David gegen Goliath im DFB Pokalfinale der Frauen?

Morgen ist es soweit: Im DFB Pokalfinale der Frauen treffen Wolfsburg und Essen in Köln aufeinander. Ab 16.45 Uhr ist die Partie live in der ARD zu sehen. Wir haben uns die beiden ungleichen Gegner mal angesehen.

Die SGS Essen fordert von der Außenseiterposition am morgigen Samstag beim DFB Pokalfinale der Frauen den Titelverteidiger und frisch gekürten Meister VfL Wolfsburg heraus. Schon von vornherein eine klare Sache? Eines ist klar: An der Motivation scheitert es nicht – wenn auch Corona das Pokalfinale zu einem ganz anderen macht, als es sich vor allem die SGS Essen wahrscheinlich gewünscht hätte.

Im direkten Vergleich liegt Wolfsburg wenig überraschend vorne. Im Pokal trafen beide Mannschaften zuletzt 2015 beim Halbfinale des Hallenpokals aufeinander. Hier war Wolfsburg mit 1:0 der Gewinner. In der FLYERALARM Bundesliga musste die SGS Essen zuletzt vor knapp drei Wochen zuhause ein 0:3 einstecken. Doch am Samstag dreht sich alles nur um dieses eine Spiel.

David – Die SGS Essen

Vor sechs Jahren stand Essen zuletzt in einem DFB-Pokalfinale. Mit dabei war auch damals schon Spielführerin Irini Ioannidou. Jetzt den Pokal zu holen wäre für sie das Highlight ihrer Karriere. "Junge Spielerinnen wie Lena Oberdorfer haben da ja noch andere Chancen", sagt sie. "Der Pokalsieg wäre das Beste, was die SGS jemals erreicht hat." Da ist sich Ioannidou sicher.

Doch dafür braucht es ein gutes Rezept gegen den in dieser Saison ungeschlagenen VfL Wolfsburg. Essens Trainer Markus Högner sagt: "Dazu muss alles zu hundert Prozent laufen und wir brauchen einen Tag, an dem wir über uns hinauswachsen. Aber ich bin da zuversichtlich." Die verkündeten Abgänge etwa von Lena Oberdorfer oder Marina Hegering sollen dabei nicht negativ im Weg stehen. Im Gegenteil. Die Motivation ist umso größer. Während Irini Ioannidou ihren Kolleginnen einen schönen Abschied bereiten will, denkt Högner auch an das, was danach kommt: "Wir werden im kommenden Jahr einen großen Umbruch erleben. Den mit einem Titel einzuleiten, wäre natürlich hervorragend. Dann können wir uns ganz anders präsentieren." Aber schon überhaupt gegen Wolfsburg im Finale zu stehen ist "ein ganz besonderer Erfolg".

Goliath – Der VfL Wolfsburg

Beim Pokalspiel könnte ein Rekord aufgestellt werden: Wolfsburg kann den 6. Pokal in Folge holen – das ist vorher noch keinem Team gelungen. Mit dieser Chance konfrontiert lacht Spielführerin Alex Popp. "Das wusste ich nicht und spielt für unser Spiel auch keine große Rolle. Wenn es aber dann zusätzlich noch ein Rekord wird, ist das umso schöner." Sie will dem Spiel nach Möglichkeit schon von den Beginn an den Wolfsburger Stempel aufdrücken. Mit Irini Ioannidou hat sie übrigens auch schon in Duisburg den Pokal geholt. "Es ist immer wieder schön, wenn wir uns alle treffen. Doch auf dem Spielfeld gibt es dann kurz mal keine Freundschaften."

Mit Geisterspielen hat Wolfsburg jetzt auch schon einige Erfahrung, trotzdem sieht Trainer Stephan Lerch: "Wenn die Emotionen von den Rängen nicht auf den Platz kommen, müssen die Spielerinnen sie selbst mitbringen." Doch ihren Willen und Spielstärke haben die Wölfinnen in dieser Saison zur Genüge bewiesen. Wenn auch ein K.O.-Spiel wie jetzt im Finale noch einmal etwas anderes ist. "Da spielt auch der Kopf eine entscheidende Rolle. Alle wissen: Ein Fehler kann der entscheidende sein", sagt Lerch.

DFB Pokalfinale der Frauen ohne Zuschauer

Zuschauer wird es beim Pokalfinale in Köln keine geben. Aufgrund der Corona-Pandemie wird das Spiel vor leeren Rängen durchgeführt. Auch öffentliche Auftritte der Spielerinnen vor oder nach dem Spiel – etwa für Autogramme – wird es nicht geben. Alex Popp sagt dazu: "Schön ist anders, natürlich hätten wir lieber das Stadion voll. Gerade für Essen wäre das mit Zuschauern ein größeres Highlight gewesen." Aber auch wenn Feiern mit Fans natürlich viel schöner ist, will sie auf jeden Fall gerne erneut mit ihren Kameradinnen feiern – so wie Sie das schon bei der Meisterfeier gemacht haben. Auch Essens Irini Ioannidou findet es schade, ohne Zuschauer zu spielen. "Es wäre sicher extrem voll geworden in Köln. Aber auch ohne Fans können die Mädels das als großes Highlight sehen."

DFB Pokalfinale der Frauen live im TV sehen

Am Samstag, 4. Juli 2020, zeigt ARD ab 16:30 Uhr das DFB-Pokalfinale der Frauen. Die SGS Essen trifft auf den Titelverteidiger und diesjährigen Meister VfL Wolfsburg. Die Übertragung aus Köln moderiert Claus Lufen, unterstützt wird er von ARD-Expertin Nia Künzer. Stephanie Baczyk kommentiert das Spiel live im Ersten ab 16:45 Uhr.

Erschienen in Fußball am 03. Juli 2020

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