Von echter Liebe und historischen Schritten: Die Sportfrauen-Momente 2020 der Redaktion

Meinung366 Tage und noch viel mehr Momente, die das Jahr 2020 prägen. Überschattet von Corona hat der Sport wieder viele tolle Geschichten geschrieben. Welche Momente der Sportfrauen-Redaktion besonders im Gedächtnis bleiben, lest ihr hier.

Wieder ein Jahr vorbei. Wenn auch die sportlichen Erfolge aufgrund der vielen abgesagten Wettbewerbe nicht so zahlreich vorhanden waren, wie in vielen anderen Jahren, gibt es dennoch jede Menge Momente, die uns noch lange an 2020 erinnern werden. Auch die Sportfrauen-Redaktion hat das Jahr Revue passieren lassen und einige Redakteurinnen haben ihre besten Momente 2020 zusammengefasst.

Katarina Schubert: Ein Frauenteam beim BVB

Seit meiner Kindheit bin ich Borussia Dortmund-Fan, weshalb die Nachricht, dass der BVB ein Frauenteam gründen wird, mein Sportfrauen-Moment des Jahres ist. Los geht es nächstes Jahr in der Kreisliga B, innerhalb von zehn Jahren soll der Aufstieg in die Bundesliga gelingen. Auch wenn zehn Jahre wie eine lange Zeit erscheinen, freut es mich dennoch, dass der BVB diesen organischen Weg einschlägt und sich nicht in eine höherklassige Liga einkauft. Die Initiative, eine Frauenabteilung zu gründen, ging übrigens von den Fans aus.

Das erweckt in mir die Hoffnung, dass ein BVB-Frauenteam die gleiche „echte“ Liebe auf Seiten der Vereinsführung und Fans spüren wird wie das Männerteam. Es gibt ja genügend Beispiele im Frauenfußball, wo dies nicht der Fall ist. Da wissen die Fans noch nicht einmal, dass ihr Verein überhaupt ein Frauenteam hat. Außerdem war der BVB einer der letzten Top-Clubs in Deutschland und Europa, der noch keine Frauenabteilung sein eigen nennen konnte. Ich bin froh, dass sich das im Jahr 2020 – 50 Jahre, nachdem der DFB wieder den Frauenfußball erlaubte – geändert hat.

Navina Pertz: Gemeinsam Großes erreichen

Liebe Leser:innen, wir blicken auf ein kurioses Jahr mit Höhen und Tiefen zurück. Viele Events mussten zum Schutze aller abgesagt oder verschoben werden. Doch gibt es auch erfreuliche Dinge, über die es auf unserer Seite viel zu lesen gibt und gab. Die Sportfrauen wachsen weiter und sind sehr motiviert, über jegliche Sportereignisse aus dem Frauenbereich in Deutschland zu berichten. Deswegen gibt es für mich kein direktes Jahreshighlight, sondern mein Highlight ist ganzjährig: Wir arbeiten immer weiter, um den Frauensport medial voranzubringen. Wenn jeder Mensch etwas in seinem Umfeld tut, können wir gemeinsam Größeres erreichen!

Nina Probst: Mutige Frauen und kreative Köpfe

Hier kann ich mich nur anschließen: Gemeinsam haben wir in diesem Jahr vieles geschafft, wenn auch die Ziele andere waren, als vielleicht erwartet. Auch wir bei Sportfrauen haben einiges erreicht. Wir haben unsere Reichweite erhöht, unser Team vergrößert und Ende des Jahres den Sprung unter die Titelträger:innen der Kultur- und Kreativpiloten Deutschland geschafft. Damit werden wir im kommenden Jahr ein individuelles Coaching bekommen, um Sportfrauen und seine Ziele weiter voranzutreiben. Das war definitiv ein ganz besonderer Moment für mich. Und ich freue mich schon sehr darauf, was uns 2021 dabei erwarten wird.

Ein weiterer Moment, vielmehr ein Interview, das mich stark beeindruckt hat, habe ich während des ersten Lockdowns geführt. Mit Boxerin Sarah Scheurich. Sie hat mir nicht nur von ihren Kämpfen im Ring erzählt und wie sie die Zwangspause durch Corona erlebt hat, sondern auch von ihren Kämpfen außerhalb der Boxhallen. Sie führt sie auf Instagram und in anderen Sozialen Netzwerken. Sie kämpft für Anerkennung und gegen Vorurteile – und zeigt sich dazu auch gerne mal verletzlich und von einer schwachen Seite. Aber immer natürlich. Wie Sarah mit ihrer Rolle als Leistungssportlerin und als Frau umgeht, finde ich einfach stark. Und ich wünsche mir für 2021 noch mehr so mutige Frauen, die auch mal aufstehen und Dinge ansprechen, die unangenehm sind.

Jana Glose: Premiere der Nordischen Kombiniererinnen

Auch wenn das Sportjahr 2020 vor allem von Absagen und Verschiebungen geprägt war, gab es auch den ein oder anderen schönen und unvergesslichen Sportmoment. Mein persönlicher Sportmoment im Jahr 2020 ist gleichzeitig ein historischer Moment. Am 18. Dezember 2020 starteten in Ramsau am Dachstein zum allersten Mal Frauen in einem Weltcup in der Nordischen Kombination. Mit dieser Premiere der in der Wintersportwelt so oft als Königsdisziplin des nordischen Skisports betitelten Disziplin ist die letzte Männerbastion des Wintersports gefallen.

Dabei standen die Vorzeichen für diesen Sportmoment 2020 alles andere als gut. Bis zuletzt mussten die Frauen um die Premiere und diesen historischen Moment bangen. Während der Wettkampfkalender in der Nordischen Kombination der Männer trotz Corona-Pandemie weitgehend erhalten blieb, standen zu Saisonbeginn bei den Kombiniererinnen nur noch zwei von ursprünglich fünf Events im Plan. Als dann auch diese Corona-bedingt absagt wurden, sah es kurz sogar so aus, als würde die Premiere ins Wasser fallen. Doch Ramsau am Dachstein sprang kurzfristig ein und machte damit den Weg zu einem Meilenstein in der Wintersportgeschichte frei.

Damit konnten dreißig Athletinnen am Freitag den 18. Dezember 2020 in die historische Premiere starten. Nach dem Wertungssprung von der Normalschanze und dem 5 Kilometer langen Langlauf konnte sich die Amerikanerin Tara Geraghty-Moats den historischen Sieg im ersten Weltcup der Geschichte der Kombinierinnen vor Norwegerin Gyda Westvold Hansen und Japanerin Anju Nakamura sichern. Von den vier deutschen Athletinnen wurde Jenny Nowak als 13. beste Deutsche. Maria Gerboth und Sophia Maurus landeten auf den Plätzen 20. und 21., Svenja Würth – sie wechselte vom Skisprung zur Nordischen Kombination – wurde 24.

Verfasst von Sportfrauen-Redaktion

Erschienen in Meinung am 30. Dezember 2020

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