Basketball-Profi mit vielen Talenten: ChemCats-Spielerin Lotta Kunze

ExklusivVom Kunstturnen zum Basketball, Ausbildung zur Anästhesie-Technischen Assistentin und zum Ausgleich Modeln: Lotta Kunze (21) von den ChemCats Chemnitz (2.DBBL) hat viele Talente. Ihr Herz schlägt aber vor allem für ihr Team.

Kunstturnen mit einer Größe von 1,76 Meter? Kaum vorstellbar. Kein Wunder, dass sich Lotta Kunze mit 14 Jahren dazu entschied, sich einen neuen Sport zu suchen. „Ich bin einfach zu groß geworden, die Hebelverhältnisse haben fürs Turnen nicht mehr gestimmt“, sagt die 21-Jährige, die seit ihrem dritten Lebensjahr geturnt hatte. Die naheliegendste Sportart – nicht nur aufgrund der Körpergröße, sondern weil viele ihrer Freunde dort aktiv waren – war Basketball. Und dort ist Lotta geblieben. Für die ChemCats Chemnitz, die in der Saison 2019/20 in die 2. Damen-Basketball-Bundesliga abgestiegen waren, macht sie seither als Flügelspielerin Punkte.

Schnelligkeit, Gleichgewicht, Motorik

Flügelspielerinnen überzeugen ja in der Regel durch ihre Schnelligkeit. Die hat Lotta aus dem Turnen mitgebracht, genauso wie das gute Gleichgewicht und die gute Motorik. „Ich habe neue Bewegungen sehr schnell gelernt“, sagt sie. „Aber die Umstellung am Anfang war trotzdem nicht einfach.“ Nicht nur in sportlicher Sicht. Schließlich hatte sich Lottas gesamtes Leben um Turnen gedreht – Freunde, Training, Wettkämpfe. Jetzt dreht es sich um Basketball. Das Teamgefühl hat ihr das Eingewöhnen leichter gemacht und heute möchte Lotta die Mitspielerinnen und den Zusammenhalt in der Mannschaft nicht mehr missen.

Training, Spiele, wieder Training. Auch in der zweiten Bundesliga sind die Spielerinnen ständig gefordert. Und trotzdem findet Lotta noch Zeit für andere Hobbys – und ihre Ausbildung. Seit diesem Jahr arbeitet sie als Anästhesie-Technische Assistentin. Daher schafft sie es auch immer nur zum zweiten Training mit dem Team. Acht Stunden Arbeit, eine Stunde Pause daheim, dann auspowern beim Sport.

Modelaufträge dank Instagram

Und zwischen all dem geht Lotta noch ab und an einer anderen Leidenschaft nach: dem Modeln. „Mit 16 Jahren hatte ich mal ein Bild auf Instagram, da haben mich gleich zwei Agenturen angeschrieben. Seither mache ich das ab und zu“, erzählt sie. Eine ungewöhnliche Kombi – die für Lotta aber so gar nichts Ungewöhnliches hat.

„Ich kann eine Sportart betreiben, die noch immer stark männlich dominiert ist und gleichzeitig Kleider tragen und mich weiblich fühlen. Das schließt sich für mich nicht aus.“

Im Gegenteil, für die 21-Jährige ist das Shooten ein Ausgleich zu dem, was sonst von ihr auf dem Feld abverlangt wird.

Dass Basketball noch immer für viele eine Männer-Sportart ist, erlebt Lotta mit den ChemCats auch. Es kommen weniger Zuschauer, die Sponsoren müssen hart erkämpft werden. „Die meisten von uns Spielerinnen verdienen gar nichts mit dem Basketball“, sagt Lotta. Daher hat die Mannschaft nun die Social-Media-Aktivität ausgebaut, um intensiver für die Spielerinnen zu werben, sie zu präsentieren und auch dem Nachwuchs Vorbilder zu bieten. Gemeinsam mit Mitspielerin Anabel Neuber Valdez wird künftig Lotta das Posten auf Facebook und Instagram übernehmen. „Wir sind damit aufgewachsen, wir wissen, was funktioniert“, sagt sie und lacht.

Immer weiter, für das Team

Wenn Lotta mal Kinder hat, will sie ihnen raten, auch eine Teamsportart zu machen. Denn auch wenn sie mal Momente hat, in denen sie sich gerne eine Auszeit nehmen würde, geht sie immer ins Training. „Ich weiß, wenn ich nicht gehen würde, dann würde dort jemand auf mich warten. Mein Team ist der größte Grund, noch lange dabeizubleiben.“ Jetzt steht erst einmal die neue Saison bevor, das Training hat bereits begonnen. In der 2. Liga wollen sich die ChemCats beweisen – um dann irgendwann wieder aufzusteigen. Lotta sagt: „Der Zusammenhalt ist unsere Stärke. Außerdem sind wir alle noch sehr jung und lernen schnell. Niemand sollte uns unterschätzen.“

Erschienen in Basketball am 23. August 2020

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