Bieitigheim holt Weltmeisterin Kelly Dulfer von Dortmund – Spielerin kritisiert BVB-Trainer

Die niederländische Topspielerin Kelly Dulfer wechselt von Borussia Dortmund zur SG BBM Bietigheim. In einem Interview äußert sie sich derweil sehr negativ über ihren derzeitigen Coach beim BVB.

„Mit Kelly Dulfer können wir künftig Bereiche unseres Spiels verbessern, die uns in dieser Saison nicht durchgängig zur Verfügung standen. Sie ist in der Lage, von außerhalb der Neunmeterlinie zu treffen und kann zudem auch im eins gegen eins Vorteile für ihre Mitspielerinnen herausarbeiten. In der Deckung glänzt sie in verschiedenen Formationen. An der Spitze einer 5-1-Formation kann sie ihr internationales Topniveau ebenso unterstreichen wie im Innenblock einer 6-0-Aufstellung. Wir haben selbst erfahren, wie unangenehm es sein kann, an ihr vorbeizukommen“, erklärt SG BBM Cheftrainer Markus Gaugisch die erste Verpflichtung für die neue Saison 2021/22.

Kelly Dulfer gewinnt 2019 die Handball-WM

Die 26-jährigen Rückraumspielerin wurde beim Gewinn der Bronzemedaille bei der Europameisterschaft 2018 zur besten Abwehrspielerin gewählt. In 2019 gewann sie an der Seite der aktuellen Bietigheimerin Danick Snelder mit der niederländischen Auswahl in Japan die Weltmeisterschaft. In der Bundesliga spielte Kelly Dulfer bereits für den VfL Oldenburg und aktuell für die Borussia aus Dortmund. Dazwischen stand sie für das dänische Team Køpenhagen Handbold unter Vertrag, mit dem sie 2018 auch die dänische Meisterschaft feierte. In Bietigheim soll die 1,86 Meter große Rechtshänderin mit ihrer Erfahrung aus über 124 Länderspielen für „Oranje“ den Defensivverbund mitorganisieren sowie die Offensive massiv verstärken.

Kelly Dulfer freut sich auf ein Kapitel ihrer Handballkarriere beim vierfachen Champions-League-Teilnehmer: „Bietigheim spielte in den letzten Jahren immer international. Ich finde es wichtig, auch international auflaufen zu können. Die SG BBM agiert aus einer guten Abwehr heraus und macht viel Tempo nach vorne. Ich denke diese Spielweise passt gut zu mir passt." Mit ihrem bisherigen Verein Borussia Dortmund schien sie dagegen weniger zufrieden zu sein. Laut einem Bericht der Ruhrnachrichten hat sie sich auf einem niederländischen Portal sehr negativ über den dortigen Trainer geäußert. "Wir sehen eine Reihe von taktischen Fragen in Bezug auf das Training und Coaching anders – auch in Champions-League-Spielen. Er kann damit nicht sehr gut umgehen." In Dortmund zeigte man sich enttäuscht über dieses verhalten und befürchtet, dass sich Dulfers Haltung negativ auf den restlichen Verlauf der Spielzeit auswirken könnte.

Louisa Wolf wechselt zu Frisch Auf Göppingen

Personelle Nachschlag gibt es auch für das Frauenteam von Frisch Auf Göppingen: Louisa Wolf wechselt mit sofortiger Wirkung vom Ligakonkurrenten Neckarsulmer Sport-Union zu den FRISCH AUF Frauen und soll bereits an diesem Samstag beim Auswärtsspiel bei der HSG Bensheim/Auerbach für das Team von Trainer Nico Kiener auflaufen. Die 26-jährige Spielmacherin hat einen Vertrag bis 2022 unterzeichnet, der unabhängig von der weiteren Ligazugehörigkeit gültig ist. Sie erhält das Trikot mit der Nummer vier und hat bereits am Mittwoch ihre erste Trainingseinheit mit ihren neuen Mannschaftskolleginnen absolviert, von denen ihr Roxana Ioneac, Anne Bocka und Tina Welter aus Nellinger Zeiten sowie Torhüterin Oliwia Kaminska aus Neckarsulm bekannt sind.

Louisa Wolf.jpg Foto: Frisch Auf Göppingen

„Wir setzen mit dieser Verpflichtung den Verjüngungskurs der Mannschaft mit einer bereits sehr erfahrenen Erstligaspielerin fort“, betont der Frisch-Auf-Beiratsvorsitzende Claus Mai. „Louisa weiß, worauf es in einer Situation wie der unseren ankommt und kann uns gleich weiterhelfen. Beim TV Nellingen ging es auch immer um den Klassenerhalt“, sagt Trainer Nico Kiener, der die 26-Jährige aus früheren Zeiten kennt und den weiteren Werdegang der gebürtigen Stuttgarterin verfolgt hat. „Wir sind sehr froh, dass wir mit Neckarsulm eine für alle Seiten gute Lösung gefunden haben und zum jetzigen Zeitpunkt der Saison eine solche Spielerin überhaupt holen konnten.“ Wolf könne einerseits Mitspielerinnen gut in Szene setzen, verfüge andererseits aber auch selber über einen guten Zug zum Tor und scheue sich nicht, Verantwortung zu übernehmen.

Wolf unterrichtet Deutsch und Sport

Erste handballerische Versuche tätigte Louisa Wolf beim MTV Stuttgart, bei einer Trainingseinheit ihres älteren Bruders. „Das hat so viel Spaß gemacht, das ich das unbedingt machen wollte“, erzählt die 26-Jährige, die am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Neckarsulm Sport und Deutsch in allen Altersstufen unterrichtet. Nach ihrem Abitur studierte Louisa Wolf Sportwissenschaft und Germanistik auf Lehramt an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Da neben ihrem damaligen Verein, der Neckarsulmer Sport-Union, auch dem TV Nellingen der Aufstieg in die erste Liga gelang, ging sie aufgrund der kürzeren Entfernung zu ihrem Studienort wieder für die „Schwaben Hornets“ auf Torejagd. Mit im Schnitt 130 Treffern sorgte sie dafür, dass der TVN im Oberhaus konkurrenzfähig war. „Mit unserer Rumpftruppe haben wir uns ganz gut gehalten“, erinnert sich die 26-Jährige, die 2018 wieder ins Unterland zurückkehrte und dort parallel zum Handball ihr Referendariat absolvierte.

„Künftig spiele ich nun im Stauferland“, schmunzelt Louisa Wolf. „Es ist eine sehr, sehr große Aufgabe, aber ich freue mich riesig darauf und hoffe, dass wir sie meistern.“ Frisch Auf gehöre in die Bundesliga. Dass dies auch in der neuen Saison der Fall ist, „dazu möchte ich meinen Beitrag leisten. Ich habe große Lust auf diese Aufgabe, hier kann in der Zukunft etwas Großes entstehen.“ Deshalb gelte es die Ärmel hochzukrempeln und alle Kräfte zu mobilisieren, um den Klassenerhalt zu erreichen. „Wir haben noch fast die komplette Rückrunde vor uns. Es werden also noch genügend Punkte vergeben“, gibt sich die Spielmacherin kämpferisch, die ihre Freizeit gerne mit Familie, Freunden und Studienkollegen verbringt, anderen Sport ausübt oder einfach mal in die Natur rausgeht, um dort vom Alltag abschalten zu können. (Frank Höhmann)

Verfasst von Sportfrauen

Erschienen in Handball am 29. Januar 2021

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