den Jugendklassen wurden im Hinblick auf die empfohlene späte Spezialisierung die Auftritte der U20 vorrangig berücksichtigt. Die wertvollsten Leistungen sah die Jury im Siebenkampf der weiblichen U20 von Lucie Kienast (SV Halle) mit 6.009 Punkten und Platz eins der Welt sowie von Merlin Hummel (UAC Kulmbach) im Hammerwurf der U20 und der Männer. Aus dem Kreise der zahlreichen bemerkenswerten Resultate in den Senioren-Klassen stachen aus Sicht der Jury die zwei W90-Weltrekorde von Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) sowie die Wurfleistungen von Hermann Albrecht (SpVgg. Satteldorf) in der M80, unter anderem mit 50,69 Metern im Hammerwurf, hervor.

Wertvoll – das waren alle Leistungen, die bei dieser Ehrung in den Fokus rücken. Natürlich zuvorderst aus sportlicher Sicht. Aber die zu Ehrenden haben sich in den Augen der Jury zugleich auch alle dadurch ausgezeichnet, dass sie in einer schwierigen Zeit Hindernisse überwunden und neue Wege zu neuen Zielen gefunden haben. Sie haben mit ihren sportlichen Leistungen, ihrer Resilienz und teils auch ihrem sozialen Engagement eine Vorbild-Rolle übernommen und damit auch anderen Mut und Zuversicht verliehen.

Mit ihrem Projekt „Herzsprung“ setzte sich beispielsweise Malaika Mihambo gemeinsam mit dem Verein „Starkmacher“ dafür ein, dass Kinder auch während einer Zeit der Einschränkungen den Spaß an Bewegung und Sport nicht verlieren. „Während des ersten Lockdowns waren wir alle gezwungen zuhause zu bleiben. Ich hatte schon Ende 2019 in einer Schule angefangen, Sportunterricht zu geben. Das wollte ich weitermachen und habe über diese Zeit einfach Online-Unterricht gegeben. Die Resonanz war großartig und es hat mir sehr viel Freude bereitet, zu sehen, wie begeistert und dankbar die Kinder waren.“

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) – Weitsprung | 7,03 m | Nummer 1 der Welt

„Malaika Mihambo ist weiterhin die Konstanz in Person – obwohl sie sich während der Corona-Pandemie nach einem geplanten Trainer- und Standort-Wechsel wieder ganz neu aufstellen musste. Als einzige Weitspringerin der Welt hat sie in diesem Jahr die 7-Meter-Marke überboten. Und darüber hinaus mit ihrem Projekt ‚Herzsprung‘ Kinder auf vielfältige Art und Weise beim Sporttreiben unterstützt. Sie ist damit sowohl in sportlicher als auch in sozialer Hinsicht eine Athletin mit großer Vorbildfunktion.“

Ebenfalls hervorheben möchte die Jury als herausragende Leistung die WM-Silbermedaille im Halbmarathon mit deutschem Rekord von Melat Kejeta sowie die bemerkenswerte Saison von Diskuswerferin Kristin Pudenz mit Weiten, die bei vielen zurückliegenden internationalen Meisterschaften eine Medaille bedeutet hätten.

Lucie Kienast (SV Halle) – Siebenkampf | 6.009 Pkt | Nummer 1 der Welt

„Lucie Kienast hat in einer so komplexen und herausfordernden Disziplin wie dem Siebenkampf einen Spitzenwert erzielt, der gleichbedeutend ist mit Medaillen-Potenzial bei internationalen Jugendmeisterschaften. Und das, obwohl sie während des Lockdowns aus dem Internat in Halle/Saale ausziehen und täglich 60 Kilometer bis zum Training pendeln musste. Besonders für den Mehrkampf waren die Voraussetzungen in diesem Jahr schlecht, sie konnte sich dennoch um 350 auf mehr als 6.000 Punkte steigern.“

Darüber hinaus sind auch die 100-Meter-Zeit von 11,32 Sekunden von Lilly Kaden bei der Jugend-DM in Heilbronn sowie die deutsche U18-Bestleistung im Siebenkampf von Serina Riedel mit 5.818 Punkten von der Jury als bemerkenswert gewürdigt worden.

Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) – 400 m / 800 m | W90-Weltrekorde

„Melitta Czerwenka-Nagel hat in einer Zeit, in der sich viele Menschen zurückgezogen und ihre Bewegung eingeschränkt haben, konsequent ihre Leidenschaft verfolgt. Über Jahrzehnte hat sie mit ihrem bemerkenswerten Ehrgeiz gewaltige Leistungen erzielt und nun mit ihren 90 Jahren in einem Jahr wie diesem gleich zwei W90-Weltrekorde aufgestellt. Nicht nur das, sondern auch ihre positive Art und Einstellung sind beispielgebend und machen vielen Menschen Mut.“

Als ähnlich herausragend stuft die Jury auch die Leistungen der Mehrkämpferinnen Tatjana Schilling und Frauke Viebahn ein, die unter erschwerten Trainingsbedingungen in technischen Disziplinen eindrucksvolle Ergebnisse, darunter auch deutsche Senioren-Bestleistungen, erzielen konnten.

Verfasst von DLV/Sportfrauen

Erschienen in Leichtathletik am 17. Dezember 2020

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