Bergsport

Lucia Dörffel gewinnt die Deutsche Meisterschaft Lead 2019

Die besten deutschen Lead-Kletterinnen haben um den Meistertitel gekämpft – und Lucia Dörffel setzte sich gegen die Konkurrenz durch.

Mit 17 Meter Wandhöhe und einem Überhang von sechs Metern gehört die Wettkampf-Wand in der Bergstation Hilden zu den Längsten in Deutschland – aber nicht zu den Steilsten. Sechs Meter sind selbst im nationalen Vergleich nicht zu viel. Für Chef-Routenbauer Luke Brady ist diese Wandstruktur trotzdem optimal: „Hier kannst du mal richtige Bewegungen abfragen – es ist einfach toll.“ Und so wagte man dann auch etwas Seltenes: Eine der beiden Quali-Routen der Damen verlief zu zwei Dritteln über eine geneigte Platte – erst auf den letzten vier Metern ging es in den Überhang.

"Wahnsinns-Show" in Hilden

Den rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Halle wurde neben starken sportlichen Leistungen und heißen Beats noch mehr geboten: Lichtinstallationen und Animationen an der Wand sorgten für zusätzliche Unterhaltung. DAV-Delegate Ricardo Schumann: „Man merkt einfach, dass alle, also Helfer, Betreiber und Athleten, für diese Veranstaltung hier brennen. Hilden ist einfach immer eine Wahnsinns-Show!“

Favoritinnen setzen sich in Qualifikation durch

Mit zwei 7b+ (UIAA IX-) waren die beiden Qualifikations-Routen der Damen relativ leicht. Route 1 führte relativ früh durch einen Überhang und an großen Volumen nach oben. Route 2 war in die oben bereits erwähnten Platte geschraubt. Bei der meist positiven Wandneigung war weniger Kraft als Balance und Feinfühligkeit gefragt.

Und so sah man dann auch viele Tops: In Q1 wurde 21 Mal der Umlenker geklippt, in Q2 immerhin noch neun Mal. Von den insgesamt 31 Starterinnen durften die besten 26 ins Halbfinale. Mit dabei: Die beiden Top-Favoritinnen Afra Hönig (DAV Landshut) sowie Alma Bestvater (DAV Weimar). Und auch die amtierende deutsche Lead-Meisterin, Frederike Fell (DAV Freising), konnte sich für die nächste Runde qualifizieren. Zwei Top-Begehungen schafften sie aber nicht, hier zeichneten sich vor allem Newcomerinnen wie Lea Büsgen (DAV Frankfurt/Main), Romy Fuchs (DAV München-Oberland) oder Catrin Gorzellik (DAV Reutlingen) aus. Auch die 19-jährige Lucia Dörffel vom Sächsischen Bergsteigerbund konnte sich für die nächste Runde empfehlen. Das ist auch keine Überraschung, klettert die amtierende Deutsche Meisterin im Bouldern doch in diesem Jahr ihre beste Saison.

Halbfinale: Liebesgrüße aus Bayern

Der Anfang der Damen-Linie war noch recht gemütlich geschraubt, doch dann begann schon die Anstrengung: Immer wieder mussten die Frauen Schleifen und Umwege klettern, die viel Kraft aus den Unterarmen saugten. Am Ende – als wäre es noch nicht genug – folgte ein Mantle mit einem Sprung an ein großes Volumen.

Gerade die „jungen Wilden“ aus Bayern kamen mit der Route sehr gut zurecht: Von den acht Finalistinnen stammten fünf aus Bayern. Die erst 19-jährige Romy Fuchs (DAV München-Oberland) kletterte – wie auch Lucia Dörffel – sogar bis zum Top. Dahinter platzierten sich Frederike Fell auf Platz drei, Roxana Wienand (DAV Aschaffenburg) auf 4, Catrin Gorzellik (5), Sandra Hopfensitz (DAV Augsburg) und Magdalena Schmidt (DAV München-Oberland) auf 6 und Käthe Atkins (DAV Frankfurt/Main) auf Platz 8. Magdalena Schmidt zeigte erneut ihre Fähigkeiten und bewies Nervenstärke: Die erst 15-Jährige klettert in diesem Jahr schon im zweiten Finale einer Deutschen Meisterschaft. Bei der DM Olympic Combined in diesem Jahr belegte Magdalena den 5. Platz.

Finale: Deutliche Schwierigkeits-Steigerung

Bei den Damen führte die Route im Finale durch den steilsten Teil der Wettkampf-Wand. Ein besonderes Feature war ein weiter Sprung an guten Griffen, bevor es durch einen steilen Wand-Teil in eine Riss-Kombination ging. Auch bei den Damen nahmen die Schwierigkeiten im Finale deutlich zu: Etwa 8a+ (UIAA X-) musste man on sight klettern können, um zum Top-Griff zu kommen.

Dieser Riss-Kombination fiel Sandra Hopfensitz zum Opfer. War man durch diese Stelle gekommen, ging es an großen abschüssigen Volumen weiter durch die pumpige Route. Käthe Atkins kam noch über den Riss hinaus, dann rutschte ihr bei Zug 35 der Fuß weg. Ähnlich ergingen es der jüngsten Starterin, Magdalena Schmidt, und Catrin Gorzellik, der amtierenden deutschen Vize-Meisterin im Olympic-Combined.

Amtierende Deutsche Meisterin als Top-Favoritin

Als Erste meisterte Roxana Wienand diese Stelle. Sie fiel erst bei Zug 37+. Frederike Fell, die aktuelle Deutsche Lead-Meisterin, war in diesem Jahr lange verletzt und bestritt nur einen weiteren Wettkampf – im April. Dafür zeigte sie eine tolle Leistung und beendete ihr Finale bei Zug 35+.

Nachdem sowohl Alma Bestvater als auch Afra Hönig nicht im Finale dabei waren, galt Lucia Dörffel als Top-Favoritin. Die amtierende Deutsche Meisterin im Bouldern ließ nichts anbrennen und fiel erst beim Sprung zum Top aus der Wand. Verdient landete sie auf Platz 1. Danach kam nur noch Romy Fuchs. Die 19-Jährige kletterte in diesem Jahr bei keiner Deutschen Meisterschaft mit – zeigte sich aber heute in eindrucksvoller Form. Als letzte Teilnehmerin startete sie in die Route, ließ die Risse hinter sich – scheiterte aber an den abschüssigen Slopern, die danach folgten.

Die Platzierungen bei den Damen

  1. Lucia Dörffel
  2. Roxana Wienand
  3. Frederike Fell
Verfasst von DAV

Erschienen in Bergsport am 10. November 2019

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