Wintersport

Frauen-Monobob: Premiere im Eiskanal ohne große Erwartungen

An diesem Wochenende steht im Bobsport eine Premiere auf dem Programm. Zum ersten Mal werden im Weltcup der Frauen Rennen im Monobob ausgetragen. Im Eiskanal von Innsbruck-Igls starten am Samstag auch drei deutsche Bob-Pilotinnen in der neuen Disziplin. Erwartungen gibt es seitens des deutschen Trainers aber keine.

Anschieber, Pilot und Bremser in einer Person, das ist der Modus im Monobob. Anders als im Zweier- oder Viererbob müssen Sportlerinnen und Sportler im Einsitzer alle Aufgaben alleine übernehmen. Am Samstag (12.12, 10 Uhr) feiert der Monobob im Rahmen des Bob-Weltcups in Innsbruck-Igls Premiere bei den Frauen. Es soll ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung sein, doch nicht alle sind begeistert über den zusätzlichen Wettbewerb.

Hier zu unserem Bericht: Laura Nolte holt Silber bei der Premiere.

Deutsches Bob-Team: Ohne Erwartungen ins Premierenrennen

Auch im deutschem Team will keine wirkliche Freude über die Frauen-Monobob-Weltserie aufkommen. „Wir haben die Monobobs erst hier bekommen und jetzt einfach mal an die drei Pilotinnen verteilt. Ich habe null Erwartungen. Unsere Mädels sollen sich einfach an den Schlitten gewöhnen und erstmal runterfahren“, erklärte Bundestrainer René Spies im Vorfeld der Premiere in Innsbruck.

„Im Monobob geht es jetzt einzig und alleine darum, sich an das Gerät zu gewöhnen und die Lenkung individuell anzupassen." Bundestrainer René Spies

Als deutsche Starterinnen werden die Zweierbob-Pilotinnen Mariama Jamanka, Laura Nolte und Kim Kalicki bei der Premiere im Eiskanal antreten. Die sonst oft siegreichen deutschen Bobfahrerinnen sind vor dem Premierenrennen zurückhaltend. „Im Monobob geht es jetzt einzig und alleine darum, sich an das Gerät zu gewöhnen und die Lenkung individuell anzupassen. Grobe Abstimmungsarbeiten werden jetzt gemacht, ab nächste Woche geht es dann an die Feinarbeit. Die intensive Phase kommt dann erst zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn wir alle in Altenberg sind und auch intensiv Monobob fahren werden“, so Trainer Spies weiter.

Monobob in allen Rennserien des Weltverbandes

Nicht nur im Weltcup, sondern auch im Europacup und Nordamerika-Cup gibt es in dieser Saison Rennen im Monobob. Das erste Rennen der Frauen-Monobob-Weltserie wurde bereits vergangene Woche im Europacup in Winterberg ausgetragen. Ohne deutsche Beteiligung siegte dort im Feld von neun Pilotinnen die Russin Nadeshda Sergeeva vor der Schweizerin Martina Fontanive und Österreicherin Katrin Beierl. Die erste Weltmeisterschaft im Frauen-Monobob soll 2021 im amerikanischen Lake Placid stattfinden.

Frauen-Monobob 2022 in Peking olympisch

Die jetzt startende Monobob-Rennserie soll vor allem eine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2022 in Peking sein. Dann wird der Frauen-Monobob als Disziplin nämlich olympisch. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) möchte mit der Aufnahme des Monobobs ins Olympia-Programm für mehr Gleichberechtigung für Frauen im Bobsport sorgen. Wie bei den Männern, die im Zweier- und im Viererbob starten, gibt es mit der neuen Disziplin nämlich auch für die Bob-Frauen zwei Medaillenchancen bei Olympia. Auch die Zahl weiblicher Olympiateilnehmerinnern im Programm soll durch die neue Disziplin erhöht werden. Die Fahrerinnen selbst kritisieren jedoch, dass die Anzahl der Medaillen im Monobob natürlich geringer sei als im Viererbob. Außerdem gilt der Monobob als Anfängerschlitten.

Außerdem sollen vor allem kleine Nationen vom Monobob als neuen Disziplin profitieren. „Es gib nicht nur unseren weiblichen Athleten die Möglichkeit, eine zusätzliche Medaille zu gewinnen sondern auch unseren Nationalverbänden die Möglichkeit, die Teilnahme weiblicher Athleten weiter zu fördern“, sagte Ivo Ferriani, Präsident des Internationalen Bob & Skeleton Verbands IBSF, nach dem bereits im Sommer 2018 bekannt wurde, dass der Monobob für Frauen als Disziplin ins Olympia-Programm aufgenommen wird.

„Es gib nicht nur unseren weiblichen Athleten die Möglichkeit, eine zusätzliche Medaille zu gewinnen sondern auch unseren Nationalverbänden die Möglichkeit, die Teilnahme weiblicher Athleten weiter zu fördern.“ Ivo Ferriani, Präsident des Internationalen Bob & Skeleton Verbands IBSF

Der Viererbob der Männer ist bereits seit den ersten Winterspielen 1924 im französischen Chamonix Olympia-Disziplin, 1932 kam dann der Männer-Zweierbob im amerikanischen Lake Placid dazu. Seit den Olympischen Spielen 2002 in Park City gehört auch der Frauen-Zweierbob zum Olympischen Programm.

Monobob im Jugendbereich

Bisher ist der Monobob vor allem im Jugendbereich zu finden. Hier wurde der Einsitzer vor allem eingeführt, um das Bobfahren für Jugendliche attraktiv zu machen. Im Jahr 2016 gehörte die Disziplin zum ersten Mal zum Programm bei den Olympischen Jugend-Winterspielen (YOG) im norwegischen Lillehammer. Bei der Premiere konnte sich die Deutsche Laura Nolte, mittlerweile erfolgreiche Zweierbob-Pilotin, die Goldmedaille sichern.

In diesem Jahr hatte der Monobob seinen zweiten olympischen Auftritt im Jugendbereich. Bei den Olympischen Jugend-Winterspielen im schweizerischen Lausanne im Januar 2020 konnte sich die deutsche Monobob-Pilotin Celina Harms vom BSC Winterberg die Bronzemedaille hinter der Slowakin Viktoria Cernanska und der rumänischen Siegerin Georgeta Popescu sichern.

Gleiche Chancen durch gleiches Material

Im Monobob soll vor allem das Material nicht mehr über Sieg oder Niederlage entscheiden. Alle Athletinnen nutzen typgleiche Schlitten. Im Jugendbereich wurden die Schlitten sogar bisher nach dem ersten Lauf getauscht, um trotz der gleichen Bauweise auftretende Unterschiede bei den Kufen auszugleichen. Die schnellste des ersten Durchgangs tauschte ihren Schlitten mit der Langsamsten, die zweitschnellste mit der zweitlangsamsten und so weiter.

In der jetzt startenden Weltcup-Rennserie dürfen die Monobob-Pilotinnen laut dem Internationalen Frauen-Monobob Reglement des IBSF nur im standardisierten IBSF Monobob, der von einer Münchener Firma produziert wird, starten. Auch Ersatzteile dürfen nur standardisiert vom Münchener Produzenten kommen. Darüber hinaus gelten neben den Vorgaben für den Schlitten einheitliche Kufen-Spezifikationen und ein Mindest- (162 kg) sowie Maximalgewicht (237 kg) für den Monobob.

Jana Glose

Jana Glose

Erschienen in Bob/Rennrodeln am 12. Dezember 2020

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