Auf dem Weg nach Tokio: Elisabeth Seitz will nach London und Rio mehr

SerieElisabeth Seitz (27) turnt seit mehr als 20 Jahren – und will all ihre Erfahrung bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio zeigen. Es wäre ihre dritte Olympia-Teilnahme. In einer Serie mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) begleiten wir Deutschlands Sportlerinnen auf dem Weg nach Tokio.

Olympische Spiele 2012 in London. Für Kunstturnerin Elisabeth Seitz, damals 18 Jahre alt, waren es die ersten, bei denen sie selbst dabei war. „Ich bin auf die Ringe zugelaufen und dachte, gleich kippe ich um. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper und hatte meine Emotionen kaum noch unter Kontrolle“, erzählt sie heute, neun Jahre später. Am Stufenbarren, ihrem Paradegerät, landete sie 2012 auf Rang sechs. Auch wenn sie nach eigenen Worten nach dem Wettkampf „fix und fertig“ war, wollte Elisabeth Seitz mehr. Und sie bekam mehr. In Rio 2016 verpasste sie nur knapp das Podest mit Rang vier. „Und jetzt will ich noch mehr“, sagt die 27-Jährige.

Elisabeth Seitz glaubt zu 100 Prozent an Olympia 2021

Sie will zu Tokio 2021 – und ihre Chancen stehen gut. Bei den Deutschen Meisterschaften und einem Qualifikationswettkampf im Sommer turnen sich vier Athletinnen ins Olympia-Team. „Die Konkurrenz ist groß. Kim Bui trainiert mit mir jeden Tag und auch wenn sie noch älter ist als ich, ist sie immer voll da und top fit“, sagt Elisabeth Seitz. Und dann wäre da noch Sarah Voss, die amtierende deutsche Mehrkampfmeisterin. Auch mit der muss Seitz rechnen. Doch die erfahrene Turnerin ist motiviert. 30 Stunden pro Woche trainiert sie für ihren nächsten Olympia-Traum. Zweifel, dass die Spiele wieder verschoben werden könnten, lässt sie nicht zu.

„Ich glaube zu 100 Prozent daran, dass Tokio 2021 stattfindet.“

Als die Spiele im vergangenen Jahr abgesagt wurden, war das für Elisabeth Seitz ein schwerer Schlag. „Das hat mir im Herzen weh getan und auch meiner Motivation geschadet“, gibt die Turnerin zu. „Das war ein riesen Schock und ich habe wirklich eine Weile gebraucht, damit klarzukommen.“ Sie habe alles gegeben für das Jahr 2020, das es dann in sportlicher Sicht nicht gab. Dass Olympia jetzt immer näher rückt, pusht Elisabeth Seitz. Auch wenn Wettkämpfe wie der DTB-Pokal in Stuttgart und der Weltcup in Cottbus schon wieder abgesagt wurden. Auf dem Plan stehen immerhin noch Weltcups in Birmingham und Tokio und eine Europameisterschaft, die auf dem Weg zu den Olympischen Spielen bei der Vorbereitung helfen.

Topfit und hochmotiviert

Nach dem vierten Platz in Rio 2016 wäre ein Podestplatz für Elisabeth Seitz in Tokio die optimale Revanche. „Ich will mir keinen Druck machen. Aber ich weiß, dass es möglich ist.“ Zumal die erfahrene Turnerin derzeit topfit ist. Während sie in der Vergangenheit immer wieder Verletzungen etwa an den Füßen stoppten, hat die 27-Jährige derzeit kaum körperliche Beschwerden. „Wenn, dann sind meine Beschwerden altersbedingt“, sagt Elisabeth Seitz und lacht. „Ich mache den Sport jetzt seit mehr als 20 Jahren, da ist es normal, dass mal was zwickt.“

Es sind genau diese 20 Jahre, die viele Erfahrung, die Elisabeth Seitz für andere so gefährlich machen. Anders als bei ihren ersten Olympischen Spielen lässt sich die Turnerin des MTV Stuttgart nicht mehr so leicht aus der Bahn bringen. „So etwas wie Olympia beeindruckt mich zwar, aber es haut mich nicht mehr um“, sagt die Sportsoldatin. Bis Tokio will Seitz genauso fit sein, wie bei der Heim-WM 2019 in Stuttgart. Zwar reichte es da für sie nicht zu einem Podestplatz, aber Elisabeth Seitz war mit ihrer Leistung zufrieden.

„Klar sind mir auch da kleine Fehler passiert und daran will ich bis Olympia feilen. Vor allem am Stufenbarren möchte ich glänzen.“

Elisabeth Seitz plant Schritt für Schritt

Nach London wollte Elisabeth Seitz mehr. Nach Rio noch mehr. Und nach Tokio? Bis Paris 2024 wären es nur noch drei Jahre. „Erst einmal will ich nach Olympia in den wohlverdienten Urlaub, wenn das möglich ist. Und mehr für mein Studium machen“, sagt Elisabeth Seitz, die in der Sportfördergruppe der Bundeswehr neben dem Sport auch Lehramt studiert. Englisch und Sport. „Ich bin froh und dankbar, Teil der Bundeswehr zu sein. Durch meine duale Karriere weiß ich, dass ich nach dem Leistungssport ins Berufsleben einsteigen könnte. Es macht mich stolz, diese Möglichkeit zu haben.“

An nach dem Leistungssport will die Kunstturnerin aber noch nicht denken. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 schließt sie nicht aus. „Ich hoffe, dass ich im Turnen weiterhin so gut bin, dass mich die Jüngeren nicht überholen. Ich muss aber vor allem auf meinen Körper hören, schließlich will ich mit dem noch eine ganze Zeit weiterleben. Daher plane ich Schritt für Schritt.“ Und der nächste Schritt liegt definitiv auf dem Weg nach Tokio.


Serie "Auf dem Weg nach Tokio"

Gemeinsam mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) realisieren wir derzeit eine Serie über Spitzensportlerinnen auf dem Weg nach Tokio. Neben Text und Video produziert meinsportpodcast.de dazu auch eine Podcast-Reihe, die unter dem Namen „Sportfrauen auf dem Weg nach Tokio“ auf der Plattform zu finden ist.

Erschienen in Turnen am 22. Februar 2021

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